Der letzte Weckruf

Playoffs in Gefahr: Der EHC muss gegen Ingolstadt siegen. „Es geht um alles oder nichts”.
München - Es hätte die große Party werden sollen, vier Spieltage vor Ende der Hauptrunde. Mützen wurden entworfen, die noch lange an dieses Event erinnern sollten. Bestenfalls, so die Erwartung, wäre der Einzug in die Playoffs schon am Freitag fix gewesen, beim Auswärtsspiel in Ingolstadt (19.05 Uhr, Sky live). Fünf Busse werden fahren, hunderte Autos, mehr als 500 EHC-Anhänger werden erwartet. Doch die Feier findet erst einmal nicht statt.
Drei Niederlagen kassierte der EHC in den letzten vier Spielen, rutschte ab auf Rang elf. Die Playoffs würden damit ohne den EHC stattfinden. „Jetzt geht es um alles oder nichts. Wir sollten jetzt mit Eiern in der Hose spielen”, sagt Oliver Wenner, der die Faninvasion organisiert hat. „Mit dem Schöngerede muss jetzt endlich Schluss sein. Wir müssen zurück zu alten Tugenden, eben Tacheles spielen.” Aus der Playoff-Fete in Ingolstadt wird nun der letzte Weckruf.
Der ist dringend nötig, denn die nächsten Gegner sind echte Brocken: Zunächst Ingolstadt und Berlin, die Platz zwei und eins belegen. Danach geht’s gegen Hamburg und am letzten Spieltag nach Iserlohn. Die Roosters können als Achter sogar noch abgefangen werden, nur drei Punkte trennt den EHC von Iserlohn. Manager Christian Winkler gab als Losung aus: „Wenn wir in den letzten vier Spielen sechs Punkte holen, dann sind wir dabei.”
„Wir hatten mal bei einer Choreografie gefordert: Leidenschaft und Emotionen. Die müssen jetzt kommen”, sagt Fansprecher Andreas Oberpeilsteiner. Dass die Gegner schwerer sind als die der letzten Wochen, stößt eher auf Erleichterung als auf Bedenken. Denn der EHC spielt gegen besser platzierte Teams meist besser als gegen direkte Konkurrenten. „Gegen die Top-Teams haben wir immer gut ausgesehen. Wir werden auf den Rängen alles geben, ich hoffe, die Mannschaft macht das auch”, sagt Oberpeilsteiner. Auf die Unterstützung der Fans zählt Stürmer Mike Kompon: „Unsere Fans sind überragend, wir brauchen sie jetzt auch. Nach der Niederlage gegen Krefeld haben einige geklatscht, das hat gut getan.”
Angekommen ist in der Mannschaft, dass es keine Ausreden mehr gibt. „Nun wird unser Charakter geprüft”, sagt Kompon. In der Fankurve glauben die Anhänger noch ans Team – es würde ja auch reichen, wenn die Playoff-Party am letzten Spieltag stattfindet. Damit das klappt, müssen Punkte aus Ingolstadt her.
Die Fans läuten den Endspurt mit voller Unterstützung ein. Wenner ist stolz, er hat sein Ziel schon jetzt erreicht, der Gästeblock in Ingolstadt ist ausverkauft – fehlt nur noch der Erfolg des EHC. Wenner: „Über 500 Leute sollten Zeichen genug sein von uns. Ich hoffe nur, dass das Team nicht in Ehrfurcht erstarrt.” Sonst würde das Fanfest mit der Mannschaft in Champions Sportsbar am Sonntag (20 Uhr, Berliner Str. 93) wohl eher zur Trauerveranstaltung.