Die Gründe für das Turbo-Finale des EHC

Wegen Comedy und K-Pop: Die AZ erklärt, warum die Deutsche Eishockey Liga ihren Saisonhöhepunkt im Karacho durchzieht. Die Serie zwischen Berlin und München könnte rekordverdächtig kurz werden.
von  Martin Wimösterer
Was hat das Eishockey-Finale mit K-Pop und Comedy am Hut?
Was hat das Eishockey-Finale mit K-Pop und Comedy am Hut? © EHC Red Bull München / City-Press GmbH

Das war sicher nicht gemeint, wenn man beim Eishockey vom schnellsten Mannschaftssport der Welt spricht: Das Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zwischen den Eisbären Berlin und dem EHC Red Bull München, das am gestrigen Freitag erst begonnen hat, kann am Montag schon vorbei sein.

Geht die Serie über die Maximaldistanz von fünf Duellen, steht der Meister am Donnerstag fest. Denn die Spiele zwei und drei sowie - falls nötig - vier und fünf werden jeweils an aufeinanderfolgenden Tagen ausgetragen. Inklusive der Reisen von München nach Berlin. . .

Grund für das Turbo-Finale in der DEL ist - kein Witz - ein Comedian und K-Pop (koreanischer Pop, der weltweit eine große Fan-Gruppe anspricht). Denn die Berliner Arena am Ostbahnhof ist zu einigen Endspielterminen schon belegt. Ein grobes Versäumnis der Eisbären? Nein, Schuld sind die DEL und ihre 15 Klubs im Gesamten.

Auch die Eisbären stimmten dem Beschluss zu

Denn sie trafen schiedlich-friedlich den Beschluss, die Hauptrunde um eine Woche zu verlängern. Sie wollten die zahlreichen Nachholspiele wieder reinholen. Was aber letztlich trotzdem nicht klappte - einige Klubs, wird in der Szene gemunkelt, hatten kein Interesse daran. Offenbar, weil sie sich mit dem Punkteschnitt einen besseren Tabellenplatz ausrechneten.

Auch die Eisbären, bestätigt ein Sprecher auf AZ-Anfrage, stimmten dem Beschluss zu. "Im Sinne der Liga", betont er, "und immer mit dem erhobenen Finger." Berlin mahnte früh und mehrmals das Problem an, das da im Finale drohte. Und der Endspiel-Einzug war ja auch ein äußerst realistisches Szenario: Die Eisbären sind Titelverteidiger und auch diese Hauptrunde dominierten sie.

Die geblockte Halle - nicht nur die Berliner hätten dieses Problem gehabt. Auch an anderen Standorten wäre es im Falle einer Finalspielteilnahme zu Terminüberschneidungen gekommen. Mal wäre es ein XXL-Schlagerfest mit Florian Silbereisen gewesen (dessen Auftritt in Regensburg auch schon dafür gesorgt hatte, dass der dortige Drittligist am Donnerstag zum Finaltraining in die Münchner Olympia-Eishalle ausweichen musste). Mal waren Termine bereits für Musikgruppen und Shows geblockt, andernorts für die Kindershow Bibi und Tina.

Die Liga war dennoch für die Nachholspiele bereit, das Finale zu opfern. Grund dafür war vor allem das liebe Geld: Klubs ohne Playoff-Teilnahme hätte offenbar Vertragsstrafe aus Sponsoringverträgen gedroht, hätten sie weniger als die vereinbarte Zahl an Heimspielen bestritten. Oder andersherum gesehen: Jedes (vor Zuschauern) absolvierte Heimspiel sorgt für Klimpern in der Kasse.

Multifunktionshallen sind mit Corona-Nachholterminen

Das Problem, das ursprünglich durch Corona-bedingte Nachholspiele entstanden ist, wurde also nach hinten weitergeschoben. Es noch weiter zu schieben - also die Saison noch mal zu verlängern - ging nicht. Denn die Multifunktionshallen sind mit Corona-Nachholterminen voll. Zudem ruft Bundestrainer Toni Söderholm seine Spitzenkräfte nach dem 8. Mai zur Weltmeisterschaft. Das Turnier in Finnland, für das es für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) um wichtige Punkte für die Weltrangliste (und damit die Olympia-Qualifikation) geht, beginnt am 13. Mai.

Dass das DEL-Finale jetzt überhaupt gespielt werden kann, liegt an der Hilfe unter Rivalen: Berlin und München einigten sich auf den eigenartigen, aber gangbaren Spielplan. So kam es, dass die Eisbären, die erst am Donnerstagabend zum Entscheidungsspiel um den Finaleinzug gegen die Adler Mannheim antraten, keine 24 Stunden später schon zum ersten Endspiel ranmussten - und dem EHC mit 3:4 unterlagen. 

Die Münchner hatten sich schon vorigen Sonntag fürs Finale qualifiziert. Steve Walker, Eisbären-Legende und nun Co-Trainer beim EHC Red Bull, meint: "Die Ruhe ist eine Waffe." Mit der ist es nun im Kampf um den DEL-Pokal vorbei.

Übrigens: Eine Meisterentscheidung in nur vier Tagen, wie nun möglich, gab es in der DEL-Geschichte noch nie. Der bisherige Rekord liegt bei fünf Tagen (in den Spielzeiten 2004/05, 2005/06 und 2010/11). All diese drei Serien gewann: Berlin.

Wegen Comedy und K-Pop: Die AZ erklärt, warum die Deutsche Eishockey Liga ihren Saisonhöhepunkt im Karacho durchzieht. Die Serie zwischen Berlin und München könnte rekordverdächtig kurz werden

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