„Aktionen, die ich noch nie gesehen habe“

Torwart-Coach Joseph Heiß über den unruhigen EHC-Keeper Sebastian Elwing und dessen Playoff-Auftritte. "Er ist ein brutaler Kämpfer."
AZ: Herr Heiß, drei Spiele, drei Siege für den EHC im Playoff-Viertelfinale gegen Bremerhaven. Wie sind Sie, der Torwart-Trainer des EHC, bisher mit Ihrem Schützling Sebastian Elwing zufrieden?
JOSEPH HEISS: Der Sebastian ist ein brutaler Kämpfer im Tor. Er kämpft mit sich und allem, aber am Ende hat er den Puck dann doch immer. Selbst an einem Tag wie am Sonntag, an dem er in den Anfangsminuten nicht so sicher ist, geht das Spiel 4:0 aus – und Elwing hat einen Shut-out. Da kann man nie was dagegen sagen.
Sein Stil ist aber – vorsichtig formuliert – ungewöhnlich.
Eigentlich, das muss man ehrlich sagen, hat er überhaupt keinen Stil. Ich habe schon viele Torleute in meinem Leben gesehen, aber er ähnelt keinem. Er hat Aktionen, die habe ich so noch nie gesehen. Ich musste mir das am Anfang auch erst einmal anschauen und mich dran gewöhnen, aber der Erfolg gibt ihm recht. Ich versuche gar nicht, seinen Stil zu ändern. Ich gehe nur an Nuancen ran, wie man in bestimmten Situationen reagieren kann, wie man etwa den Winkel verkürzt. Aber seinen Stil, den lange ich nicht an.
Was macht denn einen guten Playoff-Torhüter aus?
Entscheidend ist die Ruhe. In den Playoffs wird es ja gerne hektisch, da ist es mitentscheidend, dass der Keeper seinen Mitspielern Ruhe vermittelt, Selbstvertrauen auszahlt – und Selbstvertrauen hat der Sebastian viel gesammelt.
Aber als ruhig kann man seinen Stil beim besten Willen nicht bezeichnen.
Nicht wirklich. Aber die Spieler sind das jetzt gewohnt. Die wissen wer da hinten drin steht. Schönheitspreise wird der Sebastian nicht gewinnen. Aber Spiele zu gewinnen ist wichtiger als Topnoten in der B-Wertung zu bekommen.
Nach seiner Verletzungsserie, die ihn fast sieben Wochen außer Gefecht setzte, ist jetzt auch Stammkeeper Joey Vollmer wieder fit.
Das ist ein großer Vorteil. Die Belastung ist in den Playoffs enorm. Da kann es entscheidend sein, dass man zwei Keeper hat, die sich abwechseln können. Joey hat einen ganz anderen Stil. Er strahlt mehr Ruhe aus. Für den Gegner ist es schwer, wenn die Keeper sehr unterschiedlich sind, weil man sich so nur schwer darauf einstellen kann.
Zum Schluss eine Frage: Wie heißen Sie eigentlich richtig? Je nach Breitengrad sind Sie der Beppi oder der Peppi.
Ich bin Bayer, also eigentlich wäre Beppi richtig. Aber ich habe dann so lange in Köln gespielt, da ist das ein bisschen verhunzt worden, da war ich nur der Peppi. Und das ist geblieben. Ich bin also der Peppi Heiß. Aber ganz ehrlich: Ich bin da nicht so. Peppi oder Beppi, das stört mich nicht
Interview: Matthias Kerber