Doping-Bekämpfer kritisieren Hörmann scharf
Der designierte DOSB-Boss Alfons Hörmann steht in der Kritik – weil er laut Meinung der Experten Doping kleinredet. "Es geht ihm nur um eins: Den Schutz der dopenden Sportler, Schutz des Geschäftsmodells Sport".
Köln - "Blanker Unsinn", "naiv", "entlarvend": Alfons Hörmann hat es sich mit mehreren renommierten deutschen Doping-Bekämpfern schon vor seiner praktisch sicheren Wahl zum Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes kommenden Samstag gründlich verscherzt.
Anlass zur Kritik gaben Aussagen Hörmanns, die den Verdacht nahe legen, dass der kommende Spitzenfunktionär die Dopingproblematik in Deutschland als wenig alarmierend wertet. Der Pharmakologe Fritz Sörgel spricht von einer "fatalen Fehleinschätzung".
Hörmann hatte zwar gesagt, dass der Anti-Doping-Kampf auf seiner Agenda ganz oben stehen werde, doch für die Doping-Bekämpfer steckte der Teufel im Detail.
Hörmann sagte, man könne die geringe Aufklärungsquote der Nationalen Anti Doping Agentur auch positiv dahingehend interpretieren, dass sich "deutsche Sportler das Risiko eines Dopingvergehens einfach nicht mehr leisten können".
Weiter meinte Hörmann: "Ich bin nicht blauäugig und weiß, dass es schwarze Schafe gibt." Er sei aber auch überzeugt, "dass sich unsere Athleten, Trainer und Ärzte dem Thema Anti-Doping klar und deutlich verschrieben haben. Sonst würde ich dieses Thema anders beurteilen."
Den Molekularbiologen Werner Franke brachte Hörmanns positive Wertung der NADA-Quote regelrecht auf die Palme. "Hörmann hat keine Ahnung. Was er sagt, ist blanker Unsinn, das beweisen schon die Erkenntnisse aus den Skandalen an der Uni Freiburg", sagte Franke: "Auch Hörmann geht es nur um eins: Schutz der dopenden Sportler, Schutz der Medaillen – Schutz des Geschäftsmodells Sport."
Sörgel hält Hörmanns Aussagen für "naiv und entlarvend" und glaubt: "Einen wahren Fortschritt können wir von ihm offensichtlich nicht erwarten. Dass man da keinen anderen Mann für die DOSB-Spitze gefunden hat, zeigt mir nur, dass der Sport offenbar mit dem fragwürdigen Status Quo hervorragend leben kann."
Die NADA verteidigt dagegen Hörmanns Sichtweise – zumindest indirekt und vorsichtig. "Gute Anti-Doping-Arbeit kann nicht nur an der Zahl der positiven Fälle gemessen werden, sondern muss auch andere Faktoren berücksichtigen", sagte die Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann.