Das EHC-Herz ist bayerisch

„Wenn wir Iserlohn schlagen, wäre das eine perfekte Woche”: Hier spricht Felix Petermann über die Stimmung in der Mannschaft, die Playoffs und Leberkäs in der Kabine
Interview: Matthias Kerber |
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EHC-Star Felix Petermann, ein echter Allgäuer.
privat EHC-Star Felix Petermann, ein echter Allgäuer.

AZ: Herr Petermann, nach dem Sieg über Mannheim geht es für den EHC nun gegen Iserlohn. Die waren – nachdem sie sich mit vielen NHL-Profis verstärkt hatten – als Titelfavorit gestartet, sind jetzt als Tabellenzwölfter die große Enttäuschung der Saison.

FELIX PETERMANN: Zu Iserlohn will ich nur so viel sagen: Ich habe sicher kein Problem damit, wenn sie am Ende der Saison weiter da unten stehen und wir vor ihnen. Ich habe in meiner Karriere selber oft erlebt, dass man, nur weil man gute Spieler hat, noch lange keine gute Mannschaft ist. Das wiederum ist die Stärke des EHC, dass wir alle mit bedingungslosem Kampfgeist auftreten. Die Punkte gegen Mannheim waren Gold wert, wenn wir jetzt auch noch Iserlohn schlagen, wäre das eine perfekte Woche.

Aber auch beim EHC lief in dieser Saison nicht alles rund, zwischenzeitlich hatte man das Gefühl, dass genau dieser Kampfgeist fehlt.

Es ist sicher so, dass wir einiges an Punkten haben liegen lassen. Wir haben zwischenzeitlich vielleicht geglaubt, dass wir auch gewinnen, wenn wir nicht immer hundert Prozent geben, uns nicht in jeden Schuss reinwerfen. Das ist extrem bitter. Hätten wir nur die Hälfte der Punkte, die wir verschenkt haben, gemacht, wären die Playoffs schon gesichert. Deswegen haben wir nun acht Endspiele. Wir müssen jetzt zeigen, dass wir einfach so viel Bock auf Eishockey haben, dass die Saison eben nicht mit der regulären Saison endet, sondern wir in die Playoffs kommen.

Sie sind der Assistenz-Kapitän. Was haben Sie und Kapitän Stephane Julien intern gemacht, damit der EHC doch wieder auf die Erfolgsspur zurückgefunden hat?

Tolle Stimmung zu verbreiten, wenn man fünf Siege in Folge errungen hat, das kann jeder, da ist jede Fahrt zum Auswärtsspiel automatisch eine Gaudi. Aber was wirklich zählt, ist, wie man auftritt, wenn einen das Glück verlassen hat. Wenn man fünf Pleiten in Serie hat, wenn jeder anfängt, schon fast an sich und dem anderen zu zweifeln. Da muss man dann für gute Stimmung sorgen, da muss man auch mal einen Flachs machen.

Was geschah denn konkret in der EHC-Kabine?

Es war etwa so, dass der Klaus Kathan genau zum richtigen Zeitpunkt mal einfach mit Leberkäs und Weißwürsten aus Tölz in die Kabine kam und ein spontanes Kabinenfest geschmissen hat. So was hilft der Mannschaft, und danach lief es auch wieder. Ich habe noch nie so eine tolle Truppe gesehen. Man merkt, dass viele Bayern beinand sind. Da passt es einfach. Und ich Freude mich auch, dass das Wappen des EHC nicht nur die bayerische Raute enthält, sondern dass wirklich das Herz des EHC bayerisch ist.

Sie und andere Leistungsträger haben bereits verlängert. Bei Jochen Reimer und Martin Buchwieser sagten Sie, dass Sie so lange auf die einquatschen, dass die unterschreiben, damit Sie endlich den Mund halten. Wenden Sie die Laber-Nerv-Strategie auch bei Julien an, der über sein Karriereende nachdenkt?

Der ist da leider viel resistenter. Nach 20 Jahren Profi-Eishockey hat der schon alles gehört. Er muss das für sich und mit seiner Familie klären. Ich hoffe sehr, dass er weitermacht. Die anderen Klubs beneiden uns um ihn. Und ich als sein Partner in der Verteidigung profitiere sehr von ihm. Egal, was ich ihm für eine schlimme Gurke als Pass rüberschiebe, er befreit sich immer aus der Situation und lässt mich so auch besser dastehen. Er ist der perfekte Profi. Ich verstehe das eh nicht, wie er das durchhält.

Julien ist immerhin schon 37 Jahre alt.

Ich frage ihn auch immer wieder: Wie machst du das eigentlich? Mein Körper glüht nach so einem Spiel wie gegen Mannheim, alles tut weh, es sitzen die Jungs mit knallroten Köpfen in der Kabine, haben Eisbeutel auf allen möglichen Körperteilen. Und wir sind zehn Jahre jünger als er! Er meint dann nur: „Felix, ab 35 tut dir nichts mehr weh, oder du merkst es zumindest nicht.” Also brauche ich noch ein paar Jahre, bis es nicht mehr weh tut.

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