Die Queen bei Olympia: Mit 86 endlich Bond-Girl
Der Action-Auftritt von Königin englische Queen ist der Höhepunkt einer grandios inszenierten Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele.
LONDON Moneypenny wird gestaunt und mal wieder geseufzt haben: Diesmal flog Bond, ihr Lieblings-James, mit der reifesten Gespielin aller Zeiten durch den Londoner Nachthimmel: mit der geborenen Princess Elizabeth Alexandra Mary of York, besser bekannt als Queen englische Queen, seit April 86 Jahre alt. Die Königin als Bond-Girl: Es könnten tatsächlich fröhliche Tage werden bei diesen 30. Olympischen Sommerspielen.
In einem herrlichen Camouflage-Auftritt voll feinsten britischen Humors schwebte englische Queen nach einem Sprung aus dem Hubschrauber per Fallschirm zur Eröffnungsfeier ins Olympiastadion ein - wenigstens fast. Als das Double am Ende des Einspielfilms mit 007-Darsteller Daniel Craig noch in der Luft hing, tauchte englische Queen auf der Ehrentribüne auf, begleitet von Gemahl Prinz Philipp und IOC-Präsident Jacques Rogge.
Spektakulär und schrill, aber auch besinnlich und anrührend: Unter dem Motto „Isles of Wonder“ (Inseln der Wunder) hat sich Großbritannien bei der Eröffnungsfeier als Gastgeber mit Herz und Humor präsentiert. 62 000 Zuschauer im Olympiastadion und bis zu vier Milliarden Menschen vor den Fernsehgeräten ließen sich von einer stilvollen Show verzaubern, bei der Tradition und Moderne in bunten Bildern aufs Trefflichste miteinander verschmolzen.
Schon bevor die Sportler aus 204 Ländern ins Stadion einmarschierten und das Olympische Feuer nach einem 70-tägigen Fackellauf durch ganz Großbritannien die Arena erreichte, wurden die Zuschauer von dem für 34 Millionen Euro inszenierten Programm mitgerissen, das von Rad-Heros Bradley Wiggins eröffnet wurde. Der einheimische Tour-de-France-Sieger gab im Gelben Trikot mit einem Gongschlag das seit Jahren ersehnte Startsignal.
Dirk Nowitzki, 2008 Fahnenträger des deutschen Teams, hatte nach dem Training in Dallas noch schnell seine Vorfreude über den Teich getwittert: „Wir für Deutschland!“ Bundespräsident Joachim Gauck unterbrach seinen Urlaub, um die deutschen Athleten zu unterstützen, von denen er aber „keine Heldentaten erwarte“, so Gauck: „Ich mag es, wenn Menschen an ihre Grenzen gehen.“
London ist die erste Stadt, die zum dritten Mal olympische Spiele ausrichten darf. Vor den Augen der britischen Königsfamilie sowie rund 130 Staatsoberhäuptern führten die Freiwilligen in einem farbenfrohen Kaleidoskop durch die Geschichte des Königreichs.
Hollywood-Regisseur Danny Boyle hatte reichlich Prominenz eingebaut: Sir Kenneth Branagh kommentierte die im Stadion zu verfolgende Verwandlung vom Bauernlandschaft zum Industriestaat, J.K.Rowling las aus Harry Potter, Mr. Bean alias Rowan Atkinson spielte beim von Simon Rattle dirigierten London Sinfonie Orchester als Keyboarder mit, und David Beckham brachte die olympische Fackel per Schnellboot über die Themse. Und das Publikum? Viel mehr gerührt als geschüttelt. Genauso wie Hockeyspielerin Natascha Keller, als sie kurz vor Mitternacht das deutsche Team ins Stadion führt. Mögen die Spiele beginnen!