„Am Ende stehen wir finanziell besser da“
EHC-Präsident Jürgen Bochanski über den Ausstieg des Hauptsponsors und den Traum vom Aufstieg.
Herr Bochanski, am Dienstag gehen die Playoffs gegen Bremerhaven los, aber jetzt muss der EHC den großen Schock verdauen. Hauptsponsor Gothaer steigt aus.
JÜRGEN BOCHANSKI (55): Ja, das ist richtig. Die Gothaer wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Engagement als Hauptsponsor beenden.
Eine Hiobsbotschaft, aber Sie wirken dabei extrem entspannt. Warum?
Das haben Sie gut beobachtet. Klar ist, wir müssen den Hauptsponsor ersetzen. Aber wir führen Gespräche mit zwei, drei möglichen Sponsoren, die mich davon abhalten, in Aufregung zu verfallen. Ich denke, mindestens einer wird hängen bleiben. Oder um es noch genauer zu sagen: Ich gehe davon aus, dass wir am Ende finanziell besser dastehen werden als momentan.
Ihr Wort in des Geldgebers Ohr.
Ich bin guter Dinge, wir haben einen Biersponsor gefunden. Die Gespräche mit den anderen momentanen Geldgebern laufen sehr gut, auch gibt es ernsthafte Gespräche mit potenziellen, neuen Sponsoren.
Wie sehr planen Sie eigentlich zweigleisig? Schließlich steht jetzt fest, dass Duisburg sich aus der DEL zurückzieht, der Zweitliga-Meister also aufsteigen kann.
Es hat keinen Sinn, dass wir über ungelegte Eier reden, und das sind sie, so lange wir nicht im Finale stehen. Aber klar reden wir mit Firmen. Und einige große Firmen, die momentan kein Interesse haben, weil sie sich als Premiumprodukt nicht in der 2. Liga engagieren wollen, haben schon erklärt, dass bei einem Aufstieg das Thema vielleicht anders wäre. Aber jetzt geht es erstmal um den Sport. Ich hoffe, dass wir mindestens ins Halbfinale kommen. Und da Sie vorher meine Bilanz ansprachen: Ich bin zufrieden, wenn wir so auftreten, dass die Fans, das Publikum, sagen: davon wollen wir auf jeden Fall mehr sehen.
Und am besten sollen da auch die Sponsoren sagen.
Dann bin ich voll zufrieden.
In dieser Saison dürften Sie bisher richtig froh sein, dass Sie Ihr Geld in den EHC investiert haben und nicht in einen neuen Maserati.
Aus dem Alter, dass ich Maserati fahre, bin ich eh schon lange raus.
Naja, so lange auch nicht.
Zumindest zwei Jahre. Jetzt ist mir Understatement lieber. Es war schon eine tolle Saison bisher, und jetzt wollen wir in den Playoffs auch noch viel erleben. Es ist ein schönes Gefühl, dass Leistung, dass Erfolg, in München honoriert wird. Pat Cortina und Christian Winkler haben eine Mannschaft hingestellt, die den Namen zu Recht trägt. Beim EHC ist Teamwork angesagt. Ich kann nur sagen: Was Cortina hier geschaffen hat, ist phänomenal. Bis zu dieser Saison hätte ich nie für möglich gehalten, wie entscheidend ein Trainer ist. Ich denke jetzt, dass es die unterschätzteste Position im Sport ist.
Wie sieht denn Ihre persönliche Vor-Playoff-Bilanz aus?
Wir haben sicher mehr richtig gemacht als falsch.
Heißt im Umkehrschluss, dass man in der Chaos-Saison davor mehr falsch als richtig gemacht hatte.
Ja, so muss man das wohl sehen, aber wir haben aus unseren Fehlern gelernt.
In der Saison 2007/08, da muss es Momente gegeben haben, in denen Sie am liebsten alles hingeschmissen hätten.
Es war eine schwierige Zeit, das stimmt. Und die Meinung, die man am Morgen nach einer Nacht guten Schlafs hat, ist eben doch oft eine andere als die, die man am Abend nach einem frustrierenden Tag hat. Und manchmal, da braucht man eben auch mal drei Nächte guten Schlafes, bis sich die Meinung wieder zum Positiven ändert. Aber Eishockey ist mein Hobby, macht mir einfach Spaß.
Der Dietmar Hopp des EHC.
Bei allem Respekt für Herrn Hopp, ich bin Jürgen Bochanski und nicht Münchens Hopp. Da fehlen mir auch viele Millionen.
Interview: Matthias Kerber
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- Christian Winkler