EHC-Ass Garrett Roe: "Eishockey im Blut"

US-Stürmer Garrett Roe ist der Topscorer beim EHC Red Bull München. „Ich habe früher mit Pucks gespielt als mit Kuscheltieren!"
von  Matthias Kerber
Stürmer Garrett Roe verlässt den EHC Red Bull München.
Stürmer Garrett Roe verlässt den EHC Red Bull München. © Rauchensteiner/Augenklick

München - „Garrett Wer?“, fragten die notorischen Unkenrufer, als der EHC Red Bull München vor der Saison die Verpflichtung von Stürmer Garret Roe aus der österreichischen Liga EBEL bekanntgab. Inzwischen hat der Name in der DEL einen Klang wie Donnerhall: Garrett Roe!

Der 26-jährige Amerikaner ist mit bisher 45 Scorerpunkten in 38 Partien (12 Tore, 33 Assists) der absolute Toptorjäger des EHC und zugleich der drittbeste Scorer in der gesamten DEL. „Garrett ist ein vorbildlicher Profi in jeder Beziehung. Er ist unser Motor“, sagte der frühere Salzburger und jetzige Münchner Trainer Don Jackson, der Roe als Antrittsgeschenk mitgebracht hatte. Auch bei der unglücklichen 4:5-Niederlage nach Penaltyschießen der Münchner bei den Nürnberg Ice Tigers bereitete Roe wieder zwei Treffer vor. „Man kann ihn kaum ausschalten“, sagte EHC-Kapitän Michael Wolf über Roe, der 2008 von den Los Angeles Kings gedraftet wurde, aber nie ein Spiel in der besten Liga der Welt bestritt. Zu klein, zu leicht – so lautet das Urteil über Roe. 1,73 Meter, 73 Kilo, das sind nicht gerade Gardemaße für einen Eishackler. Aber was Roe an Körpergröße fehlt, macht er mit Kämpferherz und Kreativität wett. „Es macht Spaß, ihm zuzuschauen“, sagt Jackson, „er hat Eishockey im Blut.“

Schon als Baby war er an der Eisfläche, wenn der Vater seine Brüder trainierte. „Ich glaube, ich habe früher mit Pucks gespielt als mit Kuscheltieren“, sagt Roe mit einem ansteckenden Lachen. Dieses Lachen ist für ihn, den sie auch „die Zaubermaus“ nennen, fast ein Markenzeichen. „Ich trage immer ein Lächeln im Gesicht“, sagt Roe, „ich habe ein tolles Leben, also lächle ich. Ich lache auch mehr über mich selber als mich andere auslachen können. Eishockey ist meine große Leidenschaft, ich liebe alles daran.“ Kein Wunder für einen Mann, der in eine Eishockey-Familie geboren wurde, der am 22. Februar, dem Jahrestag des unvergessenen Miracle On Ice, geboren wurde. Des Eiswunders, bei dem die USA bei Olympia 1980 in Lake Placid die als unschlagbar geltende Mannschaft der Sowjetunion niederkämpfte. Und das in der Hochzeit des Kalten Krieges zwischen den beiden Supermächten. „Ich nehme jedes Jahr an einem Turnier in Lake Placid teil, an der Stelle, wo dieses Wunder geschah, das so viel größer war als der Sport“, sagt Roe, „das ist immer noch Gänsehaut pur.“

Roe, der Topscorer. Roe, die Zaubermaus. Roe, der Gaudi-Bua! Der Amerikaner ist in Vienna zur Welt gekommen. Aber nicht der österreichischen Hauptstadt Wien, die im englischen Vienna heißt, sondern in Vienna im Bundesstaat Virginia. Einer Art Vorort von Washington D.C. „Als ich in Österreich beim EC Red Bull Salzburg spielte, habe ich versucht, den Kerlen dort zu erklären, dass ich aus dem echten Wien stamme und sie immer vom falschen Wien reden“, sagt die Nummer 9 des EHC mit spitzbübischem Grinsen: „Aber irgendwie wollten sie mir nie glauben, haben mir ketzerisch das Gegenteil erzählt. Ich war dann auch im österreichischen Wien. Definitiv das zweitschönste Wien der Welt.“

An das Leben in München hat er sich inzwischen gut gewöhnt. „Das ist schlicht eine tolle Stadt. Ich sehe es als Privileg an, dass ich in meinem Beruf die Welt bereisen kann, andere Kulturen, andere Bräuche und Lebensformen kennenlernen kann“, sagt Roe, „nur an eins werde ich mich hier nie gewöhnen: Dass man hier am Sonntag nicht einkaufen kann. So viel Planung, dass man seinen Kühlschrank auffüllen muss, bin ich nicht gewohnt, das überfordert mich“, amüsiert sich Roe, der Mann, der immer lacht.    

 

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