Die Feierwütigen

Schon am Freitag kann der EHC München den Einzug ins Finale fix machen. Und die Stars sind nach den Attacken der Ravensburger in Spiel vier gereizt. Co-Trainer Heiß: „Das war feige, dreckig.“
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Eine echte Playoff-Schlacht: Der EHC um Martin Schymainski (Mitte) und Brandon Dietrich gewann Spiel vier in Ravensburg mit 2:0.
BSE Eine echte Playoff-Schlacht: Der EHC um Martin Schymainski (Mitte) und Brandon Dietrich gewann Spiel vier in Ravensburg mit 2:0.

Schon am Freitag kann der EHC München den Einzug ins Finale fix machen. Und die Stars sind nach den Attacken der Ravensburger in Spiel vier gereizt. Co-Trainer Heiß: „Das war feige, dreckig.“

RAVENSBURG Die Playoffs sind die Festzeit der Eishockey-Gläubigen. Deswegen wird der Satz „Das sind eben Playoffs“ fast wie ein Mantra gebraucht. Mal soll damit erklärt werden, warum jemanden die Nerven durchgehen. Dann wieder, warum es besonders hart zugeht. Playoffs, dieses Wort dient als Erklärung und Entschuldigung – für fast alles.

Und das vierte Playoff-Spiel in der Halbfinalserie des EHC München gegen Ravensburg, es hatte alle Ingredienzen, die eine Playoff-Partie von einem normalen Vorrundenspiel unterscheiden: Spannung bis zur letzten Sekunde, Härte, böse Fouls, Blut, Schlägereien, Pfiffe. „Das war geil! Hass, Stimmung, Wunden – was will man mehr“, sagte Kapitän Andreas Raubal, der wegen einer Knie-Operation in dieser Saison nicht mehr spielen kann, nach dem 2:0 des EHC in gegnerischer Halle.

Damit kann der EHC am Freitag (20 Uhr) in der Olympia-Eishalle den Finaleinzug schon klar machen. Doch es war ein hart erkämpfter Sieg. „Solche Spiele brauch’ ich nicht mehr oft in meinem Leben, sonst überleb’ ich den Job nicht“, sagt Manager Christian Winkler, „aber wir können sehr stolz sein, dass wir das Spiel gewonnen haben.“

Dafür hatte es aber in der ersten Drittelpause eine der berüchtigten Standpauken von Pat Cortina gebraucht. „Länger als ein Drittel konnte ich mir unsere Passivität nicht ansehen“, sagte der Coach, „dass ich das nicht länger akzeptieren würde, habe ich dann den Spielern sehr deutlich gesagt. Danach haben wir hart gefightet. Dann endlich war es eine Playoff-Schlacht.“

Aus Schlachten geht man eben nur selten ohne größere Blessuren hervor. Stürmer Sven Gerbig bekam gleich zu Beginn einen Schläger ins Gesicht, später erwischte es Angreifer Brandon Dietrich ebenfalls im Gesicht, beide erlitten Platzwunden. Am schlimmsten traf es aber Kapitän Chris Bahen. Ravensburgs Shane Endicott checkte den EHC-Verteidiger im zweiten Drittel Kopf voraus in die Bande. „Das war brutal, ich war erschüttert über die Szene“, sagte Keeper Sebastian Elwing, der mit einer grandiosen Leistung zum Matchwinner wurde. „Auch ich wurde drei Mal einfach zusammengefahren. Um es nett zu formulieren: Liebliches Eishockey haben die nicht gespielt.“

Deutlicher wurde Co-Trainer Peppi Heiß. Ihm war nach der Partie nicht so sehr zum Feiern zumute, er kochte vor Wut. „Ich bin ein Freund harten Eishockeys. Aber da war vieles überhart. Was ich gar nicht ausstehen kann, ist, wenn es dreckig wird, wenn es von hinten geht, wie gegen Bahen. Das war feige“, ärgerte sich Heiß.

Bahen war mit dem Gesicht frontal in die Bande geknallt. Nur die Tatsache, dass der Kanadier aufgrund eines Kieferbruchs, den er zu Jahresbeginn erlitten hat, einen Vollvisierhelm trug, verhinderte Schlimmeres. „Die Aktion war einfach nur brutal. Ohne seinen Spezialhelm wäre das Jochbein sicher zertrümmert gewesen. Trotz des Schutzes war Bahens ganzes Gesicht geschwollen, hatte er Platzwunden im Gesicht. So spielt man einfach nicht“, sagte Raubal, der gleich eine Drohung hinterher schickt: „Für mich heißt es: Spielt der Gegner hart, muss man eben noch härter dagegen halten.“

Den Verband will der EHC übrigens nicht einschalten. Heiß: „Das sind die Playoffs, da jammert man nicht. Die Antwort geben wir am besten auf dem Eis, indem wir die Ravensburger am Freitag aus der Halle schießen.“ Dann hätten die Feierwütigen so richtig zurückgeschlagen.

Matthias Kerber

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