Drama im Paradies

Andreas Raelert war als Topfavorit beim Ironman auf Hawaii ins Rennen gegangen – und wurde am Ende Dritter. Auch Faris Al-Sultan enttäuscht: „Es war eines meiner schlimmsten Rennen”
Frank Hellmann |
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KAILUA-KONA Wie ein Häuflein Elend kauerte Faris Al-Sultan im Zielkanal von Kona. Die Blumenkette baumelte um den Hals, immer wieder schüttelte der Mann, der sich selbst als Hawaii-Veteran betrachtet, den Kopf. Auch wenn er schon das elfte Mal am Ironman auf der Pazifikinsel mit der Herausforderung über 3,8 Kilometer Schwimmen im offenen Meer, 180 Kilometer Radfahren durch die Lavawüste und 42 Kilometer Laufen in sengender Sonne teilnahm, sprach der 33-Jährige hinterher von einer ganz neuen Grenzerfahrung. „Es ging mir furchtbar. Ich habe etwas erlebt, was ich noch nie hatte: Ich hatte Angst vor dem Schmerz, ich hatte Angst mir selbst weh zu tun”, stammelte der Münchner, „es war eines meiner schlimmsten Rennen.”

Und trotzdem kam der Altmeister nach 8 Stunden, 27 Minuten und 18 Sekunden als Zehnter ins Ziel, „dabei wollte ich eigentlich nach dem Radfahren schon raus”. Zu ausweglos das Vorhaben, die späteren australischen Doppelsieger, den schon 2008 und 2009 als Weltmeister dekorierten Craig Alexander, der nach 8:03:56 Stunden in neuer Streckenrekordzeit triumphierte, und seinen Verfolger Pete Jacobs (8:09:11 Stunden) noch in Sichtweite zu haben. „Ich bin einfach nicht aus meiner Komfortzone rausgekommen”, klagte der Sieger von 2005. Und auch sein Triumph bei der Europameisterschaft in Frankfurt sei Schuld am schlechten Abschneiden: „Ich habe am Mainufer ein Stück meiner Seele gelassen.”

Als Al-Sultan seine Erklärungen abgab, eilte der mit einem großen Kranz dekorierte Andreas Raelert herbei. Der Rostocker hatte als Drittplatzierter (8:11:07) eine ähnliche Qual durchlitten. „Regensburg weglassen! Regensburg weglassen! Du hast es doch drauf!” rief Al-Sultan zu Raelert – eine Anspielung auf den möglicherweise entscheidenden Fehler des als Topfavoriten gehandelten Triathleten. Die sommerliche Saisonplanung des 35-Jährigen beinhaltete ja nicht die Teilnahme an einem Ironman, sondern den Start bei der Challenge-Konkurrenzveranstaltung in Roth, wo Raelert zwar mit Weltbestzeit verblüffte, jedoch im August noch den Ironman Regensburg absolvieren musste, um die neuen WM-Qualifikationskriterien zu erfüllen. In der Donaumetropole riss sich Raelert ein Band im Fuß – für viele hat er genau für dieses Wagnis nun bezahlt. Erst kürzlich hatte er eingeräumt: „Ich bin mir bewusst, dass der Start in Regensburg ein Stück weit Energie gekostet hat. Es war nicht die ideale Vorbereitung auf Hawaii.”

War es nun verwunderlich, dass Raelert auf dem Rad abreißen lassen und musste und beim Marathon letztlich „keine Körner” mehr hatte? „Das war kein Laufen mehr – das war nur noch ein Kampf ums Überleben”, gestand Raelert. Beim Ausstieg aus dem Wasser hatte er sich einen Cut am linken Auge geholt, „ich hatte zeitweise leichte Orientierungsschwierigkeiten”.
Auch deshalb war Alexander nicht einzuholen. „Es ist unglaublich. Ich wünschte, jeder auf der Welt könnte fühlen, was ich auf der letzten Meile gefühlt habe”, berichtete der von Krämpfen geplagte, aber überglückliche 38-jährige Ausdauerkönig. Raelert wollte sich allerdings nicht grämen: „Ich habe alles probiert, aber es waren einfach zwei Athleten besser als ich. Im Sport gibt es keine Garantien.” Erst recht nicht beim Ironman.

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