"Die Streif war mein Schulweg"

Hansi Hinterseer, der singende Ex-Skistar aus Kitzbühel, erinnert sich an seine Jugend auf der Seidlalm. Er denkt, dass Stürze dazugehören.
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Hansi Hinterseer, hier bei einem Besuch in der AZ, war früher Skifahrer.
Gregor Feindt Hansi Hinterseer, hier bei einem Besuch in der AZ, war früher Skifahrer.

Hansi Hinterseer, der singende Ex-Skistar aus Kitzbühel, erinnert sich an seine Jugend auf der Seidlalm. Er denkt, dass Stürze dazugehören.

KITZBÜHEL Eigentlich übergab Hansi Hinterseer im Kitzbüheler Hotel „Weißes Rössl“ nur einen Spendenscheck für die Kinderkrebshilfe Tirol. Aber wenn er schon mal da ist, kann man mit ihm auch über die Streif reden. Schließlich ist der 55-Jährige mittendrin aufgewachsen: auf der Seidlalm.

AZ: Herr Hinterseer, Sie sind quasi auf der Streif groß geworden. Welches ist das erste Rennen, an das Sie sich erinnern können?

HANSI HINTERSEER: Das muss 1958 gewesen sein, da war ich vier. Seitdem hab' ich höchstens zwei oder drei Rennen verpasst. Ich hab' alle Großen fahren sehen: den Anderl Molterer, den Sailer Toni, Karl Schranz, Jean-Claude Killy – und meinen Vater Ernst (Olympiasieger 1960 in Squaw Valley, d.Red.). Und ich habe natürlich gesehen, wie das alles gewachsen ist, was für ein Geschäft daraus geworden ist. Nur die Leistung der Athleten wird zu wenig honoriert.

Wie meinen Sie das?

Dieses Rennen ist jedes Mal so wunderschön anzuschauen, das sind alles so tolle Athleten. Eigentlich sollte man jedem von denen direkt unten im Ziel 5000 Euro in die Hand drücken. Ohne diese Kerle würde all das Treiben hier in der Stadt nämlich gar nicht passieren, wäre dieses ganze Spektakel außerhalb des Rennens unmöglich.

Das Geschäft hat seinen Preis: Beim Training am Donnerstag ist Hans Grugger schwer gestürzt und schwebt seitdem in Lebensgefahr.

Die Streif ist die Streif. Sie wirft immer wieder Leute ab. Das ist das Risiko des Abfahrtslaufs. Das gehört einfach dazu, so furchtbar das zuweilen auch sein mag.

Muss die Streif entschärft werden? Glauben Sie, dass es vorab Fehler in der Pistenpräparierung gab?

Ich glaube eher, dass es ein Fahrfehler war, so wie vor zwei Jahren auch bei Daniel Albrecht (der Schweizer stürzte am Zielsprung schwer, d.Red.). Aber durch den extrem steilen Start hat man schon nach wenigen Metern an der Mausefalle sehr viel Speed drauf.

Wie viel ungefähr?

An Hunderter hast drauf.

Wie war das damals zu Ihrer aktiven Zeit? Da gab's die Sicherheitszäune noch nicht.

Naa, nur Bäume rechts und links. Da konntest nur hoffen, dass genug Schnee in den Stürzräumen liegt, wenn's dich raus haut. Der Berg war halt schon immer da. Ich weiß auch nicht, wie wir das mit der Ausrüstung damals gefahren sind – im Zielschuss waren wir ja auch schon mit 120 Sachen unterwegs.

Sie waren ja in Slalom und Riesenslalom erfolgreich. Sind Sie die Streif auch mal im Renntempo gefahren?

Ja, einmal: 1975, ein Trainingslauf in der Kombination. Die Piste hatte schon arg gelitten und von den Top 15, die damals als Erste starteten, waren vor mir schon neun Mann gestürzt: der Bernhard Russi, der Klammer Franz. Da muss irgendein Loch im Zielschuss gewesen sein, da hat's alle reingehauen. Und ich stand oben am Start und dachte mir: Was mach' ich hier eigentlich? Diese Fahrt hab' ich nie vergessen.

Es blieb Ihre einzige?

Ja, wir hatten damals ja 30 Mann allein in der österreichischen Qualifikation. Da hab' ich gedacht: Das tue ich mir nicht mehr an.

Sie sind die Strecke ja schon oft genug gefahren.

Dort hab' ich Skifahren gelernt. Da der Vater immer unterwegs war, bin ich bei meinen Großeltern auf der Seidl-alm aufgewachsen. Die Streif runter, das war mein Schulweg. Es gab ja noch keine Präparierung, nix, und im Frühjahr war der Schnee ab dem Hausberg schon sehr aper, da bin ich über die Wiesen drübergefahren. Und im Sommer zu Fuß nach Hause, das war das beste Konditionstraining.

Interview: Thomas Becker

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