Diskriminiert - weil ich fünf Kinder habe!"
Topstürmer Eric Schneider spricht exklusiv in der AZ über die Gründe, warum er beim EHC unterschrieb. „Ich bin auch Familienmensch. Andere wollten nur den Hockeyspieler. Das werde ich denen heimzahlen!“
AZ: Herr Schneider, lang hat’s gedauert, aber nun haben Sie endlich eine neue EishockeyHeimat gefunden: Sie haben beim EHC München unterschrieben. Was waren die Gründe dafür? Schließlich sind Sie einer der Topstürmer der DEL und der Aufsteiger EHC gehört sportlich sicher noch nicht zur Elite der Liga!
ERIC SCHNEIDER: Nun, die Gründe sind sehr einfach: Die Organisation des EHC hat alles dafür getan, um mich zu verpflichten. Sie haben mir das Gefühl gegeben, dass dies hier eine echte neue Heimat ist, dass man mich so akzeptiert, wie ich eben bin. Ich bin ein Eishockeyspieler, aber ich bin auch ein Familienvater, der fünf Kinder hat. Diese beide Aspekte meines Lebens kann man nicht trennen. Wenn du das eine willst, kriegst du das andere automatisch mit.
Klingt fast so, als hätten Sie da negative Erfahrungen machen müssen, dass Sie diesen Fakt derart betonen...
Sie haben richtig zugehört. Ja, ich will, dass die Erfahrungen, die ich in den letzten Wochen machen musste, öffentlich werden. Ich hatte Angebote anderer Klubs, die waren auch deutlich lukrativer. Aber die wollten nur den Hockeyspieler Eric Schneider. Als die mitgekriegt haben, dass ich aber auch fünf Kinder habe, wurden die Angebote teilweise zurückgezogen. Das war denen zu aufwändig, zu teuer. Ich kann nunmal nicht in einem kleinen Appartement wohnen. Ich brauche eine große Wohnung oder ein Haus für meine Familie.
DEL-Vereine haben wirklich darauf verzichtet, Sie unter Vertrag zu nehmen, weil sie fünffacher Vater sind?
Ich hätte das auch nie für möglich gehalten. Aber ich wurde diskriminiert, weil ich fünf Kinder habe! Ich hätte nie gedacht, dass in unserer Gesellschaft eine derartige Kinderfeindlichkeit möglich ist. Aber es ist so. Der EHC hat ganz anders reagiert, die haben mir gleich das Gefühl gegeben, dass man sich hier um mich, aber auch meine Familie kümmern wird. Die anderen Klubs haben einen schweren Fehler gemacht. Ich bin immer extrem motiviert, aber Sie können sicher sein, wenn es gegen diese Klubs geht, werde ich mich auf dem Eis zerreißen! Ich will es ihnen heimzahlen. Ich werde Ihnen nicht sagen, um welche Vereine es sich gehandelt hat, aber Sie werden es wissen, wenn ich gegen die gespielt habe.
Was sagt denn Ihre Familie zu diesen Vorfällen?
Meine Frau vertraut darauf, dass ich die richtige Entscheidung für die Familie treffe, sie weiß, dass bei mir das Wohl der Familie über allem steht. Ich kann nur sagen: Was ich bisher von München gesehen habe, ist toll. Es war ein sehr kluger Schachzug des EHC, mich in einem Hotel mitten in der Stadt einzuquartieren. Ich habe in den letzten Wochen, in denen ich beim EHC mittrainiert habe, all die Dinge gemacht, die Touristen eben tun. Ich habe Stadtrundfahrten und alles gemacht. Als ich das alles gesehen habe, wusste ich: Das wäre ein guter Platz für uns. Die Familie kommt am Montag nach. Meine Frau, die Kinder und unsere Hündin Daisy. Sie – nicht ich – ist der große Star der Familie.
Mit 32 Jahren fünf Kinder, wie muss man sich denn das Familienleben der Schneiders vorstellen?
Es ist unglaublich schön, aber natürlich auch anstrengend. Meine Freizeit verbringe ich mit der Familie. Ich muss nicht ins Kino gehen – ich relaxe dadurch, dass ich mit den Kindern spiele. Sie hätten übrigens unsere Augen sehen sollen, als uns vor einem Jahr mitgeteilt wurde, dass wir erneut Zwillinge kriegen. Das waren die größten Augen der Welt, schließlich haben wir schon Zwillingstöchter, die jetzt sieben sind. Aber für mich sind Kinder das größte Geschenk der Welt. Damit es denen gut geht, tue ich alles.
Sogar auf viel Geld verzichten? Der EHC kann ja nicht gerade die Gehälter der Spitzenklubs zahlen.
Das stimmt, ich habe auf viel Geld verzichtet, aber das ist in Ordnung. Ich habe hier einen guten, sicheren Arbeitsplatz. Ich gebe so der Familie Sicherheit, das ist wichtiger.
Wie unsicher die Zeiten sind, haben Sie ja selber erfahren. Sie waren Kapitän der Frankfurt Lions, dann mussten die Insolvenz anmelden. Sie standen plötzlich auf der Straße.
Das war hart. Die DEL muss sich hinterfragen. Die Klubs müssen endlich wie Wirtschaftsunternehmen agieren. Sie müssen ein Budget erstellen und sich dann dran halten. Wenn ich eine Firma führe, müssen meine Bilanzen ja auch stimmen. Solange dieses Denken aber in der DEL nicht Einzug gehalten hat, wird’s immer Probleme geben.
Interview: Matthias Kerber
- Themen: