Dienstreise ins Ich

Nur drei Tage nach dem Pokaldrama dahoam trifft der FC Bayern erneut auf Alba. Die Reise zu dem Spiel in Berlin ist auch eine zu den eigenen Wurzeln. „Ein schöner Kanister Benzin für die Rivalität.“
Julian Buhl, fss |
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Enttäuschte Pokalfinalverlierer: Savanovic (l.) sowie Taylor und Thompson (r.), die früher in Berlin spielten.
sampics/Augenklick Enttäuschte Pokalfinalverlierer: Savanovic (l.) sowie Taylor und Thompson (r.), die früher in Berlin spielten.

München - Ziemlich genau 500 Kilometer Luftlinie werden die Basketballer des FC Bayern heute zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen, an dem sie am Sonntag ihr Pokalfinaldrama dahoam erlebt haben. Ob ihnen das tatsächlich dabei helfen wird, über ihren sportlichen Liebeskummer hinwegzukommen, wird maßgeblich vom Ausgang des Achtelfinal-Hinspiels im Eurocup bei Alba Berlin (19.30 Uhr/Eurosport und telekombasketball.de) abhängen.

„So ein Moment bricht dir das Herz“, hatte Bayern-Point-Guard Justin Cobbs nach den packenden Schlusssekunden des Pokalendspiels und der 65:67-Niederlage gegen Alba gesagt. Der Traum vom Triumph beim erstmals in München ausgetragenen Top Four war dabei auf dramatische Art und Weise geplatzt. Der bayerische Trennungsschmerz wird heute Abend allerdings nirgendwo greifbarer sein als in der Berliner Basketballarena. Dorthin hat Alba das Objekt der Begierde, den Pokal, ja schließlich aus München entführt. Und genau dort kommt es nun zum Wiedersehen der beiden Teams, dem zweiten von insgesamt vier in zehn Tagen. Vor dem Rückspiel am Dienstag steht am Sonntag auch noch die Ligapartie in München an. Die Bayern könnten sich also umgehend bei Alba revanchieren – oder noch mehr verlieren.

Die Begegnung erfährt durch die jüngste Episode eine neue Zuspitzung. „Den Pokal in München zu holen“ sei, wie es Albas Akeem Vargas formulierte, „ein schöner Kanister Benzin für die Rivalität der beiden Klubs“. Sein Trainer Sasa Obradovic warnte aber: „Der FC Bayern weiß, wie man nach einer Niederlage zurückkommt. Diese Erfahrung haben wir in der letzten Saison im Halbfinale gemacht.“ Die Playoff-Serie hatten die Bayern (mit 3:2), wie die beiden zuvor, gewonnen. Aus Berliner Sicht war es durchaus eine Genugtuung, sich mit dem Pokalklau aus München revanchieren zu können. „Auf jeden Fall“, bestätigte Albas Alex King, der seine Karriere ironischerweise einst in der Jugend des FC Bayern begann, der AZ: „Das haben sie ja 2014 mit uns auch gemacht, bei ihrer Meisterschaft.“

Und auch die Trainer verbindet eine besondere Beziehung: „Es sind zwei großartige Trainer. Der eine ist Lehrling und Ex-Schützling des anderen“, sagte King: „Das ist schon an der Seitenlinie sehr emotional.“ Von 1993 bis 2000 coachte Svetislav Pesic (66) Alba Berlin. Von ‘94 bis ‘97 war sein serbischer Landsmann Obradovic (47) sein Schlüsselspieler und verlängerter Arm auf dem Feld. Pesics Sohn Marko (1995-1999 und 2000-2004 bei Alba), der Geschäftsführer des FCBB, war dabei Obradovics Teamkollege.

„Das ist definitiv eine ganz spezielle Rivalität mit einer langen Vorgeschichte“, sagte Bayern-Kapitän Bryce Taylor im Gespräch mit der AZ: „Auch einige Spieler von uns haben dort früher gespielt. Nihad, Deon, Alex (Djedovic, Thompson, Renfroe; d. Red.) und ich selbst.“ Wie Taylor verriet, pflege er trotz aller sportlicher Konkurrenz mit Berlins Kapitän King, mit dem er 2009 in Bonn zusammenspielte, nach wie vor eine Freundschaft. King hatte in München auch eine große Geste gezeigt, als er im Moment seines eigenen Pokaltriumphes Taylor und Co. zu deren starken Finalleistung gratuliert hatte.

Die beiden Klubs teilen zweifelsohne mehr miteinander als nur eine Vorgeschichte. Beim FC Bayern hatten und haben schließlich zahlreiche Verantwortliche und Spieler einen Berliner Background. Die Reise in die Hauptstadt ist deshalb nicht nur eine zur Revanche, sondern vor allem auch eine ins Ich. „Ich finde das super, dass es gleich wieder richtig zur Sache geht“, sagte Svetislav Pesic vor der Partie: „Für die Entwicklung der Mannschaft ist das wichtig.“ Er wolle sehen, „was wir aus dem letzten Spiel gelernt haben“. Nach dem Berliner Cup-Coups in München, glaubt King, „wird das jetzt noch intensiver, noch emotionaler“. Im Eurocup weiterkommen wolle sein Team freilich auch: „Dafür müssen wir den Bayern die Stirn bieten und zuhause so hoch wie möglich gewinnen.“ Klingt ganz danach, als würde King die Bayern gerne auch mit Herzschmerz wieder zurück nach München schicken.

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