Alle Verträge auf Eis!

Beim EHC München entschließt sich Manager Winkler, vorm Saisonende mit keinem Spieler zu verlängern. So setzt er die Profis unter Druck.
von  Abendzeitung
Schwere Zeiten: Manager Christian Winkler kommt aufgrund der offenen DEL-Frage mit den Vertragsverhandlungen nicht weiter.
Schwere Zeiten: Manager Christian Winkler kommt aufgrund der offenen DEL-Frage mit den Vertragsverhandlungen nicht weiter. © Rauchensteiner/Augenklick

Beim EHC München entschließt sich Manager Winkler, vorm Saisonende mit keinem Spieler zu verlängern. So setzt er die Profis unter Druck.

MÜNCHEN Sicherheit, Perspektive, Zukunft.

Das alles hat im Eishockey meistens ein einjähriges Verfallsdatum, die meisten Verträge werden nur über eine Saison geschlossen. Kein Wunder also, dass die Eishackler daher gern kurz nach Weihnachten in die Vertragsverhandlungen einsteigen wollen. Sie wollen ja wissen, ob und von wem sie im nächsten Sommer Gehalt beziehen.

„Klar, man hat die Vertragssituation im Hinterkopf“, sagt Stürmer Mark Heatley, „man will ja auch selber eine gewisse Planungssicherheit.“

Doch genau die wird es beim EHC München, dem Tabellenführer der 2. Eishockey-Bundesliga, für die Spieler nicht geben.

„Wir haben uns entschieden, vor Ende dieser Saison keinerlei Vertragsverhandlungen zu führen. In der vergangenen Saison haben wir die Verhandlungen vor den Playoffs abgebrochen, das Ergebnis sprach für sich. Alle haben bis zuletzt alles gegeben, denn jeder spielt um seine Zukunft“, sagt Manager Christian Winkler der AZ vor dem Spiel am Freitag (19.30 Uhr) in Kaufbeuren, „aber die Spieler wissen, dass wir Leistung honorieren. Wenn einer bei uns seine Leistung bringt, dann gibt es auch keinen Grund, dass er keinen Vertrag kriegt. Das wissen die Spieler, wir stehen zu unserem Wort.“

Doch es ist ein gefährliches Spiel, schließlich sind die Akteure des Tabellenführers auch bei anderen Vereinen begehrt. So versuchte etwa vergangene Saison Schwenningen David Wrigley zu ködern, DEL-Klubs waren an Keeper Sebastian Elwing, Verteidiger Chris Bahen und Topscorer Mike Kompon dran; auch Stürmer-Star Brandon Dietrich war heftig umworben. „Klar besteht diese Gefahr, aber unsere Stärke ist unsere Kompaktheit, nicht der einzelne Spieler. Man kann nicht einfach einen Spieler von uns holen und glauben, das bringt den Erfolg“, sagt Kapitän Andreas Raubal. „Meine Devise ist eh: Spielen so gut es geht – der Rest steht in den Sternen. Aber manche Spieler wollen Sicherheit durch Verträge, das ist schon eine Gefahr.“

Manager Winkler sagt: „Wir sind uns dessen bewusst. Aber ich sage auch ganz klar: Wenn einer glaubt, dass ihm unser Wort als Sicherheit nicht langt und dass er deswegen woanders unterschreiben muss, dann soll es so sein. Dann passt er vielleicht auch nicht nach München.“

Freilich hat sich der Manager schon ein gewisses Sicherheitsnetz geknüpft. In vielen Verträgen hat er Optionen verankert, die es dem EHC erlauben, den Kontrakt mit dem Spieler um ein Jahr zu verlängern. Winkler: „Davon dürfen Sie ausgehen, dass wir die eine oder andere Option haben, definitiv.“

Klar ist, dass der EHC ohnehin im Verhandlungsdilemma steckt. Denn der Klub, der ja den Aufstieg in die DEL anvisiert hat, muss nicht nur zweigleisig planen, er müsste auch zweigleisig verhandeln: für die DEL und die 2. Liga.

„Falls wir aufsteigen sollten, werden wir sicher nicht den Fehler machen und Tabula rasa machen und alle austauschen“, sagt Winkler, „ich denke, dass der Einschnitt in die Mannschaft im Falle eines Aufstiegs kleiner sein wird. Denn im Falle, dass wir es nicht schaffen sollten, ist ja offensichtlich, dass wir auch personell was ändern müssten, um unser Ziel, den Aufstieg, zu erfüllen.“

Matthias Kerber

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