EHC mit Herz und Hirn
Die Münchner Eishockeycracks unterziehen sich einem aufwändigen Vorsorgecheck. Manager Christian Winkler: „Betreiben alle viel zu oft Schindluder mit unserer Gesundheit.“
MÜNCHEN Aufs Eis gehen die Stars des EHC München, immerhin der Vizemeister der 2. Liga, erstmals am Montag. Doch am Freitag wurden die Spieler schon mal auf Herz und Nieren geprüft. Genauer gesagt auf Herz und Hirn.
EHC exklusiv: Auch ein Programm aus der NHL bei Tests dabei
In der Atos-Klinik untersuchte der neue Team-Arzt des EHC, Dr. Robert Kilger, der Leiter der Akutambulanz für Sportverletzungen dieser Klinik, die Truppe ausgiebig. Die Mannschaft um Kapitän Andreas Raubal wurde einer orthopädischen Basisuntersuchung, einem Herz-EKG und einem Concussion-Test (Gehirnerschütterungen) unterzogen. „Mit dieser Voruntersuchung können wir Auffälligkeiten feststellen. Gerade der Concussion-Test ist einzigartig in Deutschland. Wir haben die Software aus der NHL übernommen“, sagt Kilger. Jeder Spieler wurde etwa drei Stunden durchgecheckt.
Die Gesundheitsoffensive des EHC ist eine direkte Reaktion auf den tragischen Tod des ungarischen Eishockey-Nationalspielers Gabor Ocskay, der im März mit nur 33 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb. Ocskay war Nationalspieler in der Auswahl Ungarns, die von EHC-Coach Pat Cortina betreut wird. Zudem waren die beiden gut befreundet. „Das war der schrecklichste Moment meiner Karriere. Danach haben wir uns beim EHC entschieden, dass wir alles tun müssen, um zu verhindern, dass so etwas bei uns passieren kann“, sagt Cortina, „diese Vorsorge ist ein Zeichen an die Spieler: Der Klub tut alles für dich. Als Spieler und als Mensch.“
Und Manager Christian Winkler sagt: „Wir betreiben alle viel zu oft mit dem höchsten Gut, das es gibt – der Gesundheit – Schindluder. Diese Untersuchungen sollen das Risiko minimieren, dass ein ähnlich tragischer Vorfall sich bei uns ereignet.“
EHC: "So kann keiner als Jammerlappen abgestempelt werden"
Lob gibt es dafür von Kapitän Andreas Raubal: „In meinen Augen sparen fast alle Vereine viel zu sehr an den medizinischen Abteilungen. Ich finde, auch in der 2. Liga müssten Herztests Pflicht sein. Eishockey ist so ein harter Sport, da wird einer, der zum Arzt läuft, schnell als Jammerlappen abgestempelt. Hier ist es verpflichtend, das passt.“
Raubal weiß, wovon er spricht. Als er noch in Garmisch spielte, wurde bei ihm eine Unregelmäßigkeit beim Herzschlag festgestellt Raubal: „Das konnte man durch Ausdauertraining korrigieren, aber ohne die Tests hätte ich es nie erfahren und reagiert.“
Am Montag werden dann die Ergebnisse der Herztests und der Fitnessprüfung vom Donnerstag vorliegen. „Nur, wer vollkommen gesund ist, aber auch die nötige Fitness aus der Sommerpause mitgebracht hat, wird am Montag auf dem Eis stehen“, sagt Winkler. Beim ersten Eistraining der Saison.
Matthias Kerber/Mathis Broelmann
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