Die Rache des Riesen

Nach dem sensationellen Sieg über Topfavorit Friedrichshafen steht Generali Haching erstmals im Volleyball-Pokalfinale – und Blocker Max Günthör feiert einen ganz privaten Triumph.
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Haching-Kapitän Marco Liefke schlägt sich durch.  Sportlich läuft es rund in Haching, finanziell muss scharf gerechnet werden.
sampics/Augenklick Haching-Kapitän Marco Liefke schlägt sich durch. Sportlich läuft es rund in Haching, finanziell muss scharf gerechnet werden.

UNTERHACHING - Nach dem sensationellen Sieg über Topfavorit Friedrichshafen steht Generali Haching erstmals im Volleyball-Pokalfinale – und Blocker Max Günthör feiert einen ganz privaten Triumph.

Als die ersten Takte von Haindlings „Bayern, des samma mia" durch die Halle am Utzweg schallen, schlägt der 2,08-Meter-Riese wieder zu: Max Günthör schnappt sich einen 15 Zentimeter kleineren Kollegen und beginnt zu hüpfen. Hand in Hand mit Eugen Bakumovski und lauthals grölend startet Günthör den Tanz der Riesen - mehr springend als tanzend, aber das ist wohl so bei Volleyballern.

Generali Haching befindet sich nach dem sensationellen 3:1 (21:25, 25:23, 25:23, 26:24) über den VfB Friedrichshafen im Finale des DVV-Pokals und im Freudentaumel. Volleyball-Deutschland jubelte einen Tag vor Silvester mit. „Denn“, so Haching-Trainer Mihai Paduretu, „die Dominanz ist beendet.“ Der VfB Friedrichshafen, seit Jahren das bundesweite Nonplusultra am Netz, kann nach acht Pokalsiegen in Serie den Titel nicht verteidigen. Haching dagegen steht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in einem Endspiel (am 8. März gegen den Moerser SC). Der Rumäne Paduretu genoss den Sieg über Kollegen und Landsmann Stelian Moculescu: „Es war bei uns dieser Biss da. Viel besser kann's nicht sein."

Das dachten sich auch die 1200 Zuschauer in der ausverkauften Halle, die ihrem Spitznamen „Disco der Liga“ alle Ehre machte. Die Fans feierten frenetisch jeden Punkt gegen den Favoriten vom Bodensee. „Das war sagenhaft", sagte Günthör, „das hat uns so richtig gepuscht."

Gelassen saß der 23-Jährige später auf einem Holzstuhl. Die langen Arme hatte er vor der Brust verschränkt, sein nass geschwitztes Trikot klebte am dünnen Leib. Nur Günthörs Blick ließ erahnen, was in ihm, dem gebürtigen Friedrichshafener, vorging. Für ihn war’s ein ganz persönlicher Triumph. Die Rache des Riesen? „Natürlich war ich heute besonders motiviert", sagte er grinsend.

17 Punkte standen nach 111 Spielminuten für ihn zu Buche, grandios für einen Mittelblocker. „Max war heute für uns sauwichtig", lobte Kapitän Marco Liefke, „er hat uns emotional geführt." Günthör rannte, blockte und schmetterte als speise ihn eine unsichtbare Energiequelle. Doch einmal schoss er übers Ziel hinaus, kassierte Gelb – Strafpunkt für den Gegner wegen Unsportlichkeit. Seine Mittelfinger hatten sich in Richtung VfB verselbständigt. „Ein Ausrutscher", sagte Günthör, „aber es ist ja alles noch einmal gut gegangen."

Neun Jahre hatte er in seiner Heimatstadt gespielt und war unter Coach Moculescu sogar zum Nationalspieler (über 50 Länderspiele) gereift. „Dem VfB habe ich alles zu verdanken“, sagte Günthör, „dort habe ich Volleyball von der Pike auf gelernt." Doch der Abschied war schmerzlich. 2007 wurde ihm mitgeteilt, dass er nicht mehr benötigt werde. „Das war nicht schön, aber ich bin nicht mehr böse." Enttäuscht wechselte er damals nach Düren. Nur eine Saison später landete Günthör bei Generali. „In Haching passt alles. Hier bin ich richtig", sagt Günthör, der an der FH München studiert. Seine Freundin Dina, die am Dienstag in der Halle mitfieberte, lebt zwar immer noch in Friedrichshafen, „aber München ist ja im Gegensatz zu Düren nur einen Katzensprung entfernt". Weißbier gehört übrigens längst zu seinen Lieblingsgetränken. „Mittlerweile habe ich Bayern im Blut.“Joscha Thieringer

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