Aus, vorbei, gescheitert!
Der EHC verpasst mit 1:2 bei den Hamburg Freezers die Playoffs. Nur sieben Minuten haben gefehlt. „Es ist brutal frustrierend”, hadert Kapitän Petermann.
Hamburg - Trauer, Fassungslosigkeit, Sprachlosigkeit nach dem Drama on Ice.
Die Spieler des EHC Red Bull München standen nach der Schlusssirene auf dem Eis als wären sie zu Salzsäulen erstarrt. Stiere Blicke, kein Wort wurde gesprochen, hängende Köpfe. 52 Minuten und 16 Sekunden hatte es so ausgesehen, als könnte der EHC bei den Hamburg Freezers, beim ewigen Angstgegner, dieses Mal als Sieger vom Eis gehen. Neunter waren sie bis zu der 53. Spielminute am letzten Spieltag dieser regulären DEL-Saison, Stürmer Uli Maurer hatte die Münchner mit 1:0 in Führung geschossen.
Das hätte gereicht, um die direkten Konkurrenten Wolfsburg, Hannover und Straubing hinter sich zu lassen und in die Playoffs einzuziehen. Doch dann traf erst Jerome Flaake zum 1:1. Drei Minuten vor Schluss besiegelte Garrett Festerling mit dem 2:1 das Schicksal des EHC.
Aus! Vorbei! Gescheitert! Am Ende blieb nur der enttäuschende zwölfte Platz für den EHC. Und für Trainer Pat Cortina, der damit sein letztes Spiel als Coach des EHC bestritt, denn der 48-Jährige konzentriert sich nun vollkommen auf sein Amt als Bundestrainer. „Es ist extrem bitter. Wir sind immer besser ins Spiel gekommen, aber haben es leider versäumt, das zweite Tor zu machen. Dafür wurden wir bestraft”, sagte der sichtlich mitgenommene Cortina. Er hatte sich vorgenommen, den EHC in die Playoffs zu führen, als Dankeschön dafür, dass man ihn aus seinem bis 2014 gültigen Vertrag gehen ließ, um Bundestrainer werden zu können. „Wir wollten sicher nicht, dass die Saison so endet. Wir haben alles dafür getan, dass sie nicht so endet”, sagte Cortina und fügte fast trotzig an: „Wir hätten mehr verdient gehabt.”
Verdient, vielleicht, schließlich hatte der EHC trotz des geringsten Etats der Liga sein Schicksal in der eigenen Hand. Doch sie haben es wieder aus de Hand gleiten lassen. Wie in der Vorsaison als man vier Spieltage vor Schluss erstmals aus den Playoffrängen flog. Diesmal dauerte die Hoffnung länger. „Wir hatten alle Chancen”, sagte Kapitän Felix Petermann, „wir haben gefightet bis zum Schluss. Man kann keinem Spieler einen Vorwurf machen, dass er nicht alles gegeben hätte. Trotzdem ist das natürlich brutal frustrierend. Ich muss das jetzt erst einmal in den nächsten Tagen verdauen.”
Verdauungsprobleme hat er auf jeden Fall damit, dass dem EHC auf der Schlussgerade wieder die Luft ausgegangen ist. „Ich war die ganze Saison überzeugt, dass wir es schaffen. Wie es jetzt gelaufen ist, das ist sehr, sehr bitter”, sagt Petermann. Bitter für die Spieler, bitter für Cortina, der seit 2006 (mit einjähriger Unterbrechung) Coach des EHC ist.
Pokalsieger, Zweitliga-Meister, Aufstieg in die DEL, sogar mal Tabellenführer in der DEL-Debütsaison – jetzt zwei Mal in Folge an den Playoffs gescheitert. Wieder nur 71 Punkte wie im vergangenen Jahr – das reichte wieder nicht. „Dieses Ende hat Pat nicht verdient”, sagte Ehrenpräsident Jürgen Bochanski der AZ, „ohne ihn wäre der EHC nie so weit gekommen. Wir haben die Playoffs nicht in Hamburg vergeigt. Die Punkte, die jetzt fehlen, hätten wir vorher holen müssen. Die haben wir bei den Heimspielen gegen Hannover, Nürnberg und andere direkte Konkurrenten liegen lassen.”
Klar ist, beim EHC wird es eine tiefe Zäsur geben. Die baldige Übernahme des EHC durch den jetzigen Hauptsponsor Red Bull gilt als gesichert, von den aktuellen Spielern werden nur ganz wenige beim EHC eine Zukunft haben – auch das sind Folgen des Drama on Ice.
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