Der neue EHC: München erobern!

Nach der Rettung des Münchner Eishockeys: Hier erklärt Claus Gröbner (38), der neue starke Mann beim EHC München, wie er die Zukunft dieses Sports in der Stadt sichern will.
Matthias Kerber |
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Claus Gröbner ist der zukünftige EHC-Geschäftsführer. Seine Aufgabe ist es, Eishockey in München endlich richtig zu etablieren.
Gregor Feindt Claus Gröbner ist der zukünftige EHC-Geschäftsführer. Seine Aufgabe ist es, Eishockey in München endlich richtig zu etablieren.

Nach der Rettung des Münchner Eishockeys: Hier erklärt Claus Gröbner (38), der neue starke Mann beim EHC München, wie er die Zukunft dieses Sports in der Stadt sichern will.

München - Adrett, sanfte Stimme, geschliffene Manieren, wacher Blick. So ist er, der neue starke Mann des EHC. Sein Name: Gröbner, Claus Gröbner. Nach dem Einstieg von Red Bull als Hauptsponsor, der den DEL-Klub vor dem Exitus rettete, bildet Gröbner mit Manager Christian Winkler nun das neue Geschäftsführer-Duo. „Das war etwas, was langfristig angedacht war, in dieser Geschwindigkeit aber extrem überraschend kam“, gibt Gröbner zu, „aber ich bin keiner, der vor Verantwortung davon läuft.“

Nach AZ-Informationen war es sogar eine der Bedingungen für den Einstieg von Red Bull, dass sowohl in der Geschäftsführung (Jürgen Bochanski zieht sich zurück) als auch auf Gesellschafterebene (Michael Phillips ist nun Alleingesellschafter) personelle Veränderungen vollzogen werden. Gröbner war im November zum EHC gekommen. Eine der ersten Aufgaben des 38-Jährigen war, einen Dreijahres-Plan zu erarbeiten, wie die Marke EHC in München gestärkt werden kann. „Claus hat in ein paar Tagen mehr bewegt als andere in einem Jahr“, sagt Winkler.

Doch kaum war der Plan von Gröbner, der bei der Bewerbung Münchens um die Ausrichtung von Olympia 2018 als Crossmarketing-Manager aktiv war, fertig, gab es nur eine Aufgabe. Den EHC, der einen Millionenverlust erwirtschaftet hatte, zu retten. „Eine extrem turbulente Zeit? Das muss man mit einem uneingeschränkten Ja beantworten“, sagt Gröbner, der seine aus der Olympiabewerbungszeit stammenden Kontakte in die Stadt und zu Wirtschaftsunternehmen genutzt hat, um Lobbyarbeit für den EHC zu leisten. Diese wird ihn auch ins Rathaus führen. Zu OB Christian Ude, der nicht gerade als Fan des Eishockeys bekannt ist. „Ein zeitnahes Treffen ist ein Ziel“, sagt Gröbner. Schließlich muss der EHC die Stadt für sich gewinnen. Der seit langem von der Stadt avisierte Hallenneubau, der im März erst einmal wieder auf die lange Bank geschoben wurde, ist für das langfristige Überleben des EHC essenziell.

Gröbners Aufgabe ist klar: München erobern! Schließlich hat man durch die Wirren der vergangenen Wochen viel Porzellan zerschlagen, viel Vertrauen verloren. „Eine unserer vordringlichsten Aufgaben ist es, verlorenes Vertrauen zurückzuerobern – bei den Fans, den Sponsoren, der Stadt, der Öffentlichkeit“, sagt Gröbner, „Wir müssen jetzt zusammen die Weichen für die Zukunft stellen. Der Vertrag läuft jetzt ein Jahr. Wir haben Zeit gewonnen. Die müssen wir nutzen, um Red Bull zu zeigen, dass es sich lohnt, langfristig auf uns zu setzen.“
Gröbner wird einen knallharten Sparkurs fahren. „Meine oberste Prämisse ist die Einhaltung des Etats“, sagt Gröbner. Nach dem Wegfall der Premium-Partner „Müller-Brot“ und „aktiv assekuranz“ müssen neue Gelder generiert werden. „Red Bull gibt uns viel Geld, aber wichtig ist, dass wir einen großen Eigenbeitrag zum Etat leisten“, sagt Gröbner. Nach AZ-Informationen soll sich das Engagement von Red Bull auf etwa eine Million Euro belaufen. Wie ernst Gröbner es mit dem Etat ist, macht er klar: „Bei der Reduzierung sind alle Bereiche eingeschlossen.“ Also auch die Gehälter der Angestellten? „Alle Bereiche“, wiederholt Gröbner, „eines meiner Prinzipien ist: Hoffnung ist keine Strategie. Man muss so arbeiten, dass man die Hoffnung nicht braucht, um die Ziele zu erreichen.“

Gröbner gilt als Arbeitstier. „Ich arbeite sehr viel, aber es ist mir auch wichtig, die nötige Distanz zur Arbeit zu haben. Wenn meine Frau anruft und sagt, wann kommst du endlich nach Hause, die Kinder wollen dich sehen. bringt das den Abstand“, sagt Gröbner, der seit 2004 mit einer Finnin verheiratet ist und zwei Töchter hat. „Für meine Familie ist vor zwei Wochen die Eishockey-Welt kurzzeitig untergegangen, als Finnland bei der Heim-WM gescheitert ist. Da war die Rettung des EHC erst nur ein kleiner Trost“, sagt Gröbner, der mit seinen Töchtern auch finnisch redet. „Wenn sie im Supermarkt was Freches sagen, kann ich sie so zurechtweisen, ohne, dass es jeder mitkriegt.“

Beim EHC wird er auch deutliche Worte finden müssen. Auf Deutsch.

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