Don Jackson: Meistercoach zum EHC?
MÜNCHEN Die Bilder vom vergangenen Sonntag aus Berlin hat sich der EHC Red Bull genau eingeprägt. Die Eisbären feierten ausgelassen ihren siebten DEL-Titel der vergangenen neun Jahre und gleichzeitig einen glatten Hattrick. Der dritte Triumph in Folge macht die Gegner neidisch.
Zu den echten Herausforderern soll in der kommenden Saison auch der EHC zählen, der mit den Red-Bull-Millionen so richtig aufrüsten kann und will. Nationalspieler Yannick Seidenberg ist bereits verpflichtet, weitere Kracher sollen noch kommen. Auch um die Top-Klubs Berlin, Köln, Mannheim und Hamburg anzugreifen.
Doch nicht nur bei den Spielern herrscht noch Nachholbedarf – auch auf dem Trainerposten. Nach dem Abgang von Pat Cortina, der sich voll auf seinen Posten als Nationaltrainer konzentrieren möchte, sucht Manager Christian Winkler nach einem Nachfolger – einem Meistermacher. Ganz oben auf dem Wunschzettel für die Cortina-Nachfolge steht seit Monaten ein Mann: Don Jackson!
Der 56-jährige Amerikaner wäre der richtige, um dem Team die Gier nach Titeln zu vermitteln. Zwar sagte der Eisbären-Coach am Sonntag im Überschwang des Erfolgs noch: „Ich bin Eisbär, mir gefällt es in Berlin. Warum sollte ich woanders hingehen?“
Doch in der Hauptstadt weiß man auch: Bald könnte diese Aussage nichts mehr wert sein. „Ich habe mich über die Aussage Freude. Aber noch ist der Vertrag nicht verlängert“, erzählt Manager Peter-John Lee. Denn Jackson hat mit den Eisbären alles erreicht: Zwischen 2008 und 2013 wurde er fünfmal Meister, nur 2010 flog er aus den Playoffs. Seine irre Bilanz: 2007 kam er von der Düsseldorfer EG, seitdem verlor er nur eine Playoff-Serie. Mehr Meistercoach geht kaum. „Wir haben vereinbart, dass wir uns nach den Playoffs noch einmal zusammen setzen“, sagt Lee. Doch er sagt auch: „Das ist bei den Spielern und Trainern dasselbe, alle schauen sich um. Und dann ist die Entscheidung eben ob man zum FC Bayern oder zu Manchester United geht.“ Klingt nicht, als sei die Vertragsverlängerung beschlossene Sache.
Und der Fußball-Vergleich zeigt: Der Respekt vor dem neuen EHC mit Red Bull im Rücken ist schon jetzt riesig. „Ich hoffe, dass keiner von unserem Team nach München geht“, sagt Lee und scherzt: „Auf der Meisterfeier waren sie alle besoffen, da habe ich sie alle verlängern lassen.“
Galgenhumor gegen die neue Gefahr aus dem Süden. In Berlin sieht man seine Dauerherrschaft in Gefahr: Denn wenn sich Jackson doch wieder für die Eisbären entscheiden sollte, hätte Red Bull einen Berliner Meistermacher bereits im eigenen Haus.
Pierre Pagé, als übergeordneter Sportdirektor für Salzburg und München vorgesehen, könnte EHC-Plan B sein. „Wer Pierre kennt, weiß, dass er nur hinter der Bande stehen will. Er ist sicher ein Kandidat für München“, sagt Lee. Der Kanadier und Pagé kennen sich bestens, formten die Eisbären von 2002 bis 2007 zum Meisterteam, erarbeiteten das erfolgreichste Nachwuchskonzept der gesamten Liga. Offiziell wird der EHC nichts vor dem 1. Mai bekannt geben. Dann übernimmt Red Bull, dann beginnt der Plan für die vierte Münchner Eishockey-Meisterschaft – mit einem Berliner Meistertrainer?