Dieser Mann macht Gold-Maria schnell
Thomas Rehm ist der Servicemann von Höfl-Riesch – und kümmert sich auch bei der WM um die Skier. Die AZ hat ihn besucht.
Schladming - 104, 473, 470, 498 oder doch den 124er? Thomas Rehm weiß es noch nicht. Obwohl: „Den 498er kannst raus tun. Der wird’s glaub’ ich nicht.” Rehm spricht über den Ski, mit dem Maria Höfl-Riesch den WM-Riesenslalom bestreiten wird. Vier bis fünf Paar kommen in die engere Wahl, werden am Nachmittag vor dem Rennen gewachst, morgens um sechs Uhr werden nochmal die Kanten geschliffen, der Belag bekommt ein letztes Finish, und um acht Uhr geht's los zur Besichtigung, mit drei paar Skiern im Gepäck, von denen Rehm und Höfl-Riesch dann schließlich eines auswählen, bevor dann um zehn Uhr das Rennen beginnt. So sieht er aus, der Tagesablauf des Mannes, der die Gold-Maria schnell macht.
Thomas Rehm ist 47, kommt aus Schröcken in Vorarlberg und ist seit einem Jahr der Servicemann von Maria Höfl-Riesch. Ein Luxus, der beim Skibauer Head den Top-Athleten wie Svindal, Ligety, Mancuso, Görgl und Vonn zuteil wird. Rehms Vorgänger Stefan Böhler, ebenfalls ein Österreicher, hörte nach sechs Jahren auf, Rehm übernahm den Job an der Seite der besten deutschen Skifahrerin. „Wir kannten uns schon aus dem Weltcup”, erzählt Rehm, „aber man muss schon gut zusammen können, damit das klappt. Man verbringt ja so viel Zeit miteinander: auf der Piste, im Auto.”
Im Prinzip arbeiten die beiden das ganze Jahr zusammen. „Im Frühjahr nach der Weltcup-Saison haben wir schon die Tests für die neuen Ski zusammen gemacht”, sagt Rehm, „und ich kann nur sagen: Materialmäßig ist die Maria einfach zu handlen. Die weiß genau, was sie will. Und wenn das passt, hat sie volles Vertrauen und sagt: ,Tom, du entscheidest, was wir fahren!’ Da gibt es ganz andere Kandidaten. Die wollen jeden Tag was anderes.” Vor Höfl-Riesch betreute Rehm Anja Pärson, Rainer Schönfelder und Liz Görgl.
Etwa 40 Paar Ski hat Rehm für seine Athletin in Schladming dabei, für vier Disziplinen. Der kürzeste Slalom-Ski misst 1,58 Meter, die längste Abfahrtslatte 2,15 Meter. Im Riesenslalom wird sie eine Länge von 1,88 Metern fahren, so viel steht fest. Die Nummern 104, 473, 470, 498 und 124 unterscheiden sich in Härte und Präparation erklärt Rehm: „Da kommt’s drauf an, ob die Kanten plan oder hängend geschliffen werden, ob man breite oder schmale Kanten braucht. Bei den Schlittschuhplatz-Verhältnissen hier braucht man eine breite Kante, sonst fehlt der Grip.”
Sein Skikeller befindet sich im Erdgeschoss einer kleinen Pension. Dort werkelt er mit Bürsten, Wachs-Bügeleisen und Kantenschleifmaschine an den Brettern, die für Höfl-Riesch die Welt bedeuten. Er kommt gerade vom Training mit Maria, hat sich den Rennhang mit ihr angeschaut, die Schneeverhältnissen studiert, um sich ein Bild zu machen für den WM-Lauf.
Vor den Speed-Disziplinen werden von Head zudem fünf Mann abgestellt, die nichts anderes machen, als sich auf Rennskier zu stellen und bergab laufen zu lassen. „Ski- und Wachs-Tests”, erklärt Rehm, „außerdem machen wir Video- und Highspeed-Aufnahmen. Da sieht man ganz gut, wie sich der Ski verhält.” Wenn man ein entsprechend geschultes Auge hat, versteht sich.
Besonders wichtig ist das so genannte Finish am Renntag selbst. „Es gibt Pulver, Sprays, Pasten und Highfloor-Wachse von sieben oder acht Firmen”, erzählt Rehm, „da hat jeder Servicemann seine Erfahrung und sein Bauchgefühl.” Auch er. Und bislang hat das prima funktioniert bei Rehm. „Im Riesenslalom wird's schwierig”, meint er, „aber wenn du schon zwei Medaillen umhängen hast, kannst du locker drauf losfahren.”
Sei es mit dem 104er, dem 473er, dem 470er – oder doch mit dem 124er.
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