Die Schumi-Dämmerung

MÜNCHEN - Der Rekord-Weltmeister kommt bei Mercedes einfach nicht in die Gänge. Er gibt eigene Fehler zu, wird von Experten kritisiert und im Ferrari-Land verhöhnt. „Warum hat er sich das angetan?“
Michael Schumacher ist weggekommen aus Shanghai. Montagvormittag flog er ab – im Privatjet von Formel-1-Oberzampano Bernie Ecclestone Richtung Süd- oder Osteuropa. Privilegien, die nur ein Rekordweltmeister besitzt. Sebastian Vettel, Jenson Button, Lewis Hamilton oder auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hatten da weniger Glück. Wegen der Aschewolke über Europa stecken sie noch fest in China.
Wenigstens bei der Rückreise war Schumacher also der Schnellste. Ganz anders als im Rennen von Shanghai, als er acht Mal überholt wurde, auf Rang zehn landete und sich hinterher harsche Kritik von Niki Lauda anhören musste. Eine enttäuschende Leistung, nur „Mittelmaß“ attestierte er Schumacher. Lauda vermisst die Aussicht auf Besserung. „Schumacher hat den schlechtesten Tag seiner Karriere erlebt. Michael leidet. Warum hat er sich das angetan?“, fragte die „Gazzetta dello Sport“. „Tuttosport“ schreibt: „Michael ist nur ein Schatten seiner selbst. Er verlässt das Auto, als wäre er darin zerstückelt worden.“ Schumacher, fünf Mal mit der Scuderia Weltmeister, wird im Ferrari-Land verhöhnt.
Bis zum Rennen am Sonntag konnten Schumacher und Mercedes schließlich immer darauf verweisen, dass trotz der mäßigen Ergebnisse doch Verbesserungen zu sehen waren. In Shanghai dagegen machte Schumacher Fehler. Und das nicht zu knapp: Er fuhr zu den falschen Zeitpunkten an die Box, verzockte sich bei der Reifenwahl – und wurde von seinem Teamkollegen Nico Rosberg wieder vorgeführt. Rosberg wurde wieder guter Dritter und bewies so, was im Regen auch mit einem eher durchschnittlichen Auto möglich ist.
„Michaels Probleme sind schwierig zu verstehen. Es sind nicht die schwierigen Kurven, sondern die technisch einfachen, wo er Probleme hat“, sagte Silberpfeil-Boss Ross Brawn. Das darf getrost als Kritik verstanden werden. „Bislang kam er Nico näher und näher, was in China passiert ist, war also völlig gegen den Trend“, ergänzte Brawn.
Auch Rosberg konnte sich ein wenig Häme nicht verkneifen. „Es wäre fantastisch, den Rest der Saison mit Michael zu kämpfen“, sagte er. Momentan geht das nicht, Schumacher ist zu langsam für Rosberg. „Michael muss in sich gehen und für sich die Konsequenzen ziehen“, so RTL-Kommentator Christian Danner.
Doch wie könnten die aussehen? Klar, Mercedes will bis zum nächsten Rennen in Barcelona am 9. Mai ein fast komplett neues Auto bauen. So soll der derzeit eher flügellahme Silberpfeil länger und hecklastiger werden. Ein Umstand, der Schumacher entgegenkommen sollte. Doch was passiert, wenn der 41-Jährige auch dann nicht näher an Rosberg herankommt? Wenn die Schumi-Dämmerung sich in dunkle Nacht verwandelt? „Ich gehe davon aus, dass Michael in Barcelona wieder bei der Musik sein wird. Das wäre auch gut für das Team“, sagte Rosberg am Sonntag. Sonst setzt es noch mehr Häme.
Filippo Cataldo