Cortina: Vom Schmerz überwältigt

In der Trauer um seinen Freund (33 †) hat sich der EHC-Trainer nach Italien zurückgezogen. Hier spricht er erstmals über das Schockerlebnis.
von  Abendzeitung
Denken strengt an: EHC-Coach Pat Cortina. Foto: Rauchensteiner/AK
Denken strengt an: EHC-Coach Pat Cortina. Foto: Rauchensteiner/AK © Rauchensteiner/Augenklick

In der Trauer um seinen Freund (33 †) hat sich der EHC-Trainer nach Italien zurückgezogen. Hier spricht er erstmals über das Schockerlebnis.

AZ: Herr Cortina, unser herzliches Beileid. Gabor Ocskay, der Star der ungarischen Nationalmannschaft, die Sie trainieren, ist mit nur 33 Jahren einem Herzinfarkt erlegen. Sie hatten ein enges Verhältnis zu ihm. Wie kommen Sie mit dieser Tragödie klar?

PAT CORTINA: Nicht gut. Ich bin schockiert. Mir fehlen die Worte. Ich habe es noch gar nicht richtig begriffen. Ich versuche, damit fertig zu werden, so gut man das eben kann. Und ich denke, man kann es nicht. Man kann es vielleicht akzeptieren – aber verstehen oder verarbeiten? Ich weiß es nicht. Aber so ist das Leben, und das Leben ist eben nicht immer schön, nicht immer gerecht, nicht immer verständlich. Das ist einer dieser Tage, die man nie erleben wollte, vor denen man sich immer gefürchtet hat.

Sie und Ocskay waren seit langem sehr eng miteinander verbunden.

Ja, wir wohnten fast Tür an Tür. Und als er vor vier, fünf Jahren durch eine sehr schwierige persönliche Zeit ging, war er oft bei mir. Wir haben viel geredet, über Gott und die Welt. Wir hatten eine sehr spezielle Verbindung, die weit über das Trainer-Spieler-Verhältnis hinausging.

Was machen Sie jetzt?

Ich habe die ganzen letzten Stunden damit zugebracht, mir die Bilder von ihm ins Gedächtnis zu rufen. Die Spiele, die Schlachten, die wir zusammen geschlagen haben, die emotionalen Untiefen, die wir zusammen durchwatet haben, die vielen Momente, in denen wir zusammen gelacht haben. Meine Gedanken sind bei seinem Eltern und seiner Verlobten. Es gibt keinen schlimmeren Verlust, als sein Kind zu verlieren, und es gibt wohl kaum eine schlimmere Erfahrung, als hilflos mitzuerleben, wie dein Verlobter, den Mensch, den du liebst, vor deinen Augen stirbt. Ich bin physisch im Moment nicht bei ihnen, aber mental bin ich dort, das kann ich ihnen versichern.

Sie mochten Ocskay sehr?

Gabor war ein Spieler, von dem jeder Trainer träumt. Er war ein großzügiger Kerl, ein sehr sensibler, aufrichtiger und wirklich guter Mensch und der am härtesten arbeitende Spieler, den ich je erlebt habe. Eishockey war sein Leben. Er war ein Vorbild in jeder Beziehung. 33 ist kein Alter, um diese Welt zu verlassen.

Werden Sie bei der Beerdigung dabei sein?

Definitiv. Wenn es irgendwie machbar ist. Aber ich habe noch keine Informationen, es wird wohl eine Autopsie geben, und ich weiß nicht, wie lange dieses Prozedere in Ungarn dauert. Aber ich will dabei sein, es ist mein Herzenswunsch, diesem tollen Menschen die letzte Ehre zu erweisen. Aber im Moment kann ich nur sagen, der Schmerz ist überwältigend. Aber er wird nichts sein im Vergleich zu dem, was seine Familie mitmacht. Und schon mir fehlen die adäquaten Worte. Ich bin jetzt bei meiner Familie in Italien und versuche, dort mit der Sache klarzukommen. Es gibt keine Worte, die einem in diesem Moment zum Trost reichen würden. Gabor war ein besonderer Mensch. Seine Mannschaftskameraden und Gegner respektierten ihn, weil er für seine geliebte Sportart alles opferte und jedes Mal, wenn er das Eis betrat, mit voller Hingabe spielte. Ohne die 19 wird der ungarische Eishockeysport nie wieder das, was er einmal war.

Interview: Matthias Kerber

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.