Bochanski: "Mein Baby ist in guten Händen"
Jürgen Bochanski zieht sich nach zehn Jahren beim EHC komplett zurück – als Gesellschafter, als Geschäftsführer und auch Sponsor. Der AZ gibt der künftige Ehrenpräsident ein letztes Interview.
AZ: Herr Bochanski, der EHC steht nach dem Einstieg von Red Bull als Hauptsponsor vor einem Neuanfang, Sie – der bisherige Geschäftsführer – und Gesellschafter sind aber nicht mehr an Bord.
JÜRGEN BOCHANSKI: Das stimmt, meine Anteile als Gesellschafter verkaufe ich an Michael Phillips, der damit nun Alleingesellschafter ist. Und mit Claus Gröbner und Christian Winkler haben wir nun ein Duo, das die Geschäftsführung übernimmt. Diesen Posten wollte ich schon länger aufgeben, da ich so ein Amt einfach nicht nebenher machen kann, ich habe ja auch noch ein Unternehmen zu leiten. Wir haben leider da nie die richtigen Leute gefunden, mit Gröbner haben wir nun einen fähigen Mann. Man kann sagen, mein Baby – und nach zehn Jahren EHC darf ich das wohl sagen – mein Baby ist in guten Händen.
Nachdem Sie die Funktionen aufgeben, stellt sich die Frage, on sie mit Ihrem Unternehmens aktiv assekuranz den EHC noch sponsern?
Auch das wird beendet, das habe ich dem Verein auch mitgeteilt.
Warum dieser harte Schnitt? Sie werden ja nur noch den Posten des Ehrenpräsidenten bekleiden...
Dieser Ehrenpräsident ist eine nette Geste, die mich freut. Aber es ist ein Amt ohne wirkliche Funktion. Ich werde dem Münchner Eishockey erhalten bleiben, ich werde weiter im Stadion sein, aber eben ohne Funktion. Wenn man mich fragt, werde ich gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aber es tut gut, das Ganze auch mal als Liebhaber des Eishockey genießen zu können und nicht mehr als Geschäftsführer, der bei jedem zerbrochenen Schläger denkt, Mist, jetzt sind wieder 200 Euro weg.
Trotzdem muss man noch mal nachfragen: Was sind die Gründe, dass Sie sich so ganz zurückziehen?
Da kommt vieles zusammen. Vor allem glaube ich, dass es Zeit ist, dass neue Leute die wichtigen Aufgaben vorantreiben, die ja noch anstehen. Ich habe es zehn Jahre versucht, wenn mein Wort an den wichtigen Stellen nicht genug Gewicht hat, dann ist es richtig, jetzt Platz zu machen und andere ran zu lassen.
Sie reden von Oberbürgermeister Christian Ude, der ja erklärte, dass der EHC sich nie bei ihm gemeldet habe – erst als der Verein schon fast finanziell am Ende war.
Es hat mich sehr traurig gemacht, das da – aus welchen Gründen auch immer – Dinge verbreitet wurden, die so einfach nicht den Tatsachen entsprechen. Fakt ist, wir haben es jedes Jahr versucht. In der Hallenfrage, in anderen Bereichen. Immer wieder aufs Neue. Wir haben im Lauf der Zeit unzählige Gespräche mit Stadträten geführt, nicht umsonst war deren Unterstützung ja auch so überragend, als es darum ging, ob bei uns die Stadtwerke als Namenssponsor einsteigen sollten. Aber wir sind anscheinend nicht bis ganz nach oben durchgedrungen. Deswegen soll das jetzt jemand machen, der da mehr Einfluss hat.
Ein Weltkonzern wie Red Bull dürfte diesen Einfluss sicherlich haben.
Deren Worte haben definitiv eine andere Wertigkeit. Ich freue mich, dass eine solche Marke sich des EHC annimmt, für mich ist das die Bestätigung, dass wir offensichtlich doch nicht alles so falsch gemacht haben, wie es manche sehen. Sonst hätte sich wohl Red Bull, die eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte sind, nicht für den EHC interessiert.
Wie groß war die Erleichterung, dass das Kapitel EHC in München doch nicht endet?
Nicht in Worte zu fassen. Da sind nicht Felsen von uns gefallen, sondern ganze Steinbrüche. Es freut mich so für die Spieler, die Fans, die Mitarbeiter. Es war ja wirklich kurz vor knapp. Da haben alle Götter der Welt zusammenarbeiten müssen, um den EHC zu retten, der Eishockeygott alleine hat nicht gelangt.
Gibt es irgendetwas, was Sie bereuen?
Darüber will ich nicht nachdenken. Man findet immer was, aber es macht keinen Sinn in der Vergangenheit zu leben. Wichtig ist jetzt die Zukunft des EHC und die kann richtig, richtig gut werden.
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