Die Tortur des Qualifikanten

Ivo Klec ist elf Monate im Jahr unterwegs, doch für einen Coach fehlt das Geld. "Wenn’s ganz eng wird, hilft auch schon mal die Familie."
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Qualifikant bei den BMW Open: Ivo Klec.
firo/Augenklick Qualifikant bei den BMW Open: Ivo Klec.

Ivo Klec ist elf Monate im Jahr unterwegs, doch für einen Coach fehlt das Geld. "Wenn’s ganz eng wird, hilft auch schon mal die Familie."

MÜNCHEN Bevor die Asse aufschlagen bei den BMW Open, fighten die Qualifikanten um einen Platz im erlauchten Starterfeld. 32 Jung-Profis müssen sich Samstag und Sonntag (jeweils ab 11 Uhr) durch die Quali quälen bei Iphitos, vier davon dürfen sich dann (ab Montag) mit den Arrivierten messen beim Tennis-Spektakel am Aumeister.

Ivo Klec (28) hofft, dann noch dabei zu sein. Der gebürtige Slowake, seit 1990 Wahl-Münchner, kennt die Tortur nur zu gut. „Als Nummer 333 der Weltrangliste muss man bei ATP-Turnieren da durch.“ Es sei denn, man rutscht – wie Ivo im letzten Jahr in München durch die Absage von Tommy Haas – als „Lucky Looser“ rein. Trotzdem ist Tennis für Klec sein Traumberuf. „Ich kann mir nicht vorstellen, im Büro zu arbeiten.“

Am coolsten fand er Andre Agassi: "Bunt und verrückt"

Mit fünf Jahren nahm er erstmals einen Schläger in die Hand. Animiert von Papa Alexander, einem Tennis-Lehrer. „Als wir dann 1988 von Bratislava nach Deutschland übersiedelten, herrschte der große Tennis-Boom. Boris, Stich oder Sampras waren die großen Idole.“ Am „coolsten“ fand Klec allerdings André Agassi. „Weil der bunt und verrückt war.“ Also beschloss er, sein Glück im Profi-Zirkus zu versuchen.

Was Klec bis heute nicht bereut. Trotz des fast wöchentlichen Quali-Stresses, trotz häufiger finanzieller Sorgen. „Es ist ganz schwer, Sponsoren zu finden“, sagt er. Seine Reisen und Hotels („elf Monate bin ich unterwegs“) finanziert er über Preisgelder bei kleineren Turnieren oder von den Gagen aus Bundesliga-Engagements. „Und wenn’s ganz eng wird, hilft auch schon mal die Familie.“ Für einen Coach reicht das Geld momentan nicht. „Ich trainiere mit Kollegen.“

Und wer hilft über den Frust weg, wenn’s wieder mal nicht gereicht hat fürs Hauptfeld? „Noch mehr Training“, sagt Klec, „dann vergisst man die Enttäuschung.“ Und hofft, dass es eben beim nächsten Turnier klappt. Falls es nicht klappt mit der großen Karriere, gibt’s einen Plan B? „Nein“, sagt Klec, „wenn einem das Hauptgericht schmeckt, denkt man nicht über die Nachspeise nach.“

Franz Meier

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