Der EHC und seine Fans: „Schlicht umwerfend“

Trainer, Manager, Spieler – beim EHC München sind alle weiter berauscht von der großartigen Stimmung beim 4:3 im Derby gegen Augsburg. Winkler: „Das war nicht die letzte ausverkaufte Halle“
MÜNCHEN Pat Cortina schritt über das Eis, den Kopf leicht gesenkt, doch dann wendete er ihn plötzlich nach links, zur Nordkurve hin und der Italo-Kanadier schüttelte leicht sein mächtiges Haupt und lächelte. „Das war der Moment, in dem ich das alles richtig wahrgenommen habe. Ich habe diese Atmosphäre in mich aufgesogen wie ein Schwamm. Aber anders als ein Schwamm gebe ich davon nichts wieder her“, sagte Cortina nach dem 4:3-Sieg nach Verlängerung des EHC im Duell der Erzrivalen gegen Augsburg.
Was er aufgesogen hat, war die grandiose Stimmung in der Olympia-Eishalle, die mit 6217 Zuschauern erstmals in der EHC-Geschichte ausverkauft war. „Ich habe vor der der Partie meinen Spielern gesagt: Um zu gewinnen, brauchen wir drei Dinge: Köpfchen, Herz und Eier“, sagte Cortina der AZ, „ich habe nicht ganz die Wahrheit gesagt: Wir brauchten auch unsere Fans. Die besten Fans der Welt. Es war ein großartiges Erlebnis!“
Eines, das auf keinen Fall Einmaligkeitswert haben soll. Es soll nicht wieder acht Jahre dauern, ehe man wieder „ausverkauft“ vermelden kann. „Von solchen Abenden brauchen wir mehr in der Saison. Am besten zehn in jeder Saison“, sagt Cortina vor dem Spiel des EHC bei den Kölner Haien, die am Samstag Trainer/Manager Bill Stewart feuerten.
Zehn Mal ausverkauft? Manager Christian Winkler hält das nicht für vollkommen utopisch. „Wer am Freitag live dabei war, wird diesen Abend mit Sicherheit nicht vergessen – sondern wiederkommen. Ich hatte von der ersten bis zur letzten Sekunde Gänsehaut. Und wenn ich nur daran denke, stellen sich mir die Haare schon wieder auf“, sagte Winkler.
Immerhin bringt es der EHC in dieser, seiner DEL-Debütsaison, auf einen Schnitt von 3276 Zuschauern pro Spiel. Das sind fast 700 mehr als kalkuliert, und knapp 1000 mehr als in der Vorsaison. „München weiß jetzt, dass es hier Eishockey gibt und wer echte Stimmung erleben will, der geht eben zum EHC“, sagt Winkler. „Ich denke, wir haben nicht die letzte ausverkaufte Halle in dieser Saison erlebt. Nach der Deutschland-Cup-Pause steht das Derby gegen Straubing an, dann kommt Mannheim, die einen Sonderzug an Fans mitbringen – und Köln wird sicher auch ein Highlight hier.“
Das Augsburg-Spektakel fällt definitiv in die Kategorie Highlight. Es war alles geboten, Stimmung und Spannung. Keilereien und Wahnsinnstore. Ein Atmosphäre, die auch dem Gegner zusetzte. „Das war hier schon ein Hexenkessel“, sagte Augsburg-Coach Larry Mitchell, „der EHC hat sich diesen Zuspruch auch verdient.“ „Für diese Momente lebst du“, sagt der wiedergenesene EHC-Keeper Joey Vollmer, „in den Augen jedes Spielers war zu sehen, wie sehr er das Spiel genossen hat. Das war eine schlicht umwerfende Atmosphäre. Davon kann man nie genug kriegen.“ Matthias Kerber