Debakel on Ice: Das EHC-Nachbeben

Das 0:4 im ersten Spiel der Viertelfinal-Serie war ein sportlicher Offenbarungseid für den EHC Red Bull München: „Das war kein Playoff-Eishockey!“
Matthias Kerber |
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Wolfsburgs Mayer jubelt, Seidenberg ist konsterniert.
Rauchensteiner/Augenklick Wolfsburgs Mayer jubelt, Seidenberg ist konsterniert.

München - „Ich bin selber auf meine Mannschaft gespannt, aus welchem Material sie sind. Ich habe die meisten von ihnen ja noch nicht in den Playoffs erlebt. Das ist die Zeit, in der sich zeigt, wer ein echter Kerl ist und wer nur ein Bubi“, hatte Don Jackson vor dem ersten Spiel seines EHC Red Bull München im Playoff-Viertelfinale gegen die Wolfsburger Grizzlies gesagt und auch sein Saisonziel klar definiert: „Wir wollen den Titel, darum geht es im Sport, um nichts anderes.“

Wenn der Auftritt seiner Spieler bei der 0:4-Demontage in eigener Halle symptomatisch für die mentale Playoff-Härte seines Teams ist, dann hat es Jackson, der mit fünf Meister-Titeln (alle mit den Eisbären Berlin) der erfolgreichste Coach der DEL-Geschichte ist, eher mit Milch-Bubis denn mit gestandenen Mannsbildern zu tun. Der Auftritt des EHC in Partie eins dieser Best-of-seven-Serie kam schon fast einem sportlichen Offenbarungseid gleich. Das Team um Kapitän Michael Wolf nahm die Zweikämpfe nicht an, spielte fast lethargisch, war läuferisch und kämpferisch klar unterlegen. Während die Wolfsburger, die in der ersten Playoffrunde in einer harten Serie Krefeld eliminiert hatten, echtes Playoff-Eishockey spielten – hart, kompromisslos, aufopferungsvoll, zuweilen hinterfotzig –, agierte München zu brav, zu lieb.

„Es gibt für unseren Auftritt, unsere Darbietung keine Entschuldigung. Unsere Gegner wollten den Sieg einfach mehr, sie waren hungriger, sie waren bissiger. Das hat sich auf dem Eis gezeigt und spiegelt sich eben auch im Ergebnis wieder“, sagte Stürmer David Meckler, „jetzt müssen wir uns am Freitag von einer ganz anderen Seite zeigen. Und das Spiel gewinnen.“
In Partie zwei (Freitag, 19.30 Uhr) muss der EHC, der in der Hauptrunde alle vier Spiele gegen die Wolfsburger gewonnen hatte, nun in gegnerischer Halle ran. „Wir haben einfach kein Playoff-Eishockey gespielt. Uns hat fast alles gefehlt, was man in der jetzigen Situation braucht“, analysierte Jackson schonungslos. „Wir waren von Anfang an viel zu langsam. Wir müssen viel bissiger sein, wir müssen härter spielen. Viel härter.“

Härte? Da war beim EHC fast Fehlanzeige. Harte Fouls gegen Yannic Seidenberg oder Garrett Roe wurden nicht nach Eishackler-Art faustrechtlich geahndet. Es sah fast so aus, als würden sich die Red Bulls, immerhin zweibestes Team der regulären Saison, den Schneid abkaufen lassen. „Wir haben halbherzig gespielt“, sagte Stürmer Dominik Kahun, „ich denke, dass wir im Allgemeinen das bessere Team sind, aber das müssen wir natürlich auch zeigen. Das haben wir definitiv nicht getan.“

Eine nette Formulierung dafür, dass der EHC bei diesem Viertelfinal-Auftakt schlicht nicht präsent war. „Wir können nicht mit dem zufrieden sein, was wir da geboten haben. Wir sind irgendwie überhaupt nicht aus der Kabine gekommen“, sagte Kapitän Wolf über das Debakel on Ice, die Demontage am Oberwiesenfeld.

Ein Rezept, wie es besser werden soll, damit das bloße Erreichen des Viertelfinales nicht der größte Erfolg des EHC in seiner Geschichte bleibt, hat Meckler parat: „Wir müssen wir selber sein. Wenn wir zeigen, was wir können, dann sind wir das bessere Team und das setzt sich in einer Serie über sieben Spiele auch durch.“
Dafür müssen sich die EHCler aber jetzt als Männer beweisen, damit Jackson (und alle Eishockeyfreunde in München) keine böse Überraschung erlebt.     Matthias Kerber

 

 

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