Doping: Rückschlag für Claudia Pechstein
Im Bestreben ihre Unschuld zu beweisen, musste die für zwei Jahre gesperrte Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein eine Niederlage einstecken. Ihr Management beklagt fehlende Fairness. Mit Video.
Kräftiger Dämpfer für Claudia Pechstein: Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) hat am Freitag das von der Eisschnelllauf-Olympiasiegerin eingereichte Konzept einer Langzeitstudie abgelehnt. Die wegen auffälliger Blutwerte für zwei Jahre gesperrte Berlinerin hatte gehofft, mit dieser Studie ihre schwankenden Retikulozyten-Werte erklären zu können.
In einem Gespräch mit Pechstein hatten Vertreter der Nada Argumente für und wider den von ihr vorgeschlagenen Langzeittest und dessen Begleitung durch die Nada ausgetauscht. «Dabei ist einvernehmlich festgestellt worden, dass die Sportlerin sich einer vollständigen Quarantäne über mehrere Wochen nicht unterziehen kann, und dass die Nada auch keine lückenlose Überwachung über einen längeren Zeitraum gewährleisten könnte», heißt es in der Erklärung der Nada vom Freitag.
Kritik am Antidoping-Kampf
Schlussfolgerungen aus einer solchen Testserie würden aber voraussetzen, dass jedwede Manipulation von vornherein absolut ausgeschlossen werden könnte. Die Langzeitstudie sei damit gegenstandslos geworden, teilte die Nada mit. Als Beitrag zur Aufklärung des Sachverhalts sei die Nada jedoch weiterhin bereit, «alle Werte von Frau Pechstein, die bereits vorliegen oder die sie gegebenenfalls noch erlangt, den Verfahrensbeteiligten zur Verfügung zu stellen».
Enttäuschung herrschte nach der Entscheidung bei Claudia Pechstein und deren Manager Ralf Grengel. «Es ist für den gegenwärtigen Anti-Doping-Kampf bezeichnend, dass zur Entlastung eines Athleten 100-prozentige Gewissheit verlangt wird, für die Beschuldigung und eine Sperre von Claudia Pechstein durch den Weltverband Isu dagegen ein einziges Indiz ausreicht», erklärte Grengel.
Finanzielle Bedenken
Pechsteins Management hatte zuvor nach Konsultation zahlreicher Experten vorgeschlagen, die 37-jährige Athletin für mehrere Wochen durchgängig unter Beobachtung der Nada zu stellen, um die schwankenden Werte mit natürlichen Ursachen belegen zu können. Sie bot an, Dopingkontrolleuren über einen längeren Zeitraum rund um die Uhr für Bluttests zur Verfügung zu stehen und jede Bedingung der Nada zu akzeptieren. Bei der Nada hatte es von Anfang an Bedenken gegen die Pläne - auch aus finanzieller Hinsicht - gegeben.
Am vergangenen Freitag hatte der Internationale Sportgerichtshof (Cas) Pechstein nach deren Eilantrag zugebilligt, wieder an offiziellen Trainingseinheiten der Deutschen Eisschnelllauf- Gemeinschaft (DESG) teilnehmen zu dürfen. Dies war im Pechstein-Lager als Punktsieg verbucht worden, wenn auch die Wettkampfsperre gegen die fünfmalige Olympiasiegerin aufrechterhalten wurde. Am Montag war die Hauptstädterin erstmals nach 50 Tagen wieder auf das Eis in Berlin-Hohenschönhausen gegangen. Das Hauptverfahren vor dem Cas ist für Anfang Oktober - also noch vor Beginn der offiziellen Eisschnelllauf-Saison - geplant. (Von Frank Thomas, dpa)
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