Die zwei Gesichter von Maria

Einerseits ist der Ski-Star bei der WM erschöpft und müde. Andererseits kämpft Höfl-Riesch: „Der Kopf trägt mich weiter”
von  Abendzeitung

SCHLADMING Maria Höfl-Riesch ist in ihrem Leben noch nie einen Marathon gelaufen, und doch fühlt sie sich manchmal wie nach einem Langstreckenlauf durch eine Eiswüste. Das ist auch jetzt so, bei der Ski-WM. „Ich hoffe, dass mir nicht die Kraft ausgeht”, sagt sie vor der letzten Etappe, dem Slalom am Samstag (10.00/13.00 Uhr, ZDF und Eurosport, live), in den sie als Mitfavoritin geht.


In Schladming stand die 28-Jährige bei bisher fünf Renn-Einsätzen und zwei Abfahrtstrainings bereits nahezu 17 km auf Ski, dazu kamen zahlreiche Übungsläufe. Verglichen damit nehmen sich die zweimal 566 Meter im Slalom wie Sprints aus. Trotzdem achtet Höfl-Riesch in der Vorbereitung auf die Jagd nach ihrer vierten Medaille peinlich genau darauf, dass sie bloß keine Energie vergeudete. „Behandeln lassen, ausruhen, gut essen”, sagt sie über ihre Strategie, die zur zweiten Goldmedaille nach der in der Super-Kombination führen soll.


Übermäßig viel Training sah dieses Programm nicht vor. Nur „ein paar Fahrten” wollte die Slalom-Weltmeisterin von 2009 am Tag vor dem Rennen machen, „nicht zu viele, ich muss mich schonen”. Früher habe sie mehr Trainingsläufe gebraucht, heute sei „etwas Pause oft wichtiger”. Vor dem Weltcup-Slalom in der Flachau hätten ihr fünf Fahrten gereicht für „ein gutes Gefühl”. Dann dominierte sie dort die Konkurrenz, bis sie in Zielnähe ausschied.


Die zwei Gesichter von Maria Höfl-Riesch.


Ihr Körper ist ausgelaugt nach zwei Wochen Weltmeisterschaft und 25 Weltcup-Rennen – einem Marathon, den sie „Irrsinn” nennt. Jetzt lebt sie vom Willen. „Der Kopf”, sagt Höfl-Riesch, „macht viel aus. Der Kopf trägt mich weiter.” Und der Kopf sagt ihr: „Ich habe schon drei Medaillen im Gepäck, ich kann locker drauflosfahren.” Den Druck hätten die anderen. Doch das, wendet sie selbst ein, habe schon für den Riesenslalom gegolten. „Und dann war's im ersten Lauf doch nicht so.” Höfl-Riesch fuhr zu zaghaft, kraftlos. Mit einem guten Finale kam sie noch auf Platz neun – und nahm „etwas Positives” mit.


Das ist wichtig für sie. Der Hang, sagt Höfl-Riesch, „ist nicht so schwierig”. Aber die Konkurrenz, die sei stark. Allen voran die Amerikanerin Mikaela Shiffrin. Höfl-Riesch nennt die 17-Jährige ein „Jahrhunderttalent”. Sie könne sich „nicht erinnern, dass ich jemals eine Skifahrerin gesehen habe, die in diesem Alter bereits so stark ist. Wie sich Mikaela präsentiert – Wahnsinn!" Shiffrin hat drei der sieben Spezial-Slaloms in diesem Winter gewonnen. Im Riesenslalom am Freitag war sie als Sechste gut wie nie in dieser Disziplin. Auch Tina Maze aus Slowenien, in Schladming mit Gold und zweimal Silber schon hoch dekoriert.


Solange Rieschs Kopf funktioniert, scheint alles drin. Mit ihrer Aussage („Der Kopf trägt mich weiter”) hat sie zumindest schon mal verbal vorgelegt. Gegen Markus Wasmeier, der vor der WM gegenüber der AZ gesagt hatte: „Bei Maria passt’s momentan im Kopf nicht.”

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