5:1! Der EHC sendet viele Botschaften zum Halbfinalauftakt
München - Nach 37:23 Minuten waren die Nerven der Wolfsburg Grizzlys so dermaßen blankgescheuert, dass Darren Archibald beim Stande von 0:4 im ersten Spiel dieser Halbfinal-Serie (Best of five) nur noch ein Frustbewältigungsventil-Ventil fand und er mit einem fiesen Feigheits-Foul von der blinden Seite Austin Ortega, Stürmerstar des EHC Red Bull München mit der Schulter zum Kopf niederstreckte.
EHC-Coach Don Jackson: "Es wurde sehr physisch"
Eine gesundheitsgefährdende Aktion, die unter Eishockey-Rustikalisten gerne als "ein Zeichen setzen" romantisiert und verniedlicht wird. Doch das wahre Zeichen setzte dann umgehend EHC-Verteidiger Andrew Mac William, der zuvor im Spiel schon ein paar legale Checks gesetzt hatte, bei denen er den sicheren Sitz der Zahnplomben überprüft hatte. Er ging auf den Wolfsburger Übeltäter Archibald los und klärte die Sache auf Eishackler-Art - mit den Fäusten. "Ich bin ja auch kein Kind von Traurigkeit", sagte EHC Kapitän Patrick Hager über die Attacke von Archibald, "aber sowas will in unserem Sport keiner sehen."
Die Botschaft, die MacWilliam an die Grizzlys sendete, war klar: Wir lassen uns nicht rumschubsen, wer die Grenzen überschreitet, muss einen Preis dafür zahlen. "Man hat gemerkt, dass die Wolfsburger nicht gerade erfreut waren, wie das Spiel gelaufen ist, es wurde da dann sehr, sehr physisch", sagte EHC-Coach Don Jackson, "wir mussten dagegenhalten und haben unsere eigene Härte gezeigt." Später im Spiel baute sich MacWillam mit seinen 1,88 Meter und 102 Kilo vor der Wolfsburger Bank auf und schickte Spencer Machacek eine paar warnende Worte hinterher, als auch der seinen Frust kaum unter Kontrolle hatte.
"Spieler wie Hager brauchst du gerade in den Playoffs"
Apropos Frust. Der EHC spielte eine der besten Partien dieser Saison gegen die Wolfsburger. In allen vier Auseinandersetzungen der regulären Saison hatten die Grizzlys in Siegerpose das Eis verlassen (3:2, 4:2, 4:3, n.P., 4:3), doch am Mittwoch vor nur 3.721 Fans in der Olympia-Eishalle waren die Wolfsburger in dem Duell des Tabellenzweiten der Hauptrunde (München) gegen den Tabellendritten (Wolfsburg) chancenlos. Nach dem 5:0 durch Ben Street in der 42. Minute nahm dann auch Trainer Mike Stewart den entnervten Goalie Dustin Strahlmeier - immerhin der amtierende Torhüter des Jahres in der DEL - vom Eis. Strahlmeier kochte vor Wut, pfefferte seine Torhütermaske auf den Boden.
Dabei war der Goalie sicher nicht der Schuldige an dem Debakel on Ice. "Wir haben bis zum 0:1 gut gespielt, dann aber viel zu viele Fehler gemacht", sagte Grizzlys-Trainer Stewart, "aber man hat im Laufe des Spiels gespürt, dass dies nicht unser Abend war. Wir müssen die Partie abhaken." Und hoffen, dass es in Spiel zwei am Freitag (19.30 Uhr) in Wolfsburg besser wird.
Es war nicht der Abend der Grizzlys, aber der von Hager. In der regulären Saison hatte der EHC-Kapitän enttäuschende vier Tore erzielt, gegen Wolfsburg traf er zum 1:0 und 3:0, bereitete zudem einen weiteren Treffer vor. "Spieler wie Hager brauchst du gerade in den Playoffs", sagte der ehemalige DEL-Goalie und jetzige TV-Experte Patrick Ehelechner, "er kämpft, führt eine Mannschaft, er geht dahin, wo es wehtut - und er ist ein Spieler, der es schafft, unter die Haut des Gegners zu kommen. Spieler wie ihn willst du in deinem Team haben, nicht beim Gegner."
Der EHC überzeugte im gesamten Spiel. "Wir wollten den Grizzlys keine Zeit und keinen Raum lassen. Das ist uns gelungen", sagte Verteidiger Konrad Abeltshauser, Schütze des 4:0. Und Augenzeuge Matt McIlvane, der langjährige Assistenzcoach von Jackson, der gerade den EC Salzburg in Österreich zum Meistertitel geführt hat, meinte. "Dieses Team hat das Format eines Champions, keine Frage." Eine weitere Botschaft des EHC!
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