Cortina und die Sorge um das Klopapier
Der Cheftrainer des EHC über die Aussichten für die neue Spielzeit – und seine Ängste
AZ: Herr Cortina, Ihr EHC startet am Freitag in die neue Saison, fürchten Sie, dass die zweite Saison schwerer wird als die erste schon war?
PAT CORTINA: Ja, schon in der Vorbereitung gab es ein paar Momente, in denen bei mir die Alarmglocken geschrillt haben. Auf dem Weg zu diesem Saisonstart sind wir doch mit dem einen oder anderen Schlagloch in Kontakt gekommen. Aber es ist mir lieber, dass die Dinge so zeitig passiert sind, dass ich sie noch korrigieren konnte.
Was waren diese Momente, die Sie alarmierend fanden?
Lassen Sie es mich so ausdrücken: Auf dem Papier sind wir besser besetzt als in der Vorsaison. Wir haben bessere Schlittschuhläufer, wir haben mehr Erfahrung, vielleicht auch mehr Talent. Aber in dem Moment, in dem wir glauben sollten, dass wir ein Team sind, das von Talent und Erfahrung lebt und nicht mehr von der richtigen Arbeitseinstellung, hat dieses Papier, das sagt, dass wir besser sind, nur noch den Wert von Klopapier.
Sie haben also Ansätze davon gesehen?
Ich habe letzte Woche nach dem Turnier in Zagreb eine Ansprache ans Team gehalten, in der ich genau das gesagt habe. Vergangene Saison hatten wir einen Haufen Spieler, die zeigen wollten, dass sie das Zeug haben, in der DEL zu spielen. Das waren Spieler auf einer Mission. Das waren Spieler, die auch Angst hatten, dass sie es vielleicht nicht schaffen würden. Jetzt ist es die zweite Saison, sie wissen schon, wie es geht. Vor einem Jahr haben alle – der Verein, die Spieler, die Trainer – Neuland betreten. Wir waren wie Jungfrauen vor dem ersten Mal. Jetzt haben wir eine gewisse Routine. Das kann viel bringen, das kann aber auch schaden. Diese Routine ist ein natürlicher Prozess. Wenn man sie zu seinen Gunsten nutzt, hilft es einem sehr, es darf nur nicht passieren, dass die Routine den Enthusiasmus tötet.
Es ist auch Aufgabe des Trainers, dieses Feuer am Leben zu erhalten...
Absolut. Bei mir wird es keinen Schlendrian geben. Wir werden weiter die perfekte Einstellung brauchen. Ich sehe auch das Problem, dass einige Spieler zu viel wollen. Nicht, um sich in den Vordergrund zu spielen, sondern weil sie das Beste fürs Team wollen. Man muss Geduld haben. Dem, der am härtesten arbeitet, fallen am Ende die Früchte der Arbeit in die Hände.
Mussten Sie schon Ihrem Spitznamen des Dolomiten-Vulkans gerecht werden?
Nein. Es gibt viele Arten, die Spieler anzusprechen. In der Vergangenheit gab es welche, die nur die Ansprache des Dolomiten-Vulkans verstanden. Wer nur hört, wenn er angebrüllt wird, wird angebrüllt. Dieses Team versteht mich so. Das Team gibt vor, wie ich mit ihm rede.
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