Der Eishockey-GAU

Münchens ersehnter Aufstieg ist geplatzt. Es geht um eine fehlende Bankbürgschaft. Präsident Bochanski ist „schockiert“, hofft aber auf eine Lösung. Die AZ erklärt die Vorgänge.
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In der nächsten Woche entscheidet sich die Zukunft des EHC München.
Rauchensteiner/AK In der nächsten Woche entscheidet sich die Zukunft des EHC München.

MÜNCHEN - Münchens ersehnter Aufstieg ist geplatzt. Es geht um eine fehlende Bankbürgschaft. Präsident Bochanski ist „schockiert“, hofft aber auf eine Lösung. Die AZ erklärt die Vorgänge.

Der 15. Mai 2010 wird als schwarzer Samstag in die Geschichte des EHC München eingehen. Um 21.05 Uhr verschickte die DEL eine Mitteilung, dass dem Zweitliga-meister die Aufnahme in die Königsklasse des deutschen Eishockey verwehrt wurde. Laut DEL hat der EHC es versäumt, die vorgeschriebene Bürgschaft in Höhe von 816000 Euro fristgerecht zu hinterlegen.

EHC + DEL = GAU!

„Wir sind absolut schockiert“, sagte EHC-Präsident Jürgen Bochanski, „da hat man schon Angst um unser Lebenswerk, den EHC. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Das kann’s nicht gewesen sein.“ Das Aus für die DEL? Oder gleich für Eishockey in München? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zur Lizenz-Posse.

Was sind die Gründe für die Lizenzverweigerung?

Um in die DEL aufgenommen zu werden, muss ein Gesellschaftsanteil erworben werden. Dafür muss der jeweilige Klub eine Sicherheitsleistung in Höhe von 816000 Euro hinterlegen. Die DEL stellte dem EHC dafür eine Frist bis 30. April, die dann bis 11. Mai verlängert wurde. Doch auch zu diesem Zeitpunkt lag die Bürgschaft nicht vor. Damit waren die Lizenz-Unterlagen unvollständig, laut DEL-Statuten ist dann die Lizenz zu verweigern.

Warum wurde die Frist versäumt?

„Wir haben uns auch im Rückblick nichts vorzuwerfen“, sagt Bochanski. Für den 12. Mai (also nach Fristablauf) war ein Treffen mit Jürgen Arnold, dem Aufsichtsratvorsitzenden der DEL, anberaumt, um die Frage der Abwicklung der Bürgschaft zu klären. „Der erklärte uns dann, dass er dafür nicht zuständig ist“, sagte Bochanski. Daraufhin rief der EHC-Boss den zuständigen Wirtschaftsprüfer Volker Neumann von der Düsseldorfer Firma „ASNW“ an. Für Montag, 11 Uhr, setzte Neumann einen Termin fest. „Es ging nur noch um die Abwicklung“, sagt Bochanski. „Warum macht man einen Termin für Montag aus, um am Samstag so eine Erklärung zu verschicken?“ Der EHC habe laut Bochanski die DEL informiert, dass eine Bestätigung der Deutschen Bank über die Sicherheitsleistung vorliege, die abschließende Unterschrift aber erst am Montag erfolgen könne: Der zeichnungsberechtigte Banker sei nach dem Vatertag in Kurzurlaub gewesen. Die DEL will von der Bestätigung nie erfahren haben.

Wie geht es weiter?

Der EHC kann jetzt das DEL-Schiedsgericht anrufen, um den Sachverhalt zu klären. Zudem hat Bochanski bereits mit seinen Anwälten gesprochen. „Wir werden alle notwendigen rechtlichen Schritte einleiten“, so der EHC-Präsident, „wir lassen hier nicht irgendwelche sportpolitische Spielchen auf unserem Rücken austragen.“ Er mutmaßt: „Es muss andere Gründe für die Lizenzverweigerung geben. Wir werden das gerichtlich klären lassen.“

Was wird mit der Mannschaft des EHC?

Sollte der EHC in der 2. Liga weiterspielen müssen, wird die Meistermannschaft auseinanderfallen. „Viele Spieler haben gute Angebote anderer Vereine“, sagt Kapitän Andreas Raubal, „man muss sich auch fragen, macht es Sinn, mit den gleichen Spielern weiterzumachen? Die Motivation war, dass man aufsteigen kann. Wenn das nicht möglich ist, werden viele Leistungsträger gehen. Und um eine neue starke Zweitliga-Mannschaft aufzubauen, sind wir viel zu spät dran. Nächstes Jahr wäre es auch in der 2. Liga schwer für den EHC.“

Wie reagieren die Fans?

Bereits am Sonntag wurden zehn Dauerkartenreservierungen für die kommende Saison storniert. „Die Stimmung unter uns Fans ist grottenschlecht. Hier geht gerade Eishockey in München wieder mal kaputt“, sagt Oliver Wenner, Vorstand des Fanklubverbundes Siebter Mann: „Wenn man nicht aufsteigen kann, nimmt man dem Sport fast alles. Dann wird aus der Leidenschaft EHC wieder ein Hobby. Bei einem Hobby suche auch ich mir aber die Highlights raus. Der Zuschauerschnitt wird einbrechen.“ Auch Raubal ist bange: „Ob das Münchner Publikum das mitmacht, weiß ich nicht. Ich habe im Moment Richtung Angst um den EHC.“ Angst, dass an diesem 15. Mai nicht nur die DEL, sondern auch mal wieder Eishockey in München zu Grabe getragen wurde.

Matthias Kerber

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