„Die Garmischer haben ihn vom Hof gejagt“

EHC-Jungstar Buchwieser, den sie in der Heimat nicht haben wollten, ist vor dem Heimspiel gegen den SC Riessersee besonders motiviert. Und Coach Cortina lobt ihn: „Er hat ein großes Kämpferherz“.
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Mehrere NHL-Scouts sind am Sonntag im Stadion. Sie schauen sich Jungtalente wie EHC-Asss Martin Buchwieser (l.) an.
Rauchensteiner/Augenklick Mehrere NHL-Scouts sind am Sonntag im Stadion. Sie schauen sich Jungtalente wie EHC-Asss Martin Buchwieser (l.) an.

EHC-Jungstar Buchwieser, den sie in der Heimat nicht haben wollten, ist vor dem Heimspiel gegen den SC Riessersee besonders motiviert. Und Coach Cortina lobt ihn: „Er hat ein großes Kämpferherz“.

MÜNCHEN Es war bei der Hochzeit vom Müller Thomas. Da ging sein Cousin, der kleine Buchwieser Martel, auf den Raubal Anderl zu. „Du, i spui fei aa Eishockey“, sagte der Martel. Und der Raubal Anderl, der schon in der DEL beim SC Riessersee gespielt hatte, sagte: „Super, vielleicht spui ma ja mal mitanand in der ersten Mannschaft.“ Da schaute ihn der Martel mit einer Mischung aus Unglaube und Frechheit an: „Naa, wenn i in der Ersten spui, dann bist du scho vui z’oid.“

Das war vor zwölf Jahren. Heute spielen der Martel (20) und der Anderl (35) wirklich zusammen in einer Mannschaft, beim EHC München, dem Zweitliga-Zweiten. „Der Martel war schon immer a Frechdachs und a echter Lausbua“, sagt Raubal nun, „und des ist er heut’ aa no. Aber er is’ a guter Bua, wir gehen öfter miteinander in die Berg’ und da hast du scho’ schnell g’spannt, dass er beißt, dass er will, dass mehr Ehrgeiz hat wia die andern.“

Seine Eishockeykarriere begann Buchwieser, der vergangene Woche mit einer Förderlizenz sein erstes Spiel in der DEL bei den Augsburger Panthern hatte, natürlich in Garmisch, beim SC Riessersee. Doch eine glückliche Heimatgeschichte war das ganze nicht, es gab kein Happy End. Buchwieser erhielt fast keine Eiszeit. „Die Garmischer haben ihn doch fast vom Hof gejagt“, sagt EHC-Manager Christian Winkler, selber ein Garmischer. Es ging um 200 Euro zusätzliches Monatsgehalt, die man Buchwieser nicht zahlen wollte. „Das tat schon weh – und ich war anfangs sehr traurig, dass man so überhaupt keinen Wert hatte“, sagt Buchwieser, „ich habe mir dann überlegt, ob ich das Angebot trotzdem annehme. Ich wohnte ja noch daheim, die 200 Euro waren für mich eigentlich nicht entscheidend.“

Entscheidend war aber der mangelnde Respekt. Winkler lotste Buchwieser nach München zum EHC. „So werden die Einheimisch’n in Garmisch immer abgefertigt. Das geht mir nicht ins Hirn rein, es ist aber so“, sagt Teamkollege Markus Jocher, der selbst in Garmisch wohnt, „dass einer wie der Buchwieser einen Haufen Leute – Freunde, Familie – ins Stadion brächte, das kapieren die in Garmisch nicht. Das haben sie dort noch nie kapiert. Deswegen habe ich ihm auch eins geraten: Weg von Garmisch – das is der beste Weg für di. Und dann bleib’ auch noch möglichst lange weg, weil respektieren wird man einen Einheimisch’n beim SCR eh nie.“

Am Freitag, 20 Uhr (Olympia-Eishalle), empfängt der EHC mit Buchwieser nun die Garmischer. Ein ganz besonderes Spiel für den Garmischer. „Natürlich will man da unbedingt gewinnen. Man will sich ja gerade da nicht die Blöße geben“, sagt Buchwieser.

Vom Jungstar hält auch EHC-Erfolgscoach Pat Cortina viel. „Er hat ein großes Kämpferherz. Er kann die Erfolge richtig einordnen, ist nicht hochnäsig geworden“, sagt Cortina, „und alle im Team achten darauf, dass es auch so bleibt. Sollte er die Bodenhaftung verlieren, werde ich ihm persönlich den Kopf waschen. Aber er hat einen guten Charakter. Allein die Tatsache, dass unser Verrückter, der Markus Jocher, oft bei ihm in München übernachtet hat, und Buchi davon nicht für sein Leben traumatisiert ist, spricht dafür, dass er gefestigt ist“, amüsiert sich Cortina.

Traumatisiert nicht, stigmatisiert schon. EHC-Star Jocher, Raubein und Teamclown in einer Person, verpasste Buchwieser den Spitznamen „Tierpark Toni“ nach einem Charakter aus der bayerischen Kult-Serie „Monaco Franze“. „Er schaugt hoid so aus, und drum hoasst er so“, sagt Jocher. „Ja mei, da muss ich durch“, sagt Buchwieser, „so ist er, der Joker. Das verkrafte ich schon.“Matthias Kerber

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