Der Mann ohne Nachname

MÜNCHEN - Sein großer Bruder Dan (27) ist der Superstar in der NHL, doch Stürmer Mark Heatley (24) will beim EHC München "seinen eigenen Weg gehen."
Nach dem Abschlusstraining steckte EHC-Stürmer Mark Heatley seine Füsse in einen Kübel Eiswürfel. 15 Minuten. Das macht er nach jedem Spiel, jedem Training. "Seine Füsse schwellen leicht an, deswegen macht er das. Egal, wo wir sind, Mark treibt immer Eiswürfel auf", sagt EHC-Manager Christian Winkler vor dem Spiel am Freitag gegen Heilbronn (20 Uhr, Olympia-Eishalle) über den Kanadier mit dem deutschen Pass - und dem berühmten Namen.
Denn Mark Heatley (24) ist der Bruder von NHL-Superstar Dan Heatley (27, Ottawa), dem vielleicht besten Eishockeyspieler der Welt und zugleich Sohn von Mike Heatley, der auch für Riessersee spielte. "Ich habe allen am ersten Tag gesagt, dass sie den Namen Heatley vergessen sollen, er ist nur Mark. Dan ist Dan und Mark ist Mark - und Mark ist ein Spieler, der seinen eigenen Weg, unabhängig von seinem Bruder, geht", sagt Trainer Pat Cortina über den Mann ohne Nachnamen. Winkler meint: "Mark will nicht, dass der Ruhm seines Bruders auf ihn übertragen wird. Er will sich alles erarbeiten."
Mark, dessen Eltern zwei Wochen zu Besuch waren, empfindet seinen berühmten Namen nicht mehr als Bürde. "Früher als Kind war es manchmal schwerer, aber die Zeiten sind lange vorbei. Im Sommer trainieren wir zusammen, da zeigt Dany mir immer wieder einiges, was ich verbessern kann", sagt Mark, der in seiner Karriere bereits zwei Jahre aussetzen musste. Je zwei Arthroskopien an den Knien, dazu eine schwere Armverletzung, bei dem ihm die Sehnen durchtrennt wurden. "Ja, ich habe schon ein bisschen was mitgemacht", sagt Heatley.
So etwa den fürchterlichen Schock, als Dany 2003 mit überhöhter Geschwindigkeit einen Autounfall verursachte. Heatley kam mit einem Kieferbruch und Bänderrissen vergleichsweise glimpflich davon, sein Teamkollege Dany Snyder nicht. Er überlebte den Unfall nicht. Seitdem spielt Dany mit der Nummer 37 über seinem Herzen: Snyders Nummer. "Das war eine sehr schwere Zeit für uns alle", sagt Mark, "ich will nicht gross darüber reden, die Geschichte ist sehr viel komplizierter, als sie auf den ersten Blick aussieht. Daher würde jedes kurze Statement der Angelegenheit nicht gerecht."
Matthias Kerber