Die Streitliga DEL

Die Vereine in der Königsklasse des deutschen Eishockeys wollen mehr Ausländer in der Liga spielen lassen, dagegen gibt es Widerstand.  
von  Matthias Kerber
Macht sich gegen eine Aufstockung des Ausländerkontingents in der DEL stark: Bundestrainer Marco Sturm.
Macht sich gegen eine Aufstockung des Ausländerkontingents in der DEL stark: Bundestrainer Marco Sturm. © Rauchensteiner/Augenklick

Die Vereine in der Königsklasse des deutschen Eishockeys wollen mehr Ausländer in der Liga spielen lassen, dagegen gibt es Widerstand.

KÖLN - Zu behaupten, dass es in der DEL, der Königsklasse des deutschen Eishockeys, brodeln würde, ist eine gehörige Untertreibung. Das ominöse Treffen der Besitzer (Owners-Meeting) am 29. Oktober auf Mallorca, bei dem 13 der 14 DEL-Klubs (Schwenningen fehlte) anwesend waren, schlägt extrem hohe Wellen.

Denn: Dort stimmten elf Klubs für die Aufstockung des Ausländerkontingents von derzeit neun Spieler auf elf. Das sollte dann in eigentlich in einem Umlaufbeschluss dingfest gemacht werden. Doch der DEL-Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Arnold schickte stattdessen einen Vorschlag rum, die Thematik bei einer Sitzung der sportlichen Leiter erneut zu diskutieren und danach einen Beschluss zu fassen. Dieses Treffen fand am 14. November in Düsseldorf statt. Nach AZ-Informationen war die Stimmung dort aber eine vollkommen andere, die sportlichen Leiter sind gegen eine Aufstockung der Ausländer in der DEL.

Genau wie Bundestrainer Marco Sturm, der befürchtet, dass die jungen deutschen Spieler so wieder weniger Eiszeiten in den ihren DEL-Klubs kriegen würden. „Dafür rücken noch nicht genügend junge Spieler nach. Nicht in der Breite, aber auch nicht in der Qualität“, sagte der ehemalige NHL-Superstar im „Kicker“. Noch deutlicher wurde ein Sportdirektor eines rheinischen Vereins, der aber nicht namentlich genannt werden wollte, zur AZ: „Es wäre eine Schande für das deutsche Eishockey, wenn wir jetzt das Kontingent plötzlich aufstocken.“ Und Deutschlands Eishockey-Ikone Didi Hegen hatte erst kürzlich zur AZ gesagt: „Die Nationalmannschaft ist das Aushängeschild unseres Sportes, es muss gewährleistet sein, dass wir möglichst viele junge deutsche Spieler in den Vereinen an das Nationalteam heranführen. Das geht nur über viel Eiszeit.“

Doch jetzt will die Liga den Beschluss durchdrücken: Der anfangs geplante Umlaufbeschluss ging inzwischen an die DEL-Vereine raus, die Frist läuft am heutigen Donnerstag aus. „Das war die Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts“, sagte Thomas Sabo, der Haupt- und Namenssponsor der Nürnberg Ice Tigers gegenüber „Nordbayern.de“: „Man hat acht Jahre dabei zugesehen, was in der Deutschen Eishockey Liga so läuft. Auch ich habe den Mantel des Schweigens darübergelegt. Aber irgendwann ist ein Tag gekommen, an dem man als Hauptsponsor nicht mehr zusehen kann. Von der Liga gab es ein Schreiben, in dem nahegelegt wurde, nicht über die Sache zu sprechen und, wenn doch, zu behaupten, dass gar nicht abgestimmt worden ist. Da muss ich sagen: Was soll denn der Quatsch?“

Schmuckhersteller Sabo kritisiert explizit die Kommunikation und das Krisenmanagement in der Liga. „All das ist das Ergebnis einer fehlenden offenen Kommunikation, die für viele DEL-Klubs sowie die Ice Tigers nicht mehr akzeptabel ist. Im Übrigen stehen die Ice Tigers mit ihrer Meinung nicht alleine.“ Es brodelt gewaltig in der DEL. Ganz gewaltig.   

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