München - Die Trauerzeit dauerte beim EHC München nur einige Minuten, dann hatten sie die 2:6-Pleite im letzten Spiel der regulären Saison gegen den ERC Ingolstadt abgehakt. Keine Atempause, Eishockey-Geschichte wird gemacht, es geht voran. „Da hilft nur Mund abputzen und nach vorne schauen”, sagte Manager Christian Winkler, „diese Saison ist sowieso eine Erfolgsgeschichte. Jetzt stehen wir in den Pre-Playoffs. Und die Saison ist ja noch nicht vorbei.”
Jetzt geht es in der Best-of-three-Serie am Mittwoch (19.30 Uhr) in der Olympia-Eishalle gegen die Kölner Haie. „Ich bin mir sicher, dass wir da wieder den echten EHC sehen”, sagt Erfolgscoach Pat Cortina. Der Mia-san-Mia-EHC, der in dieser Saison die Haie in drei von vier Begegnungen schlagen konnte, wird sich betont bajuwarisch geben. So wird die Blaskapelle Benediktbeuren vor der Partie den bayerischen Defiliermarsch aufspielen. „ Wir sind Bayern, dazu stehen wir”, sagt Winkler. Gesellschafter Jürgen Bochanski meint: „In München hat eine Eishockey-Euphorie Einzug gehalten. Die Playoffs sind noch mal eine Riesenchance, eine Jahrhundert-Chance. Das hat Bedeutung in vielen Bereichen.”
Akzeptanz in München:
52 Spiele lang hat der EHC in dieser Saison für Furore gesorgt, eines der Highlights war das Weltrekord-Penaltyschießen (42 Strafschüsse) gegen Straubing. „Wir haben viel erreicht, aber die Pre-Playoffs jetzt sind wichtig, um diese Euphorie in die nächste Saison rüber zu ziehen, denn es wird sicher ein Normalisierungseffekt eintreten”, sagt Bochanski, „den könnten wir abfedern, indem wir in den Pre-Playoffs aufdrehen. Wir und auch die Basketballer des FC Bayern haben gezeigt, dass nicht nur Fußball in München eine Chance hat. Je länger wir dabei sind, umso nachhaltiger ist der Effekt.”
Zuschauer:
Insgesamt kamen in dieser Saison 101803 Zuschauer (Schnitt 3915), über 60000 mehr als in der Vorsaison. Der kalkulierte Schnitt wurde um 1315 Zuschauer überschritten. Das bringt etwa 350000 Euro an Zusatzeinnahmen ein. „Der Stamm der Münchner Fans ist jetzt bei gut 3000 anzusetzen”, sagt Bochanski, „in den vergangenen Spielzeiten waren die Playoffs ein großer Zuschauermagnet. Hier können wir weitere Zuschauer für die Zukunft gewinnen.”
Sponsoren:
Auch an dieser Front hat sich was getan. Große Namen wie Coca-Cola sind hinzugekommen, der Pool der Kleinsponsoren ist extrem angewachsen. „Immer mehr Firmen sprechen uns auf ein mögliches Engagement an. Viele Türen, die vorher verschlossen waren, stehen uns nun offen”, sagt Thomas Kriner, der Operations Manager des EHC, „das ist anders als bei den Hamburg Freezers, wo ich zuvor gearbeitet habe, da waren diese Türen fest verschlossen.” Momentan laufen nach AZ-Informationen Verhandlungen mit einigen Hochkarätern. Kriner: „Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen.”
Transfers:
Die Experten waren sich vor der Saison einig, der EHC würde am Tabellenende landen. Jetzt stehen sie in den Pre-Playoffs und damit ist München eine interessante Adresse im deutschen Eishockey. Ein weiterer Erfolg würde die Attraktivität des EHC weiter steigern. „München ist angesagt, das merkt man in Gesprächen deutlich”, sagt Manager Winkler, „uns werden nun Spieler angeboten, bei denen ich vor kurzem noch gesagt hätte: Den Anruf spare ich mir, da hole ich mir nur eine Abfuhr.” So ist der Wechsel von Nationaltorwart Jochen Reimer von Wolfsburg zum EHC so gut wie fix, und auch bei der Verpflichtung von Klaus Kathan (Hannover) sieht es gut aus. „Er will nach Bayern, ihm liegen Angebote aller bayerischer Vereine vor – aber ich hoffe, wir haben die Nase vorne”, sagt Winkler.
Halle:
Mehrfach konnte der EHC in dieser Saison bereits ausverkauft vermelden. „Wir stoßen in der Olympia-Eishalle immer wieder an die Grenzen”, sagt Bochanski, „da wird viel Geld verschenkt. Je öfter wir die Halle füllen, umso mehr sieht man auch bei der Stadt, dass sich da was tun muss. Ich habe auch OB Christian Ude beim Geldbeutelwaschen am Fischbrunnen persönlich eingeladen.” Eine Entscheidung über einen Hallenneubau wird aber erst nach dem Entscheid über die Olympiabewerbung Münchens fallen. „Die Playoffs können auch da Signale senden”, sagt Bochanski. Die Playoffs – die Riesenchance, eine Riesensaison richtig zu krönen.