Chance oder Gefahr? Das Münchner DEL-Dilemma

Nur für den EHC geht es in den Playoffs auch um den Aufstieg. Dafür müssen die Müchner Eishockey-Cracks aber Meister werden in der 2. Bundesliga.
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Ist dies die kommende Meistermannschaft der Zweiten Liga? Offenbar sind mehrere Unternehmen interessiert, den EHC zu unterstützen – wenn er denn aufsteigt.
Rauchensteiner/Augenklick Ist dies die kommende Meistermannschaft der Zweiten Liga? Offenbar sind mehrere Unternehmen interessiert, den EHC zu unterstützen – wenn er denn aufsteigt.

Nur für den EHC geht es in den Playoffs auch um den Aufstieg. Dafür müssen die Müchner Eishockey-Cracks aber Meister werden in der 2. Bundesliga.

MÜNCHEN Aus vier mach eins: den einen, den einzigen, den Meister. Zwischen den Halbfinalisten der 2. Eishockey-Bundesliga – dem EHC München, den Ravensburg Tower Stars, dem SC Bietigheim und den Lausitzer Füchsen – geht es ab Freitag um den Finaleinzug. Und noch um viel mehr. Auch um den Aufstieg in die DEL. In die Eliteliga im deutschen Eishockey.

Denn dort werden Plätze frei – obwohl es in dieser Saison eigentlich keinen Aufsteiger geben sollte. Die Duisburger Füchse kündigten an, keinen Antrag auf erneute Lizenzerteilung in der DEL zu stellen. Auch die Nürnberg Ice Tigers stehen in der DEL vor dem Aus: finanzielle Gründe. DEL-Ligenleiter Gernot Tripcke sagt der AZ: „Das ist eine sehr unangenehme Situation. Falls wirklich in Nürnberg das Insolvenzverfahren eröffnet wird, werden wir den Verein ausschließen müssen.“

Die DEL hätte statt der bisher 16 Klubs nur noch 14. Das schafft Platz für Aufsteiger aus der 2. Liga. Tripcke: „Klar ist, es wird nur einen Aufsteiger geben, und nur der Meister wird die Möglichkeit bekommen. Wenn er es – etwa aus wirtschaftlichen Gründen – nicht stemmen kann, geht dieses Recht nicht auf den Vizemeister über. Das würde dem Kooperationsvertrag der Ligen widersprechen.“

Der EHC müsste also Meister werden, um eine Chance auf die DEL zu haben, der Finaleinzug reicht dafür nicht. Tatsächlich wäre München in der DEL willkommen (AZ berichtete exklusiv), es gibt „lockere Gespräche“, wie es Tripcke umschreibt: „München ist von den vier Halbfinalisten wohl der einzige Verein, der schon allein vom Stadion her die Anforderungskriterien der DEL erfüllen kann. Mit ein paar Nachbesserungen über den Sommer würde das klappen. Dass München ein interessanter Standort für die DEL ist, ist klar: Es ist eine Großstadt, eine Medienstadt, die der Außenwirkung der DEL sicher gut täte.“ Tripcke weiß aber auch: „Es gab in München immer Zuschauerprobleme, und der Verein müsste natürlich schauen, wie er das Unterfangen finanziell stemmen kann.“

Der Etat müsste von 2,1 auf 3,5 Millionen Euro aufgestockt werden

Es wäre eine Bürgschaft von etwa 800000 Euro fällig. Zudem müsste der Etat von jetzt 2,1 Millionen auf etwa 3,5 Millionen aufgestockt werden. Viel Geld für einen Verein, der im Moment noch auf der Suche nach einem Hauptsponsor für die 2. Liga ist. EHC-Präsident Jürgen Bochanski: „Unsere Aufgabe ist es im Moment, den Etat für die Bundesliga zu stemmen. Über die DEL werden wir reden, wenn wir den Meistertitel wirklich geschafft haben sollten.“

Aber ist die DEL überhaupt ein lohnendes Ziel für den EHC München?

Erst 2002 sind die München Barons in der DEL gescheitert, die Lizenz wurde nach Hamburg verkauft. In München fehlte es an Unterstützung aus der Wirtschaft, ergo: am Geld.

Und jetzt? Gerade mit einem möglichen Aufstieg der Rosenheim Starbulls, einem Erzrivalen der Münchner, und dem möglichen Abstieg der Nürnberg Ice Tigers in die 2. Bundesliga bietet die Zweitklassigkeit möglicherweise attraktivere Gegner, viele interessantere Bayern-Derbys.

„Die Bundesliga ist in der kommenden Saison sicher sehr interessant. Da sind wir auch gut aufgehoben“, sagt Bochanski, „da ist mir nicht bange. Dass DEL-Vereine wie die Mannheim Adler oder die Kölner Haie aber immer ziehen, ist auch klar. Natürlich will man immer das Bestmögliche erreichen. Aber nur, wenn es Sinn macht. Sportlich und finanziell. Wirtschaftliche Blindflüge machen wir nicht mit.“

Die DEL könnte auch Türen öffnen zu Unternehmen, die sich nicht mit (Eishockey-) Zweitklassigkeit abgeben wollen. Bochanski: „Da gibt es Premium-Unternehmen, die erst dann interessiert sind. Das haben wir schon öfter gehört.“

Die DEL als Chance – und als Gefahr. Ligenleiter Tripcke sagt: „Von den vier Halbfinalisten, denke ich, hat nur München im Moment das Potenzial für die DEL.“ Der EHC, der eine, der einzige, der Aufsteiger?

Matthias Kerber

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