"Effenberg, Scholl und Becker waren Vorbilder"
AZ: Herr Dopfer, Sie sind in Innsbruck geboren, in Schongau aufgewachsen, mit zehn Jahren nach Österreich gekommen, leben dort in Leutasch, trainieren in Garmisch-Partenkirchen und starten nun für Deutschland. Als was empfinden Sie sich?
FRITZ DOPFER: In erster Linie als Fritz Dopfer, der stolz darauf ist, für den DSV fahren zu dürfen. Der aber weiß, wem er zu großem Dank verpflichtet ist – dem Skigymnasium Stams in Tirol, wo ich meine Ausbildung genossen habe sowie dem Tiroler und dem Österreichischen Skiverband, bei denen ich verschiedene Kader durchlaufen habe. Meine Wurzeln sind in Schongau – das ist meine Heimat. Und Leutasch ist mein Zuhause.
Wie startete Ihre Karriere?
Meine Eltern liebten den Langlaufsport und stellten ihre Stöcke in den Hang, damit ich sie als quasi Slalomtore benutzen konnte. Aber ich fuhr die Stangen dauernd über den Haufen. Da war ich zwei Jahre alt.
Und Ihr erstes Ski-Rennen?
Da war ich vier. Das Ergebnis weiß ich nicht mehr – aber wo es war: ein Zwergerlrennen des SC Schongau am Steckenberg in Unterammergau. Es waren, 1991, etwa 400 Kinder am Start – Maria Riesch zum Beispiel, Felix Neureuther.
Besaßen Sie als Ski-Rennkind ein Vorbild?
Für mich gab es nur drei Sachen: Im Winter Skifahren und im Sommer Fußball und Tennis. Beim Fußball war der FC Bayern mein Idol mit Scholl und Effe und im Tennis Boris Becker. Wir haben sogar mal seine Rolle geübt, das aber nach Schürfwunden wieder aufgegeben. Beim Skifahren hatte ich kein Vorbild, weil ich zwar selbst Rennen fuhr, aber nicht das Geschehen der Großen verfolgte.
Ihr erster Trainer war eine Frau – Ihre Mutter.
Meine Mutter ist Österreicherin, fuhr früher selbst Rennen und wurde später Lehrerin und Skitrainerin im Stubaital. Sie ist auch heute meine wichtigste Ansprechpartnerin.
Sie kamen mit zehn an Ihren jetzigen Wohnort Leutasch in Tirol – wie wurden Sie dort als „Piefke” aufgenommen?
Das war anfangs nicht gerade leicht. In den ersten beiden Wochen wollte ich unbedingt wieder zurück in mein Schongau. Aber im Laufe der Zeit gab sich das dann schon.
Und wie war es, mit 14 als Deutscher in das Skigymnasium Stams zu kommen?
Die entscheidenden Leute dort haben zwar gewusst, dass ich die Möglichkeit DSV besitze. Aber sie haben mich als Österreicher gesehen.
Und wie war dann die Aufnahme im deutschen Team?
Ich machte in Stams mit 19 die Matura und es tauchte anschließend die DSV-Frage auf. Es war die richtige Entscheidung, zu wechseln. Für mich war es sehr wichtig, dass ich das Vertrauen im Verband erhielt – obwohl es in den ersten Jahren im Weltcup düster ausgesehen hat. Hohe Startnummern, schlechte Pisten – das hatte ich nicht im Kreuz.
DSV-Cheftrainer Charly Waibel hat gesagt, dass Sie ein guter Skifahrer seien – aber jetzt müsse man einen Rennfahrer aus Ihnen machen.
Das war eine seiner ersten Amtshandlungen, mir das in einer Pizzeria in Garmisch-Partenkirchen ganz unverblümt mitzuteilen. Und er hat mich zum Beispiel gefragt, wie viele Stürze ich im Training habe.
Was antworteten Sie?
Fast keine. Er meinte: „Dann fährst Du nicht am Limit!” Ab diesem Zeitpunkt begann ich mich dann aus der Komfort-Zone heraus zu begeben. Das war zu Beginn zwar ein sehr schwieriger Prozess. Diese Methode hat mich letztendlich Schritt für Schritt in die Weltspitze gebracht.
Interview: Jupp Suttner