Die Russen ärgern Greis
„Übel und arrogant“, schimpft der deutsche Biathlon-Star. Rivale Maxim Tschudow wirbt für Verständnis nach dem Dopingskandal.
PYEONGCHANG Extra aufgestanden ist Maxim Tschudow zwar nicht, um seine m flammenden Appell für mehr Verständnis für Russlands Biathleten größeren Nachdruck zu verleihen – sein Plädoyer für Anstand und Offenheit war aber auch so bemerkenswert genug. Bei sich trug der russische Biathlet die Silbermedaille, die er für seinen zweiten Platz in der bizarren Sonntag-Verfolgung mit dem denkwürdigen Hin und Her an Jury-Entscheidungen gerade überreicht bekommen hatte - von der er aber immer noch nicht weiß, ob sie ihn nun erfreut oder nicht. Schließlich hatte er zwischenzeitlich ja sogar Gold zugesprochen bekommen, weil Sieger Björndalen auf der Strecke falsch abgebogen war. Deshalb betonte der 29-jährige Soldat nun auch: „Ich war Zweiter, aber die Regeln sind gebrochen worden.“
Tschudow fühlt sich als moralischer Sieger. Noch wichtiger als die Verteilung von Gold oder Silber war ihm ein ordentlicher Publicity-Schub für sein Land und seinen Verband, der gerade drei Dopingfälle hervor gebracht hat.
Also erhob Tschudow gestern den Finger und legte los. Er sei „überhaupt nicht erfreut über das, was in unserem Team passiert ist“, erklärte er immerhin. Aber dann knöpfte er sich die anderen vor: „Das ist kein Grund, dass alle anderen sich von uns abwenden. Denn zuallererst bleiben wir doch Menschen, und das sollte man respektieren.“
Michael Greis, der gestern auf dem enttäuschenden 19. Platz einlief, meinte: „Ich wollte Tschudow nach dem Sprintrennen am Samstag gratulieren. Aber die Haltung, in der er sich vor mir platziert hat, war schon übel und arrogant.“ Und ergänzte: „Es interessiert mich nicht, was die sagen. Die erzählen eh nicht die Wahrheit.“ A.M.
- Themen: