Doping! Fliegt der Radsport aus Olympia?

Isabel Moreno wurde positiv auf EPO getestet. Das bringt ehemalige Athleten wie Frank Busemann in Rage: „Die Zuschauer wollen heute Bio-Brote und saubere Spiele.“
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Das Lachen dürfte ihr inzwischen vergangen sein, Isabel Moreno ist der erste Dopingsünder von Olympia.
dpa Das Lachen dürfte ihr inzwischen vergangen sein, Isabel Moreno ist der erste Dopingsünder von Olympia.

Isabel Moreno wurde positiv auf EPO getestet. Das bringt ehemalige Athleten wie Frank Busemann in Rage: „Die Zuschauer wollen heute Bio-Brote und saubere Spiele.“

PEKING Lange hat es nicht gedauert. Jetzt haben die Olympischen Spiele ihren ersten Dopingfall. Die spanische Radfahrerin Isabel Moreno, ehemalige Europameisterin, wurde der EPO-Einnahme überführt.

Die 27-Jährige, die im Straßenrennen und beim Zeitfahren starten sollte, war am 31. Juli im Olympischen Dorf kontrolliert worden. Danach war sie abgereist. Das Ergebnis der Untersuchung wartete sie gar nicht erst ab. Als offizielle Begründung wurden damals „Panikattacken“ genannt.

Schön, dass das Kontrollsystem immerhin mal so weit ist, Panik bei den Spritzensportlern auszulösen. Moreno wird nun wohl von den Spielen ausgeschlossen. Und mit ihr vielleicht bald die gesamte Gilde der Radfahrer, die unbekümmert ihre Tour de Dopage weiterführen. „Der Radsport muss, genau wie andere Sportarten, etwa Gewichtheben, verstehen, dass, wenn das Betrügen weitergeht, ein hohes Risiko besteht, dass es zu einem Ausschluss kommen kann“, sagte John Fahey, der Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada. Der Ausschluss von den Olympischen Spielen ist gemeint. Im Herbst 2009 wird das Internationale Olympische Komitee IOC über mögliche Ausschlüsse entscheiden und die Sportarten für Olympia 2016 benennen.

Doch es geht nicht nur um den Radsport, der ganze Spitzensport steht langsam im Verdacht, dass die unglaublichen Leistungen nicht ausschließlich mit Mitteln aus Omas Medizinschränkchen erreicht werden. Doping-Experte Dr. Werner Franke sprach schon im Vorfeld von den „versautesten Spielen aller Zeiten“.

Auch Sportler selber spüren Zweifel. Der ehemalige Zehnkämpfer Frank Busemann, der bei Olympia 1996 in Atlanta Silber geholt hatte, meinte zur AZ: „Dass es weiter schwarze Schafe gibt, ist sicher so. Vielleicht ist es sogar eher ein Rudel schwarzer Schafe.“ Der ehemalige Anti-Doping-Beauftragte des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der Ende 2007 sein Amt niederlegte, berichtet; „Es kam ohnehin nie ein Athlet zu mir, der über die Problematik reden wollte.“ Dafür sprach Busemann mit vielen Fans und Zuschauern. „Da merkt man, wie sensibilisiert die Menschen auf das Thema Doping sind. Früher hieß es ja, dass ist denen egal ist, die wollen nur Brot und Spiele. Das stimmt definitiv nicht mehr. Die Leute wollen heute Bio-Brot und saubere Spiele.“

Doch davon ist man weiter meilenweit entfernt. „Die Geschichte zeigt uns etwas anderes. Alle Helden, die ich früher hatte, sind heute gefallene Helden. Aus vielen Gründen, aber Doping spielt da oft eine große Rolle“, sagt Saubermann Busemann. „Ich versichere, dass ich nie was genommen habe. Ich habe immer gesagt: Schaut her: Ich wurde in meiner Karriere 99 Mal kontrolliert. Stets negativ! Leider hat mir Marion Jones bewiesen, dass das gar nichts aussagt.“ Die ehemalige Leichtathletik-Queen aus den USA wurde in ihrer Karriere 160 Mal getestet. Jeweils mit negativen Befund. Dabei sitzt sie jetzt im Gefängnis. Wegen Meineids über ihre exzessive Doping-Vergangenheit.

Matthias Kerber

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