Cortina: Trainer, Psychologe, Priester
Trotz der 1:5-Pleite gegen Köln lobt der EHC-Coach sein Team. Kapitän Petermann ist erneut angeschlagen.
München - Kapitän Felix Petermann litt auf der Heimfahrt von der 1:5-Pleite bei den Kölner Haien so richtig. Physisch und psychisch. Als der Nationalverteidiger um 5.15 Uhr am Mittwochmorgen mit der Mannschaft im Bus ankam, ging es nur kurz nach Hause, danach ging es zum Arzt zum Röntgen. Bei einem Check hatte sich der 28-Jährige eine Verletzung der Schulter zugezogen. „Die endgültige Diagnose steht noch aus”, sagte Petermann der AZ, „in dieser Saison kriege ich gut was ab.”
Erst vor ein paar Wochen hatte er nach einem Muskelbündelriss im Beckenkamm der Bauchmuskulatur lange pausieren müssen. Jetzt also wieder Schmerzen. „Das steckt man besser weg, wenn es gut läuft”, sagte Petermann.
Doch es läuft nicht mehr so. Vier bittere Niederlagen setzte es zuletzt. Die Tatsache, dass die NHL-Superstars Paul Stastny und Blake Wheeler nach dem Ende des Lockouts zu ihren NHL-Vereinen zurückgekehrt sind, macht die Situation noch schwieriger. Mental und emotional. „Wir müssen den Glauben an uns selber wieder finden. Das Einzige, was da hilft, sind Erfolgserlebnisse”, sagt Petermann.
So skurril es klingen mag, Trainer Pat Cortina hat bei der 1:5-Klatsche genau so ein Erfolgserlebnis gehabt. „Das Ergebnis spiegelt das Spiel nicht wider. Wir haben besser gespielt, als wir es eine lange Zeit getan haben. Aber Wheeler und Stastny haben unsere Defizite mit ihrer individuellen Klasse überdeckt. Gegen Köln hat alles gestimmt – bis auf das Ergebnis”, sagte Cortina vor dem Spiel am Freitag (19.30 Uhr) in Nürnberg.
Nach der 1:5-Klatsche im Spiel zuvor gegen Mannheim hatte der Coach seine Mannen zu einer Videoanalyse versammelt. „Wenn man Erfolg hat, will keiner hören, dass man Fehler macht. Das habe ich ihnen schmerzhaft vorgeführt”, sagte der Coach, „der Einsatz, der Wille, die Besessenheit war gegen Köln wieder da. Was fehlt, ist der Glaube an sich selbst, dass wir einen Wheeler und Stastny nicht brauchen, um Erfolg zu haben. Im Moment bin ich Trainer, Psychologe und Priester, der die Beichte abnimmt und aufbaut in einer Person.” Seinen Spielern hat er trotz des 1:5 in Köln die Absolution erteilt.
Vorerst!