„DEL – meine Vision für den EHC“

Münchens Coach Pat Cortina über seine großen Pläne – und warum er jeden Tag lächelnd in die Arbeit geht.
AZ: Herr Cortina, in den letzten Spielen hat sich der EHC München, der bisher eher im Ruf eines Derby-Versagers stand, zum Derby-König entwickelt. Am Freitag steht für Ihr Team das nächste Derby gegen Landshut an...
PAT CORTINA: Ja, ich mag Derbys, sie machen Spaß, weil meist mehr Fans da sind, weil die Stimmung emotionaler ist. Und jedes Spiel, das mehr Fans in die Halle bringt, ist ein gutes Spiel. Landshut steckt ein bisschen in der Krise, und sie denken sicher, dass München der perfekte Ort ist, sich aus dieser Krise zu schießen. Ich denke, dass es der perfekte Ort sein sollte, sie in dieser Krise zu belassen.
Sie sprachen die Fans an. Im Derby gegen Tölz kamen 6012 Zuschauer, das ist absoluter Liga-Rekord.
Und es hat so unglaublich viel Spaß gemacht. Und noch viel wichtiger: Es hat gezeigt, dass in München eine Fanbasis da ist, das Eishockey hier vermarktbar ist. Es zeigt, dass die Vision vom EHC in der DEL keine Utopie sein muss. Es ist eine Vision, die ich habe, die auch der Vorstand des EHC hat und ich hoffe, dass sie in absehbarer Zukunft – und ich rede hier sicher nicht von Jahrzehnten – Realität wird. Das ist meine Vision für den EHC. Und der EHC hätte im Gegensatz zu den München Barons, die man der Stadt, den Fans einfach aufgepropft hat, den Vorteil, dass es eine gewachsene Sache ist, dass es eine Münchner Sache ist, dass die Tradition des EHC dahinter steht. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Erst müssen wir unsere Ziele hier erfüllen.
Wann haben Sie denn gemerkt, dass Ihre Mannschaft wirklich oben mitspielen kann, dass diese nicht unter Druck zusammenbricht?
Die letzten Wochen haben es bewiesen. Wir hatten schwierige Zeiten, viele verletzte Führungsspieler, und wir haben diese Herausforderungen angenommen. Da hat dieses Team gezeigt, aus welchem Holz es ist. Aber jetzt, da es gut läuft, da wird sich wirklich zeigen, wer wir sind. Jetzt, da wir uns in einer Art Komfortzone befinden, wird sich zeigen, ob wir auch dann die gleiche Intensität aufs Eis bringen.
Da ist der Trainer, der Psychologe Cortina gefragt.
Ja, ich werde auf jedes noch so kleine Signal achten. Und ich glaube, die Spieler haben auch das Vertrauen in mich: Sie wissen, wenn ich ihnen sage, dass sie nicht genug Einsatz bringen, dass es auch wirklich so ist, und ich dies nicht nur so sage, weil mir sonst nichts einfällt. Aber es macht mir richtig Spaß, mit diesen Jungs zu arbeiten. Wobei Spaß bei mir nicht bedeutet, dass ich den ganzen Tag rumlache und Witze reiße. Meine Vorstellung von Spaß ist es, die Herausforderung zu sehen, diese anzunehmen, sie zu schaffen – und so auch das nächste Level zu erreichen. Das tun wir im Moment. Aber ja, ich gehe momentan sicher mit einem Lächeln in die Arbeit.
Interview: Matthias Kerber