EHC Bei Anruf Tanz
Der zurückgetretene Eishockey-Star Markus Jocher denkt über ein Comeback als Teilzeit-Profi nach – und verhandelt mit seiner Mutter über die Freigabe. EHC-Chef Bochanski: „Die Tür ist immer offen!“
MÜNCHEN Im April, da tanzte Markus Jocher letztmalig für den EHC. Bei der Abschiedsfeier nach der Vizemeisterschaft präsentierte das gefürchtete Liga-Raubein den Fans nochmals seine Schuhplattl-Einlage, mit der er beim EHC zum Kultstar aufgestiegen war. Danach beendete er offiziell seine erfolgreiche – der 30-Jährige holte unter anderem drei Titel in der DEL – Karriere.
Nähmaschinen statt Schlittschuhe und Schläger. Jocher wollte sich ganz und gar auf den Nähmaschinenfachhandel, den er in Garmisch zusammen mit seiner Mutter betreibt, konzentrieren. „Ich habe das meiner Mama versprochen. Und ich halte mein Wort, meine Mama ist mein Blut“, sagt Jocher, der beim EHC mit seiner rustikalen Spielweise zum Publikumsliebling avancierte, „nur die Mama kann mich wieder aufs Eis lassen.“
Wie die AZ nun exklusiv erfuhr, zeichnet sich jetzt eine Lösung ab, wie „der Bua“ doch noch beim EHC die Schlittschuhe wieder anziehen kann. Als Standby-Profi. Oder anders gesagt: Bei Anruf Tanz. Der Jocher auf Abruf.
EHC: Jocher verhandelt mit der Mama um die Freigabe"
„Das stimmt, ich verhandle gerade mit meiner Mama um die Freigabe“, amüsiert sich Jocher, „es gibt keine Woche, in der wir beide nicht darüber reden, was wir da machen könnten. Sie weiß ja, wie sehr mir das Eishockey am Herzen liegt. Ich denke, dass sie sich mit der Standby-Lösung anfreunden könnte, dass sie dem zustimmen könnte.“
Fast täglich telefoniert er mit seinen alten Teamkollegen. Speziell Christian Wichert, Martin Buchwieser und Florian Kettemer. „Der Zusammenhalt in der Truppe war einmalig. Ich vermisse das. Eishockey ist bei mir im Blut. Der Herrgott gab mir nicht die filigransten Hände, dafür aber das größte Kämpferherz.“ Das weiter fürs Eishockey, weiter für den EHC schlägt.
Jocher trainiert auch weiter, im Moment ist er mindestens zwei Mal wöchentlich auf dem Eis. „Mein Körper fordert die Anstrengung eh ein, sonst fühle ich mich nicht wohl“, sagt Jocher, der sich beim EHC den Ruf des härtesten Spielers der Liga erkämpft, erarbeitet, erstritten und erprügelt hat.
In den nächsten Tagen werden sich Jocher und Winkler zusammensetzen, um die Details eines Teilzeit-EHC-Daseins abzustecken. „Auf jeden Fall würde Markus einspringen, wenn bei uns – etwa durch Verletzungen – Not am Mann ist“, sagt Winkler. Aber auch andere Arbeitszeit-Modelle sind angedacht. „Vielleicht kann ich mal sagen, ich spiele zwei Wochen durch, weil das Geschäft mich nicht so fordert. Ich mache dann alles, nicht nur die Heimspiele. Ich bin keiner, der sich die Rosinen rauspickt und nur zum Schuhplattln bei den Heimspielen käme. Ich würde es hassen, wenn das einer macht. Wenn, dann mache ich die ganze Ochsen-Tour.“
Jocher: "EHC oder gar nichts!"
Klar ist auch, er wird nur noch beim EHC spielen. „Ich habe viele Anfragen anderer Klubs, zuletzt Rosenheim, aber wenn ich zurückkomme, dann nur zum EHC. Das ist Ehrensache, das bin ich den Fans schuldig. Die haben mir den besten Abgang verschafft, den man haben kann. Das vergess’ ich nicht“, verspricht Jocher.
Und EHC-Präsident Jürgen Bochanski meint: „Für Markus ist bei uns immer eine Tür offen. Auch das Geld, ihn zu bezahlen, wird da sein. Wenn es ihn nicht schon gäbe, müsste man ihn erfinden. Er hat sich einen Platz in unseren Herzen erkämpft.“ Und der EHC in Jochers Herz.
Matthias Kerber
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