Die roten Rambos
Übermotiviert, unsinnig und brutal: Die Überholmanöver der Ferrari Fahrer. Das Rennen von Melbourne war ein wahres Desaster für die Roten. Räikkönen und Massa schoßen sich selbst raus.
Für Kimi Räikkönen muss es die Höchststrafe gewesen sein. Zwei Mal war der Weltmeister gestern von der Strecke abgekommen, jeweils nach übermotivierten und unsinnigen Überholmanövern, später kapitulierte sein Motor vor der australischen Bullenhitze in Melbourne. Trotzdem musste sich der Finne - zumindest fürs Protokoll - ein bisschen freuen.
Weil Rubens Barrichello im Honda disqualifiziert wurde, erbte Räikkönen trotz seines Ausfalls den achten Platz und damit einen Punkt. Statt sich also klammheimlich zu verkrümeln, musste Räikkönen noch mal raus ins Fahrerlager und seine katastrophale Leistung analysieren. "Es ist sehr enttäuschend, das Rennen nicht beendet zu haben, aber der Punkt ist immerhin besser als nichts", sagte Räikkönen.
Schelte von Lauda
Andererseits hatte es Räikkönen vielleicht auch nicht anders verdient. "Der Kimi hat es fahrerisch komplett vergeigt, durch die vielen Fehler, die der gemacht hat", urteilte Ex-Weltmeister und RTL-Kommentator Niki Lauda, "der hat einen richtigen Käs zusammengefahren, als Weltmeister machst du solche Sachen eigentlich nicht."
Tatsächlich wirkte es ziemlich anfängerhaft, wie Räikkönen, der wegen eines technischen Defekts im Qualifying am Samstag nur von Platz 15 ins Rennen gegangen war, sich binnen Minuten selbst seine Chance aufs Podium nahm. Nach einer bravourösen Aufholjagd wollte Räikkönen direkt nach einer Safety-Car-Phase mit aller Macht an Timo Glock im Toyota vorbei. Und das, obwohl seine Reifen schon völlig abgefahren und er sowieso in jener Runde an die Box kommen wollte. Räikkönen verbremste sich, kam aufs Gras, drehte sich.
Später versuchte er sich quasi mit der Brechstange an Robert Kubica vorbeizuzwängen. Die Folge: Räikkönen verpasste den Bremspunkt, raste mit seinem Ferrari ins Kiesbett. "Kimi wäre heute ganz nach vorne gekommen, wenn er vernünftig gefahren wäre", urteilte Lauda.
Noch schlechter: Filipe Massa
Noch desaströser die Leistung von Räikkönens Ferrari-Kollegen Felipe Massa. Nach einer vermeidbaren Kollision in der ersten Runde musste der Brasilianer sich an der Box eine neue Nase fürs Fahrwerk holen. Massa musste dem Feld mit zwei Runden Rückstand hinterherjagen. Doch das hinderte ihn nicht, ein brutales und waghalsiges Überholmanöver nach dem nächsten zu starten. Als er dann den blauen Red Bull von David Coulthard vor sich hatte, verschätzte sich Massa aber richtig. Er knallte in den Seitenkasten des Red Bull, rammte Coulthard von der Strecke. "Das macht man beim Kart, wenn man seinen Gegner unfair von der Strecke bekommen will", so der vernichtende Kommentar des RTL-Experten Christian Danner. Massa und Räikkönen waren gestern nur noch die roten Rambos.
F. Cataldo, P. Hesseler