Ecclestones Leiden

„Sogar meine Ehe ist an der Formel 1 zerbrochen!“ Jetzt sieht der Boss sein Lebenswerk in Gefahr.
von  Abendzeitung
Hat Angst um sein Lebenswerk - die Formel 1: Bernie Ecclestone.
Hat Angst um sein Lebenswerk - die Formel 1: Bernie Ecclestone. © AP

„Sogar meine Ehe ist an der Formel 1 zerbrochen!“ Jetzt sieht der Boss sein Lebenswerk in Gefahr.

SILVERSTONE Bernie Ecclestone (78) gilt als knallharter Verhandlungspartner und brillanter Geschäftsmann. Gleichzeitig ist er mit seinem Lieblings-Geschäftsfeld aber so emotional verbunden, dass er bisweilen den Blick für die Realität zu verlieren scheint. „Ich werde verdammt sicher nicht zulassen, dass alles zusammenbricht wegen eigentlich gar nichts“, sagte er der „Times“. Der Formel-1-Chef will nicht wahrhaben, dass sich die Rennställe gegen ihn wenden und eine eigene Rennserie gründen wollen.

Dabei hat’s ihm sein Freund Flavio Briatore, mit dem er zusammen den Fußballklub Queens Park Rangers besitzt, am Wochenende jeden Morgen erklärt, wenn sie gemeinsam nach Silverstone an die Strecke geflogen sind. Er hat ihm gesagt, dass Ecclestone es nicht persönlich nehmen soll, dass die Rennställe Planungssicherheit bräuchten. Ecclestone aber nimmt es persönlich. Und wie. „Ich habe mehr als 35 Jahre meines Lebens für die Formel 1 geopfert“, jammert er, „sogar meine Ehe ist an der Formel 1 zerbrochen.“

"Ferrari und McLaren brauchen die Formel 1 mehr, als wir sie"

Die Piratenserie, zu der sich acht Rennställe zusammenschließen wollen, droht sein Lebenswerk zu zerstören. Also redete er dagegen an: „Ferrari und McLaren brauchen die Formel 1 mehr, als wir sie brauchen.“

Aber da irrt Ecclestone. In Wahrheit braucht die Formel 1 die Rennställe. Auch und vor allem wirtschaftlich. Das britische Fachmagazin „SportsPro“ veröffentlichte Anfang Juni eine Rangliste der 200 wertvollsten Sport-Unternehmen der Welt. Auf Rang 1: die NFL, auf Rang sieben: Ferrari. Auf Rang neun: die Formel 1.

Laut „SportsPro“ ist Ferrari 1,55 Milliarden Dollar wert und damit das wertvollste Sport-Team auf dem Planeten. McLaren-Mercedes liegt mit einem Wert von 580 Millionen Dollar auf Rang 61, BMW auf 130 (Wert: 240 Millionen).

Die Formel 1, die Anfang des Jahrtausends die Rangliste noch mit großem Abstand anführte und 2,7 Milliarden Dollar wert war, ist demnach nur noch 1,45 Milliarden Dollar wert. Ecclestone hat die Serie in den letzten Jahren immer wieder verkauft und wieder zurückgekauft. Mittlerweile gehört sie Ecclestones Vermarktungsgesellschaft CVC, finanziert ist das Ganze fast komplett auf Pump. Um die Kredite abbezahlen zu können, hat Ecclestone in den letzten Jahren die Lizenzgebühren, die er von den Streckenbetreibern verlangt, massiv erhöht. 300 Millionen Dollar verlangt er pro Jahr von den Strecken, dazu kommen 350 Millionen von den TV-Anstalten. Ohne Ferrari und die andere Rennställe könnte er das sicher nicht verlangen.

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