Die Scheichs kaufen BMW
MÜNCHEN - Formel-1-Rennstall geht für rund 80 Millionen Euro an die Stiftung „Qadbak“ – hinter die Königsfamilie aus Katar steckt. Doch darf das neue Team 2010 tatsächlich in der Könnigsklasse ran?
Der Ausstieg von BMW war eine Sensation, eine Überraschung, die auch den Schweizer Peter Sauber um die weitere Existenz des von ihm gegründeten Rennstalles in der Formel bangen ließ. Seit gestern nun ist Sauber eine große Sorge los: BMW verkaufte seine im Jahr 2005 erworbenen Anteile (80 Prozent) – und zwar für rund 80 Millionen Euro an die Schweizer Stiftung Qadbak. Offiziell vertritt die Stiftung, so die extrem knappe Firmenmitteilung, Interessen von Investoren aus Europa und dem Mittleren Osten. Anders gesagt: Die Scheichs kommen! Denn Qadbak vertritt auch jene Investoren um die Königsfamilie von Katar am Golf, die sich unlängst in England beim Fußball-Viertligisten Notts County einkaufte. Dort werden Millionen investiert, um mittelfristig in die Premier League zu kommen. Unter anderem wurde sogar Englands Ex-Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson verpflichtet.
BMW hat also einen liquiden Abnehmer gefunden, Sauber hat frisches Geld – aber dennoch keine Planungssicherheit. Und womöglich keinen Platz mehr in der Formel 1! Denn nur Stunden vor dem BMW-Verkauf hatte der Internationale Automobilverband FIA dem traditionsreichen Rennstall Lotus (siehe links) den Zuschlag gegeben, als 13. Team in der Saison 2010 an den Start gehen zu dürfen – unter anderem mit der Begründung, dass „die Besitzverhältnisse bei Sauber noch ungeklärt“ seien.
Bleibt Heidfeld in der Formel 1? Seine Hoffnung wächst
Dies hat sich nun geändert – und offenbar tendiert man bei der FIA dazu, die Serie auf 14 Teams aufzustocken. Aus BMW-Kreisen war zu hören, dass man davon ausgehe, auch 2010 fahren zu können. Das offizielle Statement: „Wir freuen uns, dass uns die FIA einen Startplatz in Aussicht gestellt hat.“
Sollten nicht die anderen Teams ihr Veto einlegen, darf Sauber also auch ohne BMW weiter in der Königsklasse ran. Der Fahrzeugbau im Schweizer Standort Hinwil kann somit sicher weitergehen. Die Belegschaft wird dennoch – bedingt durch das neue Reglement – schrumpfen: von derzeit 435 Arbeitskräften allein in der Schweiz auf 350 zum Jahresende 2010 und auf 280 ein Jahr später.
Das Risiko für BMW? Vielleicht ergeht es den Münchnern wie dem 2008er-Aussteiger Honda. Die Japaner zogen sich zurück und das Nachfolge-Team fährt als BrawnGP fährt von Sieg zu Sieg.
Und womöglich wird somit ja doch noch der große Traum von Nick Heidfeld wahr: sein erster Grand-Prix-Sieg. Denn der Mönchengladbacher, der sich um seine Weiterbeschäftigung als Formel-1-Fahrer großen Sorgen machen musste, hat dank der Scheichs auch wieder eine Perspektive haben. Am Geld jedenfalls wird es nicht scheitern. Der 32-jährige hatte zuletzt verstärkt Signale ausgesendet, beim BMW-Sauber-Nachfolge-Team bleiben zu wollen. Jetzt wird die Frage sein: Ist der Wunsch beidseitig?
Peter Hessele
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