Die Kilometerfresser
„Das Rumgefahre macht keinen Spaß“: Der EHC München fährt im im Bus – 805 Kilometer nach Bremerhaven zum Viertelfinalgegner der Playoffs.
MÜNCHEN Er rollt, er rollt, er rollt. Neun Stunden lang, 805 Kilometer weit, von München nach Bremerhaven bringt der Teambus des EHC München die Eishockeycracks.
Am Donnerstagmorgen um 9 Uhr begann sie die lange, lange Reise der Münchner Eishockeystars zum zweiten Spiel des Playoff-Viertelfinales (Stand bisher 1:0 für München) bei den Fischtown Pinguins (Freitag, 20 Uhr). Gerade für solche Brocken, wie es Eishockeyspieler eben sind kein Vergnügen.
„Das Rumgefahre macht keinen Spaß, aber da müssen wir durch. Je schneller wir die Serie entscheiden, umso weniger müssen wir reisen“, sagt Kapitän Andreas Raubal, „immerhin haben wir Platz.“
Denn der Teambus des EHC ist ein Luxusteil. Es ist der größte Teambus Münchens. Größer als das Gefährt des FC Bayern oder von 1860. Der Bus von Autobus Oberbayern, ein Setra 431 DT, ist 14 Meter lang, vier Meter hoch, 2,55 Meter breit und 27 Tonnen schwer. Mit seinen 500 PS hat er 20 mehr als der Bayern-Bus. „Wir haben den besten Bus der Liga, er ist Hightech eingerichtet, superkomfortabel. Der Betreiber liest uns jeden Wunsch von den Augen ab. Es sind diese Details, die eine Playoff-Serie entscheiden können. Dass die Spieler eben halbwegs erholt aus dem Bus steigen“, sagt Manager Christian Winkler.
Immerhin muss der EHC in dieser Best-of-seven-Serie mindestens zwei Mal nach Bremerhaven fahren. Gerade die Nachtfahrten zurück von den Spielen sind für die Regeneration entscheidend. „Der Bus ist so groß, dass jeder sich ausstrecken und schlafen kann. Es ist sicher nicht mit einem Bett vergleichbar, aber tausend Mal besser als im Sitz zu schlafen“, sagt Raubal.
Im Bus, einem Doppeldecker, selber herrscht eineZwei-Klassen-Gesellschaft. Unten sitzen Trainer Pat Cortina, Manager Winkler und die Betreuer, oben die Spieler. Dort sind unter anderem fünf Fernseher, eine Playstation und ein Mediacenter für das Amusement. „Jeder hat seinen eigene Art, sich auf ein Spiel vorzubereiten. Die einen lesen, die anderen spielen Karten, andere hören Musik. Jeder, wie er mag“, sagt Raubal.
Der obere Bereich ist die verbotene Zone für Trainer und Manager. „Die Jungs brauchen ihren Freiraum, in dem sie machen, was sie wollen, ohne dass sie schauen müssen, ob der Trainer irgendwo ist“, sagt Cortina, den die Spieler intern auch gerne „Sheriff“ nennen.
„Auch ich gehe da nicht hoch. Wenn wir einen Spieler sprechen wollen, klopfe ich an, ganz vorne sitzt der Kapitän, dem sage ich, wen wir brauchen und dann kommt der runter“, erklärt Winkler das Prozedere bei den Dienstreisen des EHC. Nur auf den Fernsehern, da erscheint der Coach doch zuweilen oben. Für Taktikbesprechungen.
Dafür dürfte während der neun Stunden, der 805 Kilometer, im rollenden Mediacenter genügend Zeit sein.
Matthias Kerber
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