Don Jackson: „Keine Garantien, keine Geschenke"
AZ: Herr Jackson, Sie waren ein extrem erfolgreicher Eishockeyspieler, sind der erfolgreichste Trainer der DEL-Geschichte: Am Freitag startet die neue Saison. Für wen war diese Zeit kurz vor dem Auftakt nervenaufreibender? Den Spieler Jackson oder den Trainer Jackson?
DON JACKSON: Eindeutig für den Trainer. Als Spieler war man ja irgendwie nur für sich selbst verantwortlich. Als Coach bin ich es für 20. Was das bedeutet, kann jeder nachvollziehen, der Kinder hat. Man passt auf, dass kein Kind aus der Reihe tanzt, man muss auf alle gleichzeitig schauen. Zum Glück habe ich darin Übung und die Jungs hier beim EHC zeigen mir alle, dass sie wollen. Ich pushe mich jeden Tag ans Limit und hoffentlich pushe ich damit auch die Spieler. All das ist eine Herausforderung. Ich habe es immer so gesehen: Vom ersten Tag der Karriere an bis zum letzten musst du als Spieler um deinen Platz kämpfen. Es gibt keine Garantien und Geschenke. Die guten Spieler sehen das genauso. Nur, wer täglich sein Bestes gibt, kommt voran.
Dieses immer am Limit sein, macht Ihnen das Spaß?
Ich halte es für eine Notwendigkeit. Manchmal vielleicht keine angenehme, aber das ändert nichts daran, dass es notwendig ist. Spaß habe ich, wenn meine Spieler eine gute Leistung zeigen, wenn sie umsetzen, was wir erarbeitet haben. Das sind die Momente, wo ich mir denke: Hey, Don, Du hast den allerbesten Platz als Zuschauer im ganzen Stadion. Ich bin nahe dran, sehe alles, das ist dann meine Belohnung.
Sie sagten: keine Geschenke, keine Garantien. Wer steht am Freitag in Hamburg im Tor? Niklas Treutle oder Florian Hardy, der lange verletzt war?
Das habe ich noch nicht entschieden. Ich entscheide immer erst einen Tag vor dem Spiel – oder später. Jeder Spieler soll jeden Tag glauben, dass er um seinen Job kämpfen muss. Sonst kommt leicht Selbstzufriedenheit auf. Als ich in Berlin bei den Eisbären war, war Rob Zepp die klare Nummer eins im Tor. Aber er hat nicht einmal von sich selber gesagt, dass er die Eins ist. So gehen die großen Spieler die Sache an. Nehmen Sie etwa bei uns Michael Wolf, ein Spieler, der in seiner Karriere fast alles erreicht hat. Er ist ein echter Leader, gibt immer alles. Sie werden nicht einmal sehen, dass er etwas schleifen lässt, dass er versucht, eine Abkürzung zum Erfolg zu nehmen. Das ist ein Spieler mit Erfahrung und Führungseigenschaften. Wenn man das im Team hat, dann hat man gute Chancen, zu gewinnen. Zum Glück haben wir nicht nur Wolf, sondern viele solcher Spieler.
Hamburg ist sehr heimstark.
Absolut. In der vergangenen Spielzeit hatten sie eine unglaubliche Heimserie. Sie sind eine sehr gute Mannschaft. Wir müssen für sie bereit sein, denn sie werden bereit sein. Aber so muss man immer agieren. Wir kämpfen, wir wollen gewinnen, wir wollen die drei Punkte. Unser Ziel ist es, dem Gegner, in dem Fall Hamburg, unseren Willen aufzuzwingen. Das ist die wahre, die tiefere Natur des Zweikampfes, des Sports. Denn ganz viel wird im Kopf entschieden.
Sie stehen für ein aggressives, offensives Spiel.
Ich betrachte Passivität im Spiel als die größte Sünde, die ein Eishockeyspieler begehen kann. Wir müssen den Gegner zu Fehlern zwingen und das macht man am besten, indem man ihn zwingt, aus seiner Komfortzone zu kommen.
Wer Eishockeyspieler kennt, der weiß, dass sie alle abergläubisch sind. Verraten Sie uns doch mal Ihren Tick!
(lacht) Ich bin der Meinung, um abergläubisch zu sein, muss man ein bisschen verrückt sein. Und wenn man auch noch darüber redet, ist man nicht nur ein bisschen verrückt, sondern richtig durchgeknallt. Dann sind Sie also nur ein bisschen verrückt... Ein bisschen verrückt, aber vor allem zu 100 Prozent auf den Job konzentriert. Beim Job hört bei mir der Spaß auf.
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