„Der aufregendste Aufsteiger aller Zeiten“
MÜNCHEN Als der Bus des EHC München am Samstagvormittag vor der Olympia-Eishalle vorfuhr, wurden die Kufencracks von einer munteren Fanschar empfangen. Genau, wie fast genau ein Jahr zuvor. Damals waren die Münchner als Zweitliga-Meister aus Schwenningen heimgekommen, dieses Mal kamen sie als Verlierer in der ersten Playoffrunde bei den Kölner Haien (3:4 n.V. und 3:4).
Doch es wurde offenbar: Auch Verlierer können Sieger sein, Sieger der Herzen.
Der EHC hat in seiner Debütsaison die Liga geschockt, unterhalten und bereichert. Erstmals hat es in der DEL-Historie ein Aufsteiger geschafft, gleich in die Playoffs einzuziehen. Doch für Erfolgscoach Pat Cortina ist der EHC nicht nur der beste Aufsteiger aller Zeiten. „Wir waren für die Fans, für die Liga ein sehr unterhaltsames Team. Egal, wie sehr sich alles gegen uns verschworen hatte, in unseren Köpfen waren wir immer überzeugt, dass wir es trotzdem schaffen, dass wirklich alles möglich ist“, sagt der Italo-Kanadier, „ich denke, wir sind nicht nur der beste, sondern auch der aufregendste Aufsteiger aller Zeiten.“
Auf dem Handy von Manager Christian Winkler waren schon nach der Qualifikation einige Dutzend Gratulations-SMS aus der gesamten Liga, auch nach dem unglücklichen Aus gegen die Haie quoll die Mailbox über. „Wir haben uns in dieser Spielzeit sicher sehr viele Freunde in der DEL gemacht“, sagt Winkler, „das ist auch eine schöne Auszeichnung. Wir sind jetzt ein Teil der DEL.“
Der EHC war ein echter Hingucker und Aufreger und für viele Highlights gut. Unvergessen bleiben:
- der Weltrekord-Penaltykrimi gegen Straubing (42 Strafschüsse!)
- das Auswärtsspiel bei den Kölner Haien in der normalen Serie, als der EHC einen 0:4-Rückstand drehte und am Schluss im Penaltyschießen 6:5 gewann
- Spiel eins der Pre-Playoff-Serie, als die Münchner im drittlängsten Spiel der DEL-Historie den Haien erst nach 111 Minuten im Verlängerungsdrama unterlagen.
,„Mein Kompliment an dieses Team“, sagte Haie-Coach Niklas Sundblad, „der EHC ist eine große Bereicherung für diese Liga. Wenn bei den Münchnern nicht so viele Schlüsselspieler verletzt ausgefallen wären, weiß ich nicht, ob die Serie so ausgegangen wäre.“ Und Haie-Kapitän Christoph Ullmann meinte: „Teilweise wurden wir in dieser Serie an die Wand gespielt, aber die Erfahrung hat am Ende den Ausschlag für uns gegeben.“
So sah es auch einer, der in der nächsten Saison den Sportdirektor-Posten der Haie inne haben wird. „Man hat hier die ganze Faszination des Sports Eishockey gesehen“, sagte och-Bundestrainer Uwe Krupp, der bei beiden Playoffspielen des EHC live dabei war. Und: „München war zwar der Underdog, aber ein Klassenunterschied war nicht festzustellen. Das hier war Werbung für unseren Sport. Kompliment an die Münchner. Sie sind extrem gut gecoacht, ich habe schon früh in dieser Saison dran geglaubt, dass sie weit kommen.“
Ein Bundestrainer als Fan – und auch ein Ex-Nationalcoach ist bekennender Anhänger des Münchner Eishockeys: Hans Zach. „Die Philosophie, die beim EHC herrscht, gefällt mir. Hier werden keine Egos gestreichelt, sondern alle sind bereit, die Drecksarbeit zu machen. Hier wird Männer-Eishockey gespielt – und genau das wollen die Fans auch sehen.“
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