Der blaue Spielertrainer

Andreas Raubal, der verletzte Kapitän desEHC München, steht in den Playoffs mit grell gefärbten Haaren an der Bande. Seine Jobs dort: Motivator und Maskottchen.
MÜNCHEN Coach Pat Cortina lehnte lässig an der Wand in den Katakomben der Münchner Olympia-Eishalle. „Es gibt eigentlich nichts, worüber ich mich beschweren müsste“, sagte der Italo-Kanadier. Er lächelte genüsslich.
6:0 hatte sein EHC im ersten Spiel der Best-of-seven-Serie des Playoff-Viertelfinales die Lausitzer Füchse abgeschossen. „Das war endlich wieder 60 Minuten Münchner Eishockey“, sagte Cortina vor Spiel zwei am Freitag (19.30 Uhr) bei den Füchsen, „das hatte sich zum Ende der regulären Saison ein bisschen eine Auszeit genommen.“
Der EHC überzeugte auf ganzer Linie, aber der auffälligste Profi des Abends war einer, der gar nicht auf dem Eis stand. Kapitän Andreas Raubal, für den die Saison nach einer Knie-Operation vorbei ist, hatte sich die Haare blau gefärbt und stand an der Bande.
Den blauen Andi hatte er schon zu den Playoffs in der Saison 2003 gegeben, damals holte er mit den Krefeld Pinguinen die DEL-Meisterschaft. Jetzt will er den Titel in der 2.Liga folgen lassen. Mit dem EHC. „Das Haarefärben soll ein Signal an die Jungs sein. Ich habe volles Vertrauen in sie. Das sollen meine blauen Haare ausdrücken. Wenn ich blau trug, wurden wir eben Meister“, sagte der 35-Jährige der AZ. Auch sein neuer Platz an der Bande gefällt Raubal: „Ich kann so vielleicht ein bisschen Einfluss nehmen.“
Raubal ging in seiner neuen Rolle voll auf, immer wieder sprach er mit seinen Teamkollegen, gab Tipps, flachste mal rum, baute sie auf. „Das war mein ausdrücklicher Wunsch, dass der Andi mit bei uns ist. Er ist wichtig fürs Team. Die Jungs sehen ihn, und sein Anblick alleine gibt ihnen Energie“, sagt Manager Christian Winkler.
Auch Erfolgscoach Pat Cortina freut sich über den Zuwachs an seiner Arbeitsstätte der Bande: „Andi ist ein Siegertyp. Er weiß, was man braucht, um am Ende mit dem Pokal dazustehen. Wir haben beide das gleiche Ziel, die Mannschaft zum Erfolg zu führen. Aber wir beschreiten unterschiedliche Wege. Es ist meine Aufgabe, so klug zu sein, Andis Einfluss auf die Spieler zu nutzen und ihm den Freiraum zu geben, sie auf seine Weise zu motivieren“, sagt Cortina, der seinem Kapitän gleich noch eine neue Berufsbezeichnung verpasste: „Ich sehe ihn im Moment als eine Art Spielertrainer.“
Beim EHC sehen sie Raubal, der schon intern den Spitznamen Blaubär erhalten hat, nun als eine Art Maskottchen. „Die blauen Haare haben ihm immer Glück gebracht“, sagt Winkler. Und die Gegner sollen in diesen Playoffs dementsprechend ihr blaues Wunder erleben.
Matthias Kerber