Don Jackson: "Das sind jetzt meine Jungs"

Im AZ-Interview spricht Don Jackson, Trainer des EHC Red Bull München, über seine ersten Eindrücke, die neuen Spieler – und was er von Gretzky gelernt hat.
Matthias Kerber |
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EHC-Trainer Don Jackson.
sampics/Augenklick EHC-Trainer Don Jackson.

AZ: Herr Jackson, der EHC Red Bull München hat seine erste Woche auf dem Eis hinter sich, Zeit für ein Zwischenfazit des neuen Trainers: Wie stellen sich die Jungs denn bisher an?

DON JACKSON: Mir gefällt die Energie, mit der die Spieler agieren. In der jetzigen Phase der Vorbereitung macht man ja viele Konditionssachen, Dinge, die für die Spieler vielleicht langweilig sind. Aber wer da richtig mitzieht, zeigt auch gleich, dass Eishockeyblut in seinen Adern fließt. Ich achte auf viele Details. Wie ist die Körpersprache? Wie reagieren sie auf verschiedene Situationen? Wie ist es mit der Spielintelligenz bestellt? Wie viel Einsatz zeigen sie beim Kampf um den Puck? Das ist schließlich das Einmaleins des Eishockeys: Kampf um den Puck, den Puck zu erobern. Ich muss jetzt auf andere Dinge achten als früher. Da war ich ja der Trainer der gegnerischen Mannschaften, jetzt sind das meine Jungs. Die Perspektive hat sich um 180 Grad gedreht, was früher eine Schwäche und damit ein Vorteil für mich gewesen wäre, ist jetzt ein Nachteil.

Sie sprachen die Körpersprache an. Wie sehr achten Sie da auf die Interaktion der Spieler, ob sich Spannungen aufbauen?

Ich achte auf alles. Ich sage den Spielern immer: Das Spiel, der Erfolg beginnt in der Kabine. Jede Mannschaft ist ein sensibles, ein fragiles Gebilde. Es ist die oberste Pflicht jedes Spielers, sich in dieses Gefüge zu integrieren. Ich habe nichts Gegenteiliges festgestellt, musste keinen mit irgendetwas konfrontieren. Aber ich habe da sicher sensible Antennen. Und ihr Reporter seit ja auch noch da, um sowas aufzuzeigen. (lacht)

Mit Ihrer Entscheidung, dem französischen Nationaltorwart Florian Hardy das Vertrauen zu schenken und ihn als Nachfolger des zu Nürnberg gewechselten Nationalkeepers Jochen Reimer zu implementieren, haben Sie für Verwunderung gesorgt.

Man muss sich von der Vorstellung trennen, dass gute Spieler nur noch aus ein paar Nationen kommen. Die Zeiten sind vorbei. Hardy war in der französischen Liga herausragend, er hat sich bei internationalen Turnier mit den Besten gemessen und gut ausgesehen. Ich habe ihn mir angeschaut und die Meinung von Trainern angehört, die ihn gut kennen und denen ich vertraue. Nach allem, was ich bisher gesehen habe, kann ich sagen, mein Vertrauen in die Berater und Hardy wurde nicht enttäuscht. Er macht seine Sache sehr, sehr gut.

Mehrere Spieler betonten bereits, dass Neuzugang und Verteidiger- Star Richie Regehr die Kabine allein mit seiner Präsenz, seiner Ausstrahlung gleich erobert habe. Sie kennen ihn ja schon lange aus gemeinsamen Berliner Zeiten.

So ist Richie. Er ist ein Kämpfer, einer, der im Spiel immer die Kriegsbemalung im Gesicht trägt. Er macht mit seiner Art, seinem Spiel die anderen besser. Das war immer so, daran hat sich nichts geändert. Von ihm kann man lernen.

Von wem haben Sie denn gelernt? Sie waren lange erfolgreicher Spieler, gewannen drei mal den Stanley-Cup, sind mit fünf Titeln der erfolgreichste Trainer der DEL-Geschichte.

Ich denke, eine meiner Stärken ist, dass ich gerne lerne. Ich habe mit tollen Spielern gearbeitet und von jedem habe ich etwas gelernt.

Was hat Ihnen denn Eishockeylegende Wayne Gretzky, der beste Spieler aller Zeiten, in Ihrer gemeinsamen Zeit beigebracht?

Ganz viel. Wenn ich an Wayne denke, springen mir sofort zwei Dinge ins Gedächtnis. Erstens: Trotz all seiner unglaublichen Erfolge war – und ist – er ein noch besserer Mensch als Spieler. Und das andere ist, er hat das Spiel immer brutal ernst genommen. Viele Spieler, die sich lange kennen, machen etwa beim Bully Scherze mit dem Gegenüber. Das gab es bei Gretzky nie. Auf dem Eis gab es nur den Sport, dem er mit seiner Ernsthaftigkeit den entsprechenden Respekt zollte. Der Spaß kam danach.

So werden Sie auch beschrieben: Ein extrem harter Arbeiter, der aber außerhalb für jeden Spaß zu haben ist.

Nun, wir Trainer haben sicher viel Spaß, lachen viel. Wir haben doch alle einen Traumjob. Das sage ich auch den Spielern, wenn sie nach einem besonders harten Training vielleicht gerade nicht topgelaunt sind. Hey, Jungs, selbst, wenn im Moment vielleicht alles weh tut, was haben wir alle für ein wunderbares Leben. Wir spielen als erwachsene Männer das Spiel, das uns als Kinder schon gepackt hat. Und am Mittag sind wir mit dem Training schon fast fertig, da will ich kein Gejammer hören. Ich habe ja zwischenzeitlich als Makler gearbeitet, da endet der Tag zu ganz anderen Zeiten. Nein, wir haben es bestens, das sollten wir bitte nie vergessen. Auch das hat etwas mit der Ernsthaftigkeit, dem Respekt dem Sport, aber auch den Menschen gegenüber zu tun. Interview: Matthias Kerber

 

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